Naturschutz gegen Tourismus

"Gravierende Folgen für Natur": Streit um Frankenwaldbrücke - Naturschützer reichen Klage ein

Theresa Neuß

E-Mail zur Autorenseite

18.02.2025, 17:17 Uhr
Aktivisten vor Ort setzten sich gegen den Bau der Frankenwaldbrücken ein.

© BUND Naturschutz Bayern Aktivisten vor Ort setzten sich gegen den Bau der Frankenwaldbrücken ein.

Der Bund Naturschutz (BN) und die Initiative Höllental klagen gegen den geplanten Bau der Frankenwaldbrücken im oberfränkischen Höllental. Man sehe das Bauvorhaben als großen Eingriff in die Natur und habe deshalb am Dienstag Klage gegen den Bebauungsplan eingereicht, sagte Martin Geilhufe, Landesbeauftragter des BN, in einer Mitteilung. Die Entscheidung liege nun beim Bayerischen Verwaltungsgerichtshof in München.

Längste Fußgänger-Hängebrücke der Welt

Die beiden Frankenwaldbrücken wären, falls sie gebaut werden, die längsten Fußgänger-Hängebrücken der Welt. Eine soll rund einen Kilometer lang sein, die andere knapp 400 Meter. Sie sollen das landschaftlich reizvolle Höllental zwischen der Stadt Lichtenberg und der Gemeinde Issigau im Landkreis Hof überspannen und zahlreiche Touristen in den Frankenwald locken.

Ende November 2024 hatte der Hofer Kreistag mit 38 zu 20 Stimmen entschieden, die Planungen der Frankenwaldbrücken weiter voranzutreiben. Nach der Abstimmung hatte der Bund Naturschutz angekündigt, gegen das Projekt zu klagen, sobald der Bebauungsplan vorliege.

Naturschützer sorgen sich um Ökosystem

Naturschützer sind besorgt, dass die Ausflügler und Touristen, die durch die Hängebrücken angezogen werden, das Ökosystem im Höllental mit zahlreichen seltenen Pflanzenarten stören könnten. "Der Bau und die drastisch steigenden Besucherzahlen würden zu irreparablem Schäden im sensiblen Naturraum führen", so Geilhufe.

Das Landratsamt Hof schätzt, dass bis zu 300.000 Besucher pro Jahr die Fußgängerbrücken nutzen werden. Nach Einschätzung des BN kann an Wochenenden allerdings "mit einer Verzwölffachung der Besucherströme gerechnet werden", heißt es in der Pressemitteilung des BN. Bei schönem Wetter könnten es zwischen 6.000 und 10.000 Besuchern am Tag werden - "mit gravierenden Folgen für Natur und Umwelt."

Das Höllental ist ein weitläufiges Naturschutzgebiet mit außergewöhnlicher Biodiversität. Laut BN beherbergt es zahlreiche bedrohte Tier- und Pflanzenarten und bildet ein "einzigartiges Mosaik aus Felsen, Schluchtwäldern, Auwäldern und Trockenbiotopen". Der BUND Naturschutz befürchtet, dass die Menschenmassen Flora und Fauna stören oder sogar nachhaltig schädigen könnten.

Geschätzte Baukosten haben sich fast verdoppelt

Nach Angaben des Landkreises belaufen sich die Gesamtkosten für den Bau der beiden Brücken auf etwas mehr als 42 Millionen Euro. Ursprünglich waren 22 Millionen Euro veranschlagt worden. Die Staatsregierung hat demnach finanzielle Unterstützung zugesagt, da sie die Frankenwaldbrücken als wichtiges Projekt zur Förderung des Tourismus ansieht.

Grundlage dafür sei die sogenannte RÖFE-Förderung, teilte das Hofer Landratsamt mit. RÖFE steht für "Richtlinien zur Förderung von öffentlichen touristischen Infrastruktureinrichtungen". Die Förderhöhe liegt bei 70 Prozent der förderfähigen Kosten. Langfristig geht der Landkreis aufgrund von Besuchereinnahmen von einem kostendeckenden Projekt aus.

Keine Kommentare