Gescheitertes Projekt: Darum kam Center Parcs 2008 nicht nach Franken
8.9.2020, 05:39 UhrSabine Freifrau von Süsskind, mit ihrer Familie Besitzerin von Schloss und Schlosspark Dennenlohe, empört sich noch heute, wenn sie sich an das Scheitern des Center-Parc-Projekts erinnert. 250 Hektar Bürgerwald dürften nicht für ein Großprojekt verramscht werden, hieß es im Jahr 2008 von Seiten des Bund Naturschutzes, als sich Center Parcs in Dennenlohe niederlassen wollte. Doch von Süsskind sieht das völlig anders: "Das ist kein Bürgerwald. Jahrhundertelang hat er zum Schloss in Dennenlohe gehört, bis ihn mein Mann 1990 an den Freistaat verkauft hat. Bis heute verirrt sich kaum ein Bürger in den Wald, das ist kein Spaziergängerwald."
Der Wald war an den Freistaat verkauft worden, um Renovierungen am Schloss zu bezahlen und weil man lieber ein ganz neues Standbein aufbauen wollte. Wo sich hinter dem Schloss bis 1990 Mais- und Getreidefelder erstreckten, entstand ein stetig wachsender, in der Region einzigartiger Landschaftspark.
"Ein Kleinod, das wäre perfekt für uns gewesen"
Selbst englische und französische Garten-Zeitschriften schreiben regelmäßig über den Park mit seinem Bhutan-Tempel und den Tausenden von Seerosen im Schlossweiher, dem Rhododendronpark und neuerdings auch einem Monopteros. Für Center Parcs war der Landschaftspark als direkter Nachbar damals ein absoluter Glücksfall. Es sollte ein direkter Eingang vom Ferien- zum Landschaftspark entstehen. "Das hätte uns 100.000 bis 150.000 zusätzliche Besucher im Jahr gebracht", meint von Süsskind.
Drei Grundstücke hatte Center Parcs damals für einen neuen Standort in der Endauswahl. Um alle drei an einem Tag sehen zu können, schwebten die Chefs mit dem Helikopter ein, darunter auch Gérard Brémond, Gründer und Leiter der französischen Unternehmensgruppe Pierre et Vacances, zu der auch Center Parcs gehört. "Als er dann aus der Luft das Schloss und den wunderbaren Schlosspark gesehen hat, war er sofort hellauf begeistert", erzählt Janssen. "Das ist ein echtes Kleinod, das wäre perfekt für uns gewesen", meint der Niederländer auch heute noch.
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Helmut Altreuther sieht das ganz anders. Als Geschäftsführer der Kreisgruppe Ansbach des Bund Naturschutzes (der er auch heute noch ist) war er für viele so etwas wie der Rädelsführer der Proteste gegen Center Parcs. "Ich habe grundsätzlich gar nichts gegen Center Parcs", sagt er. Altreuther und seine Mitstreiter hatten sich damals den Center Parc Bispinger Heide bei Lüneburg angesehen. "Das waren alles relativ idyllisch gelegene Häuser. Und ich glaube Herrn Janssen auch, dass Center Parcs versucht, das so verträglich wie möglich zu machen. Aber der Standort bei uns war einfach völlig ungeeignet dafür", meint der BN-Vertreter.
Wenn die Welt schon so eine Anlage brauche, habe man den Center-Parcs-Vertretern damals gesagt, solle man dafür keine unbelasteten Gebiete mit hohem Biotopwert nehmen, sondern vorbelastete Bereiche wie Gewerbebrachen oder frühere Militärgelände. Letzteres habe man zwar sehr allgemein und ohne konkreten Standortvorschlag gesagt, "es kann aber durchaus sein, dass sie so auf das Muna-Gelände in Langlau gekommen sind", sagt Altreuther heute.
"Wir haben heftig gekämpft"
"Wir haben heftig gekämpft damals. Das hat die Freundschaft zu den Bürgermeistern hier nicht gerade vertieft", erinnert er sich. Die "Heide" bei Dennenlohe sei mit 2500 Hektar das größte zusammenhängende Waldgebiet im Landkreis Ansbach, darin befänden sich ökologisch wertvolle Feuchtgebiete wie das Großlellenfelder Moor. "Da gab es nicht die Möglichkeit, besonders sensibel vorzugehen und es verträglich zu gestalten. Ein Ferienpark an dieser Stelle war einfach völlig ausgeschlossen", betont Altreuther.
Nicht richtig ist allerdings offenbar ein Argument, das damals im gemeinsamen Positionspapier von BN und Landesbund für Vogelschutz aufgeführt wurde. Demnach sollte ein Weiher als Wasserskifläche genutzt werden. "Da haben sie was verwechselt. So etwas haben wir in einem anderen Park. Aber bei uns ist jeder Park anders. Wir richten uns da immer nach Gegebenheiten und dem Gelände vor Ort. Wasserski war hier nie geplant", betont Janssen.
