Zwangsläufig wird es durch die Übung auch im Straßenverkehr zu erheblichen Belastungen kommen. 8600 Radfahrzeuge und mehr als 1100 Kettenfahrzeuge der US-Army werden Richtung Osten bewegt – ein Großteil davon allerdings erst im April. Eine Route wird über Mannheim und Nürnberg Richtung Dresden führen. Abgewickelt werden sollen die Transporte hauptsächlich in den Nachtstunden, um die Störungen im Osterreiseverkehr einigermaßen in Grenzen zu halten. An den Osterfeiertagen selbst sind keine Truppentransporte geplant.
Aufschlussreiche Mängelliste?
Wie stark die Beeinträchtigungen sein werden, kann noch niemand genau vorhersagen. Und auch nicht, welche Infrastrukturprobleme die Übung ans Tageslicht fördern wird. "Nach der Übung wird eine lange Mängelliste abzuarbeiten sein", ist Christian Schmidt (CSU), Fürther Bundestagsabgeordneter und ehemaliger Verteidigungsstaatssekretär, überzeugt. "Zum Beispiel sind die Transportkapazitäten der Deutschen Bahn für militärisches Gerät nicht mehr im notwendigen Ausmaß gegeben", betont das DB-Aufsichtsratsmitglied.
Und auch Straßen und Brücken könnten durch die Truppenverlegungen beschädigt werden. Schmidt erinnert in dem Zusammenhang an die lange Zeit allgegenwärtigen gelben Schilder vor Brücken, die angaben, welche militärischen Lastenklassen die Bauwerke gefahrlos überqueren konnten. Seit dem Jahr 2009 schreibt das Verteidigungsministerium diese Schilder nicht mehr vor, viele davon sind verschwunden. "Ich könnte mir vorstellen, dass nach der Übung diese Schilder zumindest an den Haupt-Transportrouten wieder aufgestellt werden müssen", meint Schmidt.
"Jezt wird das natürlich viele irritieren"
Früher freilich war mancher Bürgermeister auch heimlich froh darüber, wenn Militärfahrzeuge eine Ortsstraße beschädigten. Durch die gezahlte Entschädigung wurde so manche ohnehin lange anstehende Sanierung bequem finanziert.
Zwischen 1969 und 1993 fanden in Deutschland nahezu jährlich Großmanöver der Nato statt. Durch diese "Reforger" genannten Übungen ("Reforger" steht dabei für "Return of Forces to Germany", also "Rückkehr von Streitkräften nach Deutschland") wurde man auch in der Region regelmäßig Zeuge großer Truppenbewegungen. "Jetzt wird das natürlich viele irritieren. Man ist das einfach seit Jahrzehnten nicht mehr gewohnt", sagt Schmidt. Es handle sich dieses Mal in der Region aber nur um Truppenverlegungen mit höchstens 20 Fahrzeugen im Konvoi und nicht um Gefechtsübungen.
Vor zehn Jahren wäre der ehemalige Verteidigungsstaatssekretär einer solcher Übung noch zurückhaltender gegenübergestanden. Jetzt hält er sie aber für dringend notwendig. "Durch die völkerrechtswidrigen Besetzungen in der Ost-Ukraine und auf der Krim hat sich herausgestellt, dass die Nato zeigen muss, dass sie Truppen schnell nach Osteuropa verlagern kann", argumentiert der CSU-Politiker Schmidt.
Linke kritisieren Übung
Das sehen von den im Bundestag vertretenen Parteien vor allem die Linken anders. Sie unterstützen die Initiative "Stoppt Defender 2020" und kritisieren die "Kriegssimulation". Mit der Übung werde Russland provoziert, was letztlich weitere Eskalationen nach sich ziehen könne.
Den Sinn der Großübung verteidigt dagegen die Nürnberger SPD-Bundestagsabgeordnete Gabriela Heinrich. "Es ist für uns und für die Sicherheit Europas wichtig, verteidigungsfähig zu sein und die Übung dient auch dazu, Verbesserungsbedarf auszumachen. Als Signal der Transparenz werden zu der Übung auch internationale Beobachter eingeladen werden." Heinrich, die stellvertretendes Mitglied im Verteidigungsausschuss des Bundestags ist, nennt die Kritik der Linken "wenig überraschend, da sie ja die Nato und letztlich auch die Bundeswehr abschaffen will. Verantwortungsbewusste Politik muss aber auch an die Sicherheit der Bevölkerung denken."
Gabriela Heinrich hofft, dass durch die verabredete Zusammenarbeit mit den örtlichen Straßenverkehrsbehörden im Großraum Nürnberg Belastungen durch die Truppentransporte möglichst gering gehalten werden können.