Wird Fürths Bahnhofplatz nach historischem Vorbild umgestaltet?
20.11.2020, 05:39 UhrEs ist nicht gerade Kleckerkram, den sich die Stadt da vorgenommen hat: Am einen Ende der Innenstadt soll rund um den Helmplatz ein schmuckes neues "Pegnitzquartier" entstehen; am anderen Ende rückt unterdessen das Umfeld des Hauptbahnhofs in den Blickpunkt. Und dort sind gleich mehrere Felder zu beackern.
Sanierung des Fürther Hauptbahnhofs: Das plant der Investor
Ziel Nummer eins: Der Bahnhofplatz soll sich von einer Drehscheibe für den herkömmlichen ÖPNV zur "Mobilitätsdrehscheibe" modernen Zuschnitts mausern. Will heißen: Nicht nur Busse und Bahnen sollen hier zur Verfügung stehen, auch Carsharing und Mietfahrräder, dazu bekommen Radler ein großzügiges Fahrradparkhaus. Und: Den motorisierten Individualverkehr will man eindämmen.
Deshalb sehen erste Überlegungen vor, von bisher mehreren Spuren vor dem Bahnhofsgebäude möglicherweise nur noch eine übrigzulassen. Eine "starke Trennwirkung" haben die Fahrbahnen derzeit, monieren die Planer – sowohl Richtung Bahnhof als auch Richtung Innenstadt.
Das soll sich ebenso zum Besseren entwickeln wie die Aufenthaltsqualität des gesamten Areals. Zwar wird dessen Charakter "als eine große Platz- und Haltestelleninsel" grundsätzlich nicht in Frage gestellt, doch mehr Grün ist erwünscht, auch Toiletten, Trinkwasserbrunnen und WLAN stehen auf der Liste.
Historisches Vorbild für den Bahnhofplatz
Interessant und möglicherweise wegweisend: Im Konzept des Fürther Stadtplanungsamts taucht ein Bild des Bahnhofplatzes aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf, das den von Grünflächen, Bäumen und Blumenrabatten gesäumten Centaurenbrunnen zeigt. Das Ensemble "setzt in seiner Qualität Maßstäbe auch für die zukünftige Neunutzung und -gestaltung", heißt es dazu.
Was am Ende realisiert wird, muss ein städtebaulicher und landschaftsplanerischer Wettbewerb ergeben; ein Projektteam der Stadt bahnt ihn derzeit an, auch Bürgerbeteiligung ist vorgesehen. Doch nicht nur der Platz soll sich wandeln, auch das Bahnhofsgebäude – wobei hier nicht die Kommune zuständig ist, sondern ein privater Investor.
Die Sanierung des historischen Komplexes ist schon in vollem Gang, in diesen Tagen werden die Gerüste von der inzwischen aufgehübschten Sandsteinfassade entfernt.
Im Inneren wird weiter intensiv an der Runderneuerung des von der Bahn reichlich heruntergewirtschafteten Ensembles gewerkelt. Die Stadt steht dabei in engem Kontakt mit dem Bauherren Philipp Streng, einem gebürtigen Fürther, der sich bereits mit etlichen aufwendigen Denkmalsanierungen einen Namen gemacht hat. "Ein Glücksfall" sei das, betont Fürths OB gern, denn als Einheimischem liege Streng das Projekt besonders am Herzen.
Auch der Bahnhof soll aussehen wie früher
Bei der Sanierung will man dem ursprünglichen Erscheinungsbild möglichst nahe kommen, einziehen sollen unter anderem das Kundencenter der Infra und die städtische Tourist-Info. Vorgesehen ist laut dem Konzept des Stadtplanungsamts zudem ein Tagescafé mit Außenbestuhlung auf dem Bahnhofplatz. Auch dies könnte erheblich zum erhofften Charme des Areals beitragen.
Und dann wäre da noch die wohl härteste Nuss, die es zu knacken gilt: der seit Jahrzehnten ersehnte barrierefreie Zugang zu den Bahnsteigen, die noch immer nur über Treppen und nicht per Aufzug zu erreichen sind. Ein Unding, darüber sind sich die politischen Akteure in Fürth über alle Parteigrenzen hinweg einig – allein die für den Umbau verantwortliche Deutsche Bahn (DB) kommt bisher nicht in die Gänge.
Alle sollen an einem Strang ziehen
Ein eigenes Projektteam soll sich nun ausschließlich diesem haarigen Thema widmen. Wichtig, so die städtische Baureferentin Christine Lippert, sei dabei, "dass wir als Stadt gebündelt auftreten", dass man "eine gemeinsame Strategie hat".
Deshalb sollen der Fürther Bundestagsabgeordnete Christian Schmidt, der auch im Bahn-Aufsichtsrat sitzt, Vertreter der örtlichen Bau- und der Wirtschaftsverwaltung sowie des Bahnhofsinvestors an einem Strang ziehen – und intensiv um Unterstützung bei DB und Bund werben.
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