Am Altmühlsee rollen jetzt die Bagger

17.9.2016, 07:40 Uhr
Am Altmühlsee rollen jetzt die Bagger

© Jürgen Eisenbrand

„Wir haben schon gründlich überlegt, ob wir das noch anpacken wollen“, sagt Geschäftsführer Helmut Straub und spielt damit auch auf sein Alter an. „Aber“, so der 53-Jährige, „wenn wir noch einmal fünf Jahre gewartet hätten, wäre die Anlage über 30 Jahre alt gewesen, und Gäste wären womöglich weggeblieben.“

Zudem seien derzeit die Zinsen niedrig, Rücklagen hätten seine Frau Katja Herzog-Straub und er auch gebildet, und als schließlich die Regierung von Mittelfanken nach langen Verhandlungen aus einem Fördertopf 180 000 Euro Zuschuss lockermachte (Herzog: „Das hat uns sehr gefreut.“), sei die Entscheidung gefallen.

Und so wird nun in den nächsten Monaten der alte Sanitärbereich komplett entkernt und von derzeit etwa 170 auf rund 280 Quadratmeter vergrößert. Einzel-Waschkabinen lösen die in Reih und Glied nebeneinander montierten Waschbecken ab, die Duschen sind künftig größer und voneinander abgetrennt. Es wird einen Baby-Wickelraum und ein zusätzliches Behinderten-WC geben, und auch die Räumlichkeiten fürs Geschirr- und Wäschewaschen werden deutlich wachsen. Von einer „extremen Aufwertung“ des Komforts spricht Herzog, zumal alle Einrichtungen künftig barrierefrei erreichbar sein werden.

Pfiffige Planung

Mit dem neuen Flachdach-Anbau, der sich gleichsam an das bestehende Gebäude anschmiegt, befriedigt die Familie Straub aber nicht nur den Wunsch des anspruchsvoller werdenden Campinggastes nach mehr Komfort. Dank einer pfiffigen Planung profitieren auch die acht Ferienwohnungen des Campingplatzes: Denn die werden auf dem Sanitärgebäude künftig eine modern und großzügig gestaltete Dachterrasse erhalten.

Neben vier Stellplätzen fällt dem Projekt auch der Kinderspielplatz zum Opfer — der aber gleich um die Ecke neu entstehen soll: Mit einer hölzernen Festung als Hauptattraktion, für die sich Katja Herzog-Straub und Helmut Straub den ebenso treffenden wie beziehungsreichen Namen „Herzogsburg“ haben einfallen lassen.

Denn Heinrich Herzog sen., der Großvater der heutigen Besitzerin, war es, der ab den 1960er-Jahren mit großem Weitblick die im Westen seines Schlungenhöfer BMW-Autohauses (seit 1996: Feil) angrenzenden Wiesen aufkaufte. Als dann 1970 der Landtagsbeschluss zum Bau des Fränkischen Seenlandes fiel, war dem Autohändler schnell eines klar: Wo Wasser ist, da kommen die Urlauber.

„Es war schon immer ein Traum von meinem Opa, einen Campingplatz zu haben“, erinnert sich Katja Herzog-Straub an die Wurzeln des Unternehmens. Zum einen, weil er selbst gerne campte, zum anderen war er „beruflich vorbelastet“: Neben den edlen Münchner Automobilen verkaufte er auch Wohnwagen und Wohnmobile an der Ansbacher Straße.

Dennoch dauerte es noch etliche Jahre, bis der Entschluss zum Bau des Campingplatzes endgültig gereift war. „Mein Vater hat damals zu mir gesagt: ,Machst du das? Wenn ja, dann bauen wir‘“, erzählt Katja Herzog-Straub.

Heute kann sie darüber schmunzeln, damals war das „für eine 25-Jährige eine weitreichende Entscheidung“. Ihre „Lehrzeit“ absolvierte sie in Form eines dreiwöchigen Praktikums auf einem Campingplatz in Kipfenberg („das musste reichen“), danach war sie, vom ersten Tag der neuen Anlage an, die Chefin auf dem Platz. Und der war ebenfalls aus dem Stand erfolgreich: „Die Leute kamen sofort, die haben förmlich darauf gewartet.“ Die ersten Dauercamper von damals sind auch heute noch, nach fast drei Jahrzehnten, treue Gäste am Altmühlsee.

„Viel Herzblut“

Rund 70 der etwa 250 großzügig geschnittenen (100 Quadratmeter) Stellplätze belegen Ganzjahresgäste, der Rest des rund 50 000-Quadratmeter-Geländes steht Saisonurlaubern zur Verfügung. Eine räumliche Erweiterung wäre in Richtung Norden noch möglich, ist derzeit aber kein Thema: „Da bräuchten wir ein neues Sanitärgebäude und mehr Personal; außerdem müsste das neue Areal hochwassersicher gemacht werden“, gibt Helmut Straub zu bedenken. Ob sich dieser Aufwand jemals rechne, sei fraglich, sagt der Mann, der bis vor 15 Jahren, als er „mit viel Herzblut“ ins Geschäft einstieg, als Stadtkämmerer sein Geld verdiente — und somit mit Zahlen umgehen kann.

Fraglich ist auch, ob nach der zweiten dereinst auch eine dritte „Herzog-Generation“ an der Seestraße regieren wird. Die älteste Tochter Annika (22) studiert in Hamburg und „ist eine richtige Großstädterin“, sagt ihre Mutter. Die 19-jährige Franziska hat gerade in Nürnberg ein duales Studium zur Ergotherapeutin angetreten, und Sohn Oliver besucht mit seinen 13 Jahren noch die Realschule in Ansbach.

Niemals würden sie eines der Kinder in Sachen Campingplatznachfolge unter Druck setzen, beteuern die Eltern. Zumal „die drei ja hier aufgewachsen sind und erlebt haben, auf wie viel man bei einer Sieben-Tage-Woche und langen Arbeitszeiten verzichten muss“.

Und dennoch hegt Katja Herzog-Straub die stille Hoffnung, dass „der Olli vielleicht doch irgendwann einsteigt“.

Dann wäre die größte Investition der letzten Jahrzehnte nicht nur eine in die Zukunft des Campingplatzes, sondern auch eine in die Zukunft der Familie.

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