„Wir können beide hinlangen, das ist kein Thema“
10.9.2013, 13:00 UhrFrau Bettschnitt, Frau Adel, fühlen Sie sich als Trendsetterinnen und sind Sie darauf ein bisschen stolz?
Luise Bettschnitt: Stolz ist vielleicht der falsche Ausdruck, denn das Ganze war ja eher aus der Not heraus geboren. Anlass war ein Brand im Nachbarort. Zum Glück brach das Feuer an einem Freitagnachmittag aus, da waren schon mehr Männer von der Arbeit daheim als an einem normalen Wochentag und konnten ausrücken.
Heidi Adel: Nach diesem Einsatz hatte eine Nachbarin die Idee, dass doch auch Frauen zur Feuerwehr gehen könnten. Kurze Zeit später fand zu diesem Thema ein Info-Abend statt, woraufhin sich sieben Frauen spontan bereit erklärten, in den aktiven Feuerwehrdienst einzutreten.
Eine gewaltige Quote. Die Oedenreuther Wehr war damals rund 25 Köpfe stark. Wie haben die Männer denn reagiert?
Bettschnitt (schmunzelt): Der ein oder andere Mann schien darüber nicht besonders erfreut zu sein.
Und was haben Ihre eigenen Männer gesagt?
Bettschnitt: Unsere Männer waren seit Jahren bei der Feuerwehr. Meiner war stellvertretender Kommandant und stand dem offen gegenüber.
Adel: Mein Mann reagierte eher skeptisch.
Wie lange hielt die Skepsis an?
Bettschnitt: In der eigenen Gruppe wurden wir schnell akzeptiert, aber extern hat es länger gedauert.
Wie haben Sie das geschafft?
Adel: Beispielsweise mit den verschiedenen Leistungsabzeichen, die wir gemeinsam mit unseren männlichen Kameraden abgelegt haben. Dabei muss der Ablauf verschiedener Tätigkeiten in einer vorgegebenen Zeit geschafft, aber auch Zusatzaufgaben, etwa aus dem Erste-Hilfe-Bereich, gelöst werden. Dabei kann die Feuerwehrgruppe immer nur komplett bestehen.
Es soll allerdings schon Frauen gegeben haben, die die Pumpe beim Herausheben aus dem Auto haben fallen lassen. Welche Rolle spielt die Kraft bei der Arbeit der Feuerwehr?
Bettschnitt: Wir können beide hinlangen, das ist kein Thema.
Im Einsatz sind Sie also noch nie an Ihre Grenzen gestoßen?
Bettschnitt: Einer meiner ersten Einsätze war ein Unfall auf der B14 mit drei Toten. Das war schon sehr hart.
Adel: Ich musste solch schlimme Erfahrung Gott sei Dank noch nicht machen.
Wie viele Kolleginnen haben Sie inzwischen bei der Oedenreuther Wehr?
Adel: Bedauerlicherweise sind wir als Einzige übriggeblieben. Der überwiegende Anteil der Anderen ist weggezogen.
Ist es in einem vergleichsweise kleinen Ort wie Oedenreuth mit der Feuerwehr als einzigem Verein nicht leichter, auch weiblichen Nachwuchs zu bekommen?
Adel: Leider nein. Viele schrecken womöglich vor der anfangs hohen Anzahl an Ausbildungsstunden, wie beim Truppmannlehrgang, zurück. Diese sind notwendig, um überhaupt aktiven Dienst bei der Feuerwehr leisten zu dürfen.
Bettschnitt: Ich würde mich sehr freuen, wenn Mädchen und Frauen den Mut finden würden, den aktiven Dienst bei der Feuerwehr zu leisten. Neben Übungen und Einsätzen bleibt natürlich noch Zeit zur Geselligkeit und Pflege der Kameradschaft. Und was letztendlich wirklich zählt, ist das gute Gefühl, jemandem in seiner Not zu helfen.
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