Anja Mäderer stellt neuen Krimi in Gunzenhausen vor
30.9.2019, 17:35 UhrDass dieser Krimi nicht ihr erstes Werk ist, merkte man schon daran, dass sich mehr als 100 Besucher und Fans in der Aula eingefunden hatten und der Autorin gespannt lauschten, die über die Entstehung des Buchs, ihre Inspirationsquellen, aber auch Probleme beim Schreiben erzählte. Mit "Mainleid" und "Mainschatten" hatte die junge Schriftstellerin zuvor bereits bewiesen, dass sie Krimis schreiben kann.
Tot im Altmain
Ihr neuestes Werk handelt von einer Gruppe von Patienten einer psychosomatischen Klinik, die auch auf die Behandlung