NN/NZ-Klinikcheck
Gefährliche Lungenentzündung: Diese Klinik hat die besten Behandlungserfolge
23.10.2021, 05:54 UhrSehr gute Behandlungserfolge haben unter anderem auch das Klinikum Nürnberg Nord, das Klinikum Nürnberg Süd, das Klinikum Fürth, das St. Anna Krankenhaus Sulzbach-Rosenberg und das Universitätsklinikum Erlangen, die ebenfalls auf den vorderen Plätzen liegen. In diesem Ranking sind Covid-19-Patienten noch nicht berücksichtigt.
Eine ambulant erworbene Lungenentzündung ist weltweit die häufigste tödlich verlaufende Infektionskrankheit. Etwa 13 Prozent der Patienten versterben daran im Krankenhaus.
Was passiert bei einer Lungenentzündung genau im Körper?
Die ambulant erworbene Pneumonie wird vor allem durch Pneumokokken, also Bakterien, aber auch durch Viren wie bei Covid-19 und Grippe, ausgelöst, aber auch durch Legionellen und Chlamydien. Diese Erreger gelangen über die Atemwege in die kleinsten Lungenbläschen und in die Bronchien der tiefen Lunge. "Das passiert ständig. Dann werden die Abwehrzellen des Körpers aktiv und vernichten die Erreger", erklärt Professor Dr. Peter Hubert Grewe, Chefarzt der Medizinischen Klinik 1 und damit der Pneumologie am Klinikum Neumarkt.
Wenn die Abwehr- oder Entzündungszellen es aber nicht schaffen, diese Erreger abzutöten, dann vermehren diese sich in den Lungenbläschen. "Es kommt zum Teufelskreis: Immer mehr Bakterien entstehen, immer mehr Entzündungszellen werden an den Ort des Geschehens transportiert. Daraus entsteht eine Lungenentzündung", sagt Grewe.
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Welche Symptome haben die Patienten?
"Es gibt nicht das klassische Symptom. Das macht die Diagnose so delikat", erklärt der Chefarzt. Viele Patienten reagieren mit Fieber, Schweißausbrüchen, Abgeschlagenheit, Luftnot und Husten mit Auswurf. Aber es gibt auch Patienten, die kein Fieber, sondern Untertemperatur und Schüttelfrost haben.
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Was macht die Diagnose der Lungenentzündung so schwierig?
Die genannten Symptome wie Luftnot, Fieber und Husten können auch bei anderen Lungenerkrankungen und grippalen Infekten auftreten. Es gibt keine einzelne Untersuchung, mit der eine Pneumonie mit hundertprozentiger Sicherheit diagnostiziert werden kann. "Darum müssen die behandelnden Ärzte in kürzester Zeit ein Bild aus vielen Mosaikbausteinen zusammensetzen", so Grewe.
Viele Lungenentzündungen werden von den Hausärzten diagnostiziert. Manche Patienten kommen auch ins Notfallzentrum nach Neumarkt und werden dort untersucht. "Hier muss nach einer Stunde die Diagnose stehen und die Behandlung mit einem Breitspektrum-Antibiotikum beginnen", sagt Grewe. Allerdings gibt es für die virale Lungenentzündung noch kein zugelassenes Medikament, weshalb hier nur die Symptome behandelt werden können. Dass Diagnose und Therapie rechtzeitig beginnen und kontinuierlich bis zur Entlassung weitergeführt werden, gehört - neben der Sterblichkeit während des Kinikaufenthalts - zu den Qualitätsindikatoren für dieses Klinik-Ranking.
Welche Menschen sind am meisten gefährdet, an einer Pneumonie zu erkranken?
Das höchste Risiko haben jene, die schon eine Lungenentzündung hatten, aber auch Patienten, die an einer chronischen Bronchitis oder Asthma leiden. Gefährdet sind auch Menschen, die wegen einer Tumorerkrankung ein geschwächtes Immunsystem haben oder eine Cortison-Therapie bekommen. Besonders anfällig sind Menschen ab etwa 65 Jahren, weil sie häufig Begleiterkrankungen wie Diabetes mellitus oder vorgeschädigte Lungen durch langjährigen Nikotinkonsum haben. "Rauchen verursacht das so genannte Lungen-Emphysem, wobei die Lungenbläschen platzen. Das Reinigungssystem der Lunge wird schwer geschädigt", erklärt Grewe.
