Zu Hause wird nicht geprobt

20.7.2012, 12:00 Uhr
Zu Hause wird nicht geprobt

© Horst Linke

„Neue Fußstapfen“ nennt Michael Bliemel den Schritt, der für ihn eine Premiere ist. Im vergangenen Jahr hat spätberufene 45-Jährige seine erste eigene Inszenierung gestemmt, im Stadtpark sind nun gleich zwei weitere Regiearbeiten von ihm zu sehen.

„Jan Burdinski hat mich dazu verdonnert“, versichert Bliemel und lacht. Soll heißen, Burdinski, Chef des von Hollfeld aus wandernden „Fränkischen Theatersommers“, der ab heute, 20. Juli, bis zum 5. August erstmals auf der Fürther Freilichtbühne wirbelt, brachte auch beruflich zusammen, was offensichtlich eine perfekte Besetzung ist: Michael Bliemel und seine Frau, die Schauspielerin Angélique Verdel.

Getroffen hatten sich die drei in Cadolzburg bei den seinerzeit neugegründeten Burgfestspielen. Burdinski führte Regie bei der „Weißen Witwe“, Verdel übernahm die Regieassistenz und Michael Bliemel stand in diesem Fall als Schurke Greehüdl („ein ganz fieser Typ“) auf der Bühne. „Im Anschluss daran erklärte Burdinski dann einfach, dass ich jetzt Regie führen soll.“

Versierter Techniker

Das habe er zwar noch nie zuvor gemacht, andererseits hat er natürlich als versierter Techniker unter anderem im Kulturforum seit einigen Jahren Einblicke gewonnen: „Man sieht halt sehr viel und bekommt ein Auge dafür, was funktioniert und wie Spannung aufgebaut wird.“

Spannend ist zunächst natürlich die Arbeit mit der eigenen Frau. „,Seid ihr wahnsinnig‘, haben sich die Leute echauffiert, als sie hörten, worum es diesmal geht“, sagt Bliemel, der auch bei den Dullnraamer-Faschings-Anarchos gern mit einem Song vor Anker geht. Kann man jetzt verstehen, schließlich heißt die Solo-Komödie, die heute ab 20 Uhr auf der Freilichtbühne zu sehen ist „Meine tolle Scheidung“. Aber nein, versichert Blümel, das sei kein böses Omen. Die Proben seien „eine supertolle Erfahrung“ gewesen: „Wir hatten eine richtig gute Zeit.“ Wichtig sei allerdings eines, wenn die eigene Frau die Hauptdarstellerin ist: „Proben geht nur in neutralen Räumen.“ Ansonsten sei die Gefahr zu groß, dass „ständig das Telefon klingelt oder die Katze mittendurch läuft“. Allerdings muss er zugeben: „Viele Ideen sind dann doch zu Hause auf dem Sofa entwickelt worden.“

Tief ins bayerische Gemüt greift die nächste Inszenierung Bliemels: „Ludwig II. — Leben, Leiden, Lieben“ heißt das geistreiche Solo-Stück, dass an diesem Samstag und am Montag im Stadtpark auf dem Programm steht. Marcus Zollfrank (29), Schauspieler aus Bayreuth, spielt den auf ewig Unverstandenen als Gespenst und schwärmt von seinem Regisseur: „Das war so eine gute Zusammenarbeit, wir haben ganz viel ausprobiert und versucht, sehr viel Facetten darzustellen.“

Spannend, unterhaltsam, aber auch historisch korrekt sei das Ludwig-Theater, versichert Zollfrank. Auch Kini-Kenner haben nichts zu meckern. Der Fürther Michael Bliemel gibt zu, dass er sich als Regisseur dem großen bayerischen Mythos ganz unverkrampft genähert hat: „Ich habe mir zum Beispiel vorher keinen der bekannten Filme angeschaut, sondern mich nur auf das Stück eingelassen.“ Dass seine Inszenierungen jetzt im Stadtpark zu sehen sind, freut ihn sehr: „Für mich ist das einfach etwas ganz Besonderes.“ Als Techniker blutet ihm ein ganz klein wenig das Herz: „Der Fränkische Theatersommer ist ein Reise-Theater, da sind etwa die lichtgestalterischen Mittel relativ begrenzt.“ Keine Frage, dass er an dieser Stelle trotzdem „ein bissl was versucht“.

Wie schaut’s aus mit ersten richtungweisenden Erkenntnissen in den neuen Fußstapfen? Michael Bliemel nickt: „Man muss den Mut haben, Text zu streichen und auch mal Pausen zulassen. Nur zutexten kommt nicht infrage.“

Ein weiterer Vorbericht zum Programm des Fränkischen Theatersommers (bis 5. August) folgt.

„Meine tolle Scheidung“: heute und 27. Juli, 20 Uhr. „Ludwig II. — Leben, Leiden, Lieben“: 21. und 25. Juli, 20 Uhr. Tickets (jeweils 15 Euro) an der Abendkasse der Freilichtbühne im Stadtpark. Weitere Infos: www.theatersommer.de

 

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