Vielmehr hätte man die zum Schutz der Karpfen installierte Schreckschussanlage zur Vertreibung von Graureihern und Kormoranen sowie die über dem Wasser gespannten Drähte entfernt und stattdessen im Gelände getarnte Vogelbeobachtungsplätze gebaut. "Im Masterplan waren schon solche Bird Watching Points eingezeichnet. Auch den Biber, der an den Weihern aktiv war, hätte man von dort beobachten könnten", erzählt Janssen.
Limes und Weiher als Hindernisse
Anders als jetzt in Langlau, konnte es sich Center Parcs in Dennenlohe erlauben, erst an die Öffentlichkeit zu gehen, als es schon einen ersten Masterplan und detaillierte Untersuchungen des Geländes gab. "So konnten wir sehr vieles direkt beantworten und Bedenken zerstreuen", erklärt Janssen. In Langlau dagegen stehen man noch ganz am Anfang und könne erst im Oktober langsam etwas mehr sagen.
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Obwohl es in Dennenlohe also bereits einen Masterplan gab und der Boden nicht für viele Millionen Euro von Kampfmitteln gereinigt werden musste wie in Langlau, tauchten immer neue Hindernisse auf und der Masterplan musste ständig angepasst werden. So musste man mit den Häusern Abstand zu den Weihern und dem durch das Gelände verlaufenden Limes halten.
"Es gab große Flächen, die wir nicht bebauen konnten. Und vor allem waren das strategisch wichtige Flächen. Es wurde mit der Zeit immer schwieriger. Und das alles hat ja auch viel Geld gekostet", verdeutlicht Janssen. "Das wäre dann kein Center Parc, sondern nur noch ein Center-Schlauch gewesen", meint auch Helmut Altreuther vom Bund Naturschutz.
Seehofer versuchte, Center Parcs zu überzeugen
Und so war Ende Juli 2009, kurz zuvor hatten die Ferienpark-Gegner noch in Großlellenfeld ein großes "Fest für die Heide" mit 1000 Besuchern gefeiert, der Punkt erreicht, an dem sich Center Parcs auf einen Schlag von Dennenlohe verabschiedete. Eine knappe Mitteilung genügte für den Paukenschlag. Das Unternehmen widmete sich lieber dem Muna-Gelände in Leutkirch im Allgäu, wo man stattdessen einen Ferienpark entwickelte.
Sollte das Projekt scheitern, werde man Bayern für lange Zeit den Rücken kehren, kündigte Center-Parcs-Vertreter Jan Janssen damals an. Das Projekt scheiterte, und Center Parcs kehrte Bayern tatsächlich den Rücken. Stattdessen wurde ein Park im baden-württembergischen Leutkirch verwirklicht, und das, obwohl Bayerns damaliger Ministerpräsident Horst Seehofer mehrmals bei Janssen angerufen hatte, um ihn davon zu überzeugen, im Freistaat zu bleiben. Doch erst jetzt, zwölf Jahre später, wird Franken wieder aktuell.
Janssen weiß also aus der Vergangenheit nur zu genau, wie groß der Protest in Franken werden kann. Und er verspricht, in Langlau besonders sensibel vorzugehen. "Wir wissen, wo auf dem Gelände es wirklich wertvollen Wald gibt. Der wird gesichert. Auch die wertvollen Biotope", versichert er. Gleichzeitig befänden sich auf dem Gelände aber noch 257 Gebäude und ein Straßennetz von 22 Kilometern Länge. Mehr als zehn Prozent der Gesamtfläche seien schon jetzt versiegelt.
"Wo jetzt ein Bunker ist, ist keine hochwertige Natur"
"Mit unseren Wegen und Häusern versuchen wir, der bestehenden Infrastruktur zu folgen. Wo jetzt ein Bunker ist, ist ja auch keine hochwertige Natur. Da können wir auch ein Ferienhaus hinstellen", meint Janssen. Diese und nächste Woche sei man erneut in Franken, um in weiteren Gemeinden, beim Bund Naturschutz und bei verschiedenen Ämtern vorzusprechen.
Dem Schlosspark Dennenlohe trauert er noch immer etwas hinterher. "Das wäre aber auch eine zweischneidige Sache gewesen, wir waren damals noch nicht so weit", sagt Sabine Freifrau von Süsskind. Center Parcs wäre eine gewaltige Herausforderung gewesen. Der sonst im Winter geschlossene Park hätte das ganze Jahr über geöffnet bleiben müssen. Ein Tunnel vom Landschaftspark zum Gutshof wäre nötig geworden, der Gutshof selbst wäre zum Seminarzentrum umgestaltet worden, ein neues Café hätte entstehen müssen.
Trotzdem: Das Positive hätte klar überwogen. Man war sich über die Verkaufspreise für die Weiher bereits so gut wie einig, es gab auch schon Kooperationsverträge darüber, wie man die Eintrittspreise für Ferienpark-Gäste gestaltet hätte. Doch dann kam das Scheitern.
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