50 Jahre Forstwirtschaftliche Vereinigung Mittelfranken
29.8.2011, 11:16 UhrEinen Einblick, wie viele Aspekte bei der Bewirtschaftung des Waldes ineinandergreifen, erhielten die Jubiläumsgäste in und um die Alte Reithalle in Triesdorf am Samstagabend. Forstbaumschulen, Holzverarbeitungsbetriebe, Bayerischer Bauernverband, der Ökologische Jagdverband, das Amt für Ländliche Entwicklung oder die Forstverwaltungen hatten Informationsstände aufgebaut und demonstrierten somit, dass die Forst- und Holzbranche mit einem Gesamtumsatz von 37 Milliarden Euro und 190 000 Beschäftigten zurecht zu den fünf wichtigsten Wirtschaftszweigen in Deutschland gehöre.
Den rund 20 Ausstellern dankte FVM-Vorsitzender Walter Nussel für die Präsentationen und hob in der Begrüßung die gelebte Nachhaltigkeit der Waldwirtschaft heraus, die bereits vor 300 Jahren im Zusammenhang mit dem Wald manifestiert wurde und sich heute in allen Lebensbereichen niederschlage. Nussel hieß zahlreiche Ehrengäste, voran Minister Brunner, Bundestagsabgeordneten Rainer Erdel, Landtagsabgeordneten Gerhard Wägemann und Regierungspräsident Dr. Thomas Bauer mit weiteren Vertretern aus Politik, Verbänden und den Forstbetriebsgemeinschaften willkommen.
Diese hohe Präsenz zeige die Wertschätzung für den Einsatz und die Organisation der FVM. Sieben Forstwirtschaftliche Vereinigungen bestehen als Dachorganisation der Forstbetriebsgemeinschaften (FBG) in Bayern. In elf FBG in Mittelfranken sind rund 19 000 Waldbesitzer mit 140 000 Hektar Waldfläche organisiert. Für Altmühlfranken ist die FBG Franken Süd mit den Vorsitzenden Klaus Schmidt und Karl Gracklauer zuständig.
Seit zehn Jahren steht Walter Nussel der FVM vor, Forstreform, Rahmenverträge zur Holzvermarktung und Information für die Mitglieder sind das Hauptaufgabenfeld. Unter Beifall des Publikums dankte Nussel dem Landwirtschaftsminister für die Verhinderung des Nationalparks Steigerwald und Tendenzen zur Nutzungsstilllegung von Waldflächen.
Ein Meilenstein war der Waldtag in Weißenburg, so Nussel, denn hier hatten Minister und Ministerpräsident ein klares Zeichen „pro Wald“ erklärt. Diesen besonderen Tag mit dem „Weißenburger Appell“ für eine aktive und nachhaltige Forstwirtschaft griff auch Landwirtschaftsminister Brunner in seiner Festansprache auf und verknüpfte dies mit dem Motto der Vereinten Nationen „Wälder für Menschen“. Gerade im „Internationalen Jahr der Wälder“ müsse den Menschen der Wert des Waldes noch stärker verdeutlicht werden. Das Jubiläum der FVM passe wunderbar in die gute Zukunft des Waldes. Eine epochale Entscheidung wurde laut Brunner mit dem Ausstieg bis zum Jahr 2022 aus der Kernenergie getroffen. Im künftigen Energiemix sei Holz eine wichtige Säule.
Wie einst mit Holzschiffen ferne Länder entdeckt wurden, sieht der Minister Holz als Schlüsselbranche der Zukunft, und die Forstwirtschaftlichen Vereinigungen würden dabei eine wichtige Rolle spielen. Mit klimatoleranten Mischwäldern, mit schlagkräftigen Vereinigungen, mit waldverträglichen Wildbeständen und Initiativen wie „pro Holz Bayern“ müssten sich alle Beteiligten den Herausforderungen stellen. Die Werbekampagne „pro Holz Bayern“ werde die vielfältigen Vorteile des Holzes noch stärker herausstellen und dem wertvollen Rohstoff den ersten Podestplatz verschaffen, schätzte Brunner ein.
4,8 Millionen Tonnen werden in Bayern als Scheitholz, Hackschnitzel oder Pellets für die Energiegewinnung eingesetzt, und ein enormes Potenzial sieht Brunner noch bei den Privatwaldbesitzern. Der Landwirtschaftsminister appellierte, überschüssige Holzvorräte zu mobilisieren, denn dies bedeute ein 15-prozentiges Wachstum ohne großen Aufwand. Zustimmenden Applaus erhielt Brunner für eine Waldverjüngung ohne Zaun, denn durch sachgerechte Bejagung sei dies „durchaus in den Griff zu bekommen“.
Mehr Courage von Jagdvorstehern und Förstern und gemeinsame Revierbegänge zur Lösung von örtlichen Problemen seien probate Mittel hierzu. Brunner erteilte einer „Wildnis-Begeisterung“ und „Urwald-Träumerei“ von Naturschutzkreisen eine Absage, denn der Wald in seinem hervorragenden Zustand sei durch konsequente und naturnahe Bewirtschaftung entstanden.
Einen konstruktiven und kritischen Dialog wünschte sich Minister Brunner abschließend und dankte allen Verantwortlichen der Forstwirtschaftlichen Vereinigung Mittelfranken für den Einsatz in den letzten fünf Jahrzehnten. Ehrenvorsitzender Hans Volkert blickte auf die Historie des Verbands zurück. Bezirkstagsvizepräsident Alexander Küßwetter, BBV-Direktor Rudolf Fähnlein und Hans Baur vom Bayerischen Waldbesitzerverband hoben in Grußworten die Zukunftschancen für den Wald heraus.
Für Küßwetter ist das Bildungszentrum Triesdorf „das“ Kompetenzzentrum der erneuerbaren Energien. Direktor Fähnlein griff den Spruch „Bauernholz ist Bauernstolz“ auf, der angesichts des Umdenkens in der Energiepolitik wieder aktuell werde. Die „bäuerliche Selbsthilfevereinigung“ FVM mit Solidaritätsgrundsatz habe sich in 50 Jahren in enger Zusammenarbeit mit dem BBV allen Herausforderungen erfolgreich gestellt, so Fähnlein. Wegbereiter für eine Erfolgsgeschichte war die FVM, so Hans Baur, denn mit der Gründung der ersten Forstwirtschaftlichen Vereinigung in Deutschland wurden neue Maßstäbe in der gemeinschaftlichen Holzverwertung gesetzt.
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