GfE-Prozess: 16 Zeugen und ein Diplomat aus "Germanitien"
20.8.2012, 07:44 UhrBis Anfang November, für die ersten 10 von 26 angesetzten Verhandlungstagen, hat die Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts lediglich 16 Zeugen geladen. Wenig, wenn man bedenkt, dass die Staatsanwaltschaft in ihrer 331-seitigen Anklageschrift immerhin 1557 mögliche Zeugen benennt. Doch für Sprecher Alfred Huber ist das „eigentlich ein normaler Vorgang. Am Anfang werden eben nur die besonders wichtigen Zeugen geladen.“
14 Erstbeklagte von aktuell insgesamt 51 Beschuldigten der „Gesellschaft zur Förderung Erneuerbarer Energien GfE“ werden den Zeugen von der Anklagebank aus zuhören. Einer der 14 ist Karl M. Ein Autoschlossermeister, der lange Zeit erfolgreich für einen Tuner im Landkreis Fürth arbeitete.
M. war so etwas wie der Chefentwickler jenes GfE-BHKW: Der Motor hätte die Energie des Treibstoffs Pflanzenöl zu über 90 Prozent in Strom umsetzen sollen. Üblich sind bei BHKW heute etwa 50 Prozent elektrischer Wirkungsgrad. Die verkauften BHKW funktionierten nicht wie in Prospekten und Verkaufsgesprächen angepriesen.
Der 52-jährige M. war kürzlich von Münchner Bundespolizisten auf Grund eines Nürnberger Haftbefehls am Flughafen München festgenommen worden. M. war gerade auf dem Heimweg von Tunis. Auch sein professionell wirkender Diplomatenpass bewahrte M. nicht vor der Festnahme. Denn das „Dokument“ war ausgestellt von „Germanitien“, ein „Staat“ auf dem Gebiet Deutschlands. M. sitzt seither in Ansbach in U-Haft. Wie der Beklagte M. das Land überhaupt hatte verlassen können, bleibt unklar.
Einer der ersten 16 für das Gericht wohl wichtigsten Zeugen ist der einstige GfE-Produktionsmitarbeiter Gerd T. (Name geändert). Der glitt wie einige Kollegen nach dem plötzlichen Ende der GfE-Gruppe Ende 2010 zunächst in „HartzIV“: Ihm war — wie berichtet — nicht ordnungsgemäß gekündigt worden.
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