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Muss jeder Patient mit einer Lungenentzündung in die Klinik?
Nein. Ins Krankenhaus müssen vor allem Menschen, die über 65 sind und solche mit schweren Symptomen. "Besonders gefährdet sind Patienten, die schon eine Bewusstseinstrübung haben", sagt der Herz- und Lungenspezialist. Diese entsteht durch Flüssigkeits- und Sauerstoffmangel.
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Wird denn in der Notaufnahme zwischen einer Covid-19-Lungenentzündung und einer bakteriellen Pneumonie unterschieden?
"Das ist sehr wichtig", sagt Grewe. "Wir unterscheiden bakterielle und virale Lungenentzündungen. Da ist Covid-19 natürlich neben der Virus-Grippe, gegen die sich viele Menschen impfen lassen, die ganz aktuelle Erkrankung." Innerhalb der ersten Stunde nach Eintreffen des Patienten in der Notaufnahme müssen die wichtigsten Laborwerte vorliegen, anhand derer Ärzte die Unterscheidung treffen können. Covid-19 ist ein Infekt, bei dem die Viren den ganzen Körper befallen, vor allem Herz, Nieren, Leber und Lunge. "Weit über 90 Prozent der Covid-19-Patienten leiden an Luftnot und einer Lungen-Problematik", so Grewe.
Sind Covid-19-Patienten immer schwerer erkrankt als Patienten mit bakterieller Lungenentzündung?
"Nein. Es gibt auch Covid-19-Patienten mit leichten Verläufen, die nicht ins Krankenhaus müssen", sagt der Lungenspezialist. Wie bei der Virus-Grippe heilt bei ihnen eine leichte Lungenentzündung ohne Therapie aus. "Bei der bakteriellen Lungenentzündung darf man aber nicht zu Hause bleiben und abwarten", warnt er. Wer Husten mit eitrigem Auswurf hat, sollte so schnell wie möglich in ein Notfallzentrum gehen. "Wenn Patienten glauben, das sei schon nicht so schlimm, kann das ein lebensgefährlicher Irrtum sein."
Kann man einer Lungenentzündung vorbeugen?
Das Wichtigste ist, mit dem Rauchen aufzuhören. Wer sich außerdem regelmäßig bewegt, schützt seine Lunge. "Die beste Sportart für Menschen, die schon mal eine Lungenentzündung hatten, ist Nordic Walking, weil die Frischluft dabei bis in die kleinen Lungenbläschen dringt", so Grewe. Durch den Stockeinsatz werde außerdem die Atemhilfsmuskulatur trainiert.
Was tut das Klinikum Neumarkt, um bei Diagnostik und Therapie so gut zu sein?
"Unsere Behandlungserfolge erreichen wir im Team, indem die Mitarbeiter des Notfallzentrums von Chefarzt Harald Hennig, die der Medizinischen Klinik II unter Professor Claus Schäfer und meiner Medizinischen Klinik 1 Hand in Hand arbeiten." Bei schweren Verläufen ist auch das Team der Intensivstation von Professor Ulrich Schwemmer gefordert. In einer Klinik dieser Größe sei die Kommunikation exzellent, "Bei uns werden Patienten im Notfallzentrum von allen Fachbereichen behandelt. Die Wege sind kurz. Wir bekommen Laborwerte sofort", sagt Grewe. Nach der schnellen Diagnose werde kompetent und kontinuierlich weiterbehandelt. "Das trägt wesentlich dazu bei, die Sterblichkeitsrate gering zu halten."
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Die nächste Folge des NN/NZ-Klinikchecks am 30. Oktober 2021 befasst sich mit Geburtshilfe. Fragen oder Anregungen? Mailen Sie uns: nnnz-klinikcheck@pressenetz.de
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