Wünsche der 'Cadolzburger Jugend

2.3.2017, 06:00 Uhr
Wünsche der 'Cadolzburger Jugend

© Foto: Peter Budig

Alexia Deeg (12) hat ihre Sorge im Gepäck dabei: "Ich spiele gerne draußen Tennis, auf dem alten Platz am Hort. Jetzt soll er verschwinden. Viele denken, er wird gar nicht mehr genutzt, aber meine Freundinnen und ich sind Stammgäste dort." Ihr Wunsch wird gehört – und der Sachverhalt – bislang im Rathaus unbekannt – geklärt, sichert Bürgermeister Bernd Obst zu. "Es gehört dazu, dass wir in einem halben Jahr auch mal nachfragen, was aus den Vereinbarungen geworden ist", verspricht Frank Reißmann vom Kreisjugendring, der die Veranstaltung moderiert.

Drei Ebenen der Demokratiegestaltung sind zu diesem Treff gekommen: Junge Bürger, ihre erwachsenen Beistände und offizielle Entscheider. Ein geschickter Schachzug, der seit 2011 in Cadolzburg erstmals wieder organisiert wird. Diana Eichhorn (SPD) und Andreas Fingerhut (CSU) hatten eingeladen. Sie sind die ehrenamtlichen Jugendvertreter im Gemeinderat von Cadolzburg. Thomas Gassner, der hauptamtlich im Jugendzentrum arbeitet, Bürgermeister Obst und einige Gemeinderäte sind gekommen, um zuzuhören und zu klären, was bei den Jugendlichen anliegt.

Schnell kommt auf den Tisch: Ein von Erwachsenen leicht übersehenes Problem des jugendlichen Landlebens heißt Mobilität. Wie komme ich in der Freizeit von Ballersdorf, Rütteldorf, Egersdorf oder Zautendorf nach Cadolzburg zu meinen Freunden, wo doch gerade am Wochenende kaum Busse verkehren?

Die Fahrt in die Großstadt Fürth — wo man auch als junger Mensch nun mal gern Freizeit verbringt, kostet 4,80 Euro einfach, und dann ist noch kein Eis gegessen, keine Kinokarte bezahlt.

Nachhaken beim VGN

Der Kreisjugendring will hier den Bezirk Mittelfranken mit ins Boot holen, um mit dem VGN zu verhandeln. Denn: Müssen 14-Jährige wirklich schon den Erwachsenentarif zahlen, wo in Nürnberg gerade im Gespräch ist, Senioren über 70 besondere Rabatte zu gewähren? Das empfinden junge Leute als ungerecht.

Viele der Jugendlichen, etwa fünf Prozent der Cadolzburger in dieser Altersgruppe ist zum Diskurs erschienen, haben Bedarf an mehr Sportstätten: Ein Basketballfeld, ein Bolzplatz (der alte ist ziemlich heruntergekommen), ein Fitnessstudio, ein Skateplatz, das wär‘s. "Fitnessstudios werden eher privat betrieben — und die Investoren wollen ins Stadtzentrum, nicht nach Cadolzburg", macht Obst diesbezüglich wenig Mut. Aber der Bolzplatz könnte neu hergerichtet, mit extra Basketballfeld und einem überdachten Außentreff versehen werden", schlägt er als Option vor.

Dominik Schmidt und seine Kumpels hätten im Winter gern Zugang zur dritten, weniger genutzten Turnhalle — sie regen an, gegen Kaution nachmittags den Schlüssel zu erhalten. Obst ist allerdings skeptisch: "Jugendtreffs ohne Aufsicht — wir haben damit nicht nur gute Erfahrungen gemacht", erinnert sich der Bürgermeister.

So wogen die Gespräche hin und her. Pluralismus, der Treibstoff der Demokratie, ist allgemein in Verruf geraten. Denn Kompromisse sind meist mühsam und Übungen, friedlichen Ausgleich von Interessen zu finden, schmecken nicht immer nach Erdbeereis. Aber wie es besser gehen könnte, hat noch keiner herausgefunden. Im Gespräch bei Limo, Butterbrezen und Laugenstangen kam man sich aber auf jeden Fall näher.

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