Aussichten für Weihnachten
"Ganz schwerer Brummer" fegt über Franken - Miese Wetterprognosen für die Festtage
19.12.2023, 15:51 UhrDominik Jung macht wenig Hoffnung. "Es sieht nach eher kargen Weihnachtsfeiertagen aus", sagt der vielleicht in den Medien derzeit umtriebigste Meteorologe von "wetter.net". Ein Blick in die Modellkarten, erklärt der Experte, dürfte alle Fans der weißen Pracht für Heilig Abend enttäuschen. Jung rechnet tagsüber mit zwischen zwei und fünf Grad über dem Gefrierpunkt, in der Nacht gehen die Prognosen für Franken derzeit von zwei bis drei Grad aus - definitiv zu viel für Schnee. "Es kann sein, dass oberhalb von 500 Metern mal eine Flocke fällt, rund um den Großraum Nürnberg ist das aber sehr unwahrscheinlich." Die Restchancen auf ein in Weiß gehülltes Fest taxiert Jung auf vielleicht zehn Prozent. "Zu 90 Prozent wird es eher eine grüne Weihnacht."
Orkantief fegt über die Region
Auch laut Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) wird es in Bayern zu Weihnachten eher mild und regnerisch. Die Chance auf weiße Weihnachten sei überall in Bayern eher gering, sagte ein Meteorologe des DWD am Dienstag gegenüber der "Deutschen Presse-Agentur". Zusätzlich müsse man sich in der Region am Wochenende auf Sturm einstellen, wie der Fränkische Wetterochs erklärt. Bereits vor dem Fest müssen sich die Franken auf ordentlich Wind gefasst machen.
"Am Donnerstag haben wir es mit einem ganz schweren Brummer zu tun, und zwar mit einem Orkantief, das von Island kommend über Småland nach Osten zieht", erklärt Meteorologe Stefan Ochs. "Bei uns ist das Wetter garstig". Länger anhaltende Regenfälle, am Abend Gewitter, schwere Sturmböen und vereinzelt sogar Orkanböen seien möglich.
Dieses Jahr also erneut mit hoher Wahrscheinlichkeit keine weiße Weihnacht. Das mag ärgerlich sein, wo es doch Anfang Dezember so viel wie lange nicht mehr schneite - untypisch ist das aber nicht, sagt Jung. "Das ist das, was wir eine meteorologische Singularität nennen." Häufig wird es um Weihnachten herum wieder mild, was auch nicht sonderlich verwunderlich ist, denn: "Kalendarisch befinden wir uns noch immer im Herbst, der Winter beginnt erst in ein paar Tagen." Der Traum von der weißen Weihnacht, so der Experte, sei wahrscheinlich der Werbung geschuldet. "Das gab es auch früher nicht häufiger, das ist ein Trugschluss." Der letzte richtige kalte Dezember sei 2010 gewesen. "Vier kalte Tage zu Beginn des Monats machen eben noch keinen richtigen Winter."
Schnee zu Weihnachten: "Viele Faktoren ergeben unser Wetter"
Nur: Wann wird es mal wieder richtig Winter? Das kann auch Jung nicht sagen. "Kein Mensch weiß, wie das Wetter im Januar wird." Natürlich gebe es langfristige Modelle. "Die sehen unisono aber eher einen milden Winter. Jetzt eine Januar-Prognose auszurufen, wäre unseriös." Das Märchen vom Polarwirbel kann der Meteorologe jedenfalls nicht mehr hören. "Das wird im Prinzip jedes Jahr herausgekramt."
Experten warnen regelmäßig davor, dass sich der Polarwirbel - eine Ansammlung von kalten Luftmassen rund um den Nordpol herum - aufsplitten und dann kalte Temperaturen nach Europa und Deutschland bringen könnte. "Natürlich könnte er das, 'Polarwirbelsplit' hört sich auch hochtrabend fachlich an. Aber nur weil er das könnte, heißt das nicht, dass das auch passiert. Das ist nicht mehr als eine gute Schlagzeile." Überhaupt sei es nicht seriös, sich bei der Prognose auf einen Aspekt - eben den Polarwirbel - zu fokussieren. "Unsere Atmosphäre ist chaotisch und viele Faktoren ergeben dann unser Wetter."
Der Klimawandel könnte uns jedenfalls auch in Zukunft den deutschen Winter verhageln. "Er verwässert sich zwischen Herbst und Frühling", erklärt Jung. "Man spürt kaum noch die großen Unterschiede, weil es selten so richtig kalt wird." Die kalte Jahreszeit wird wärmer, das spüren besonders Allergiker. "Schon Ende Dezember, spätestens Anfang Januar, fliegen die ersten Pollen", sagt der Experte. "Am Pollenflugkalender kann man das ganz gut sehen - es gibt fast keinen Monat mehr, wo Ruhe ist."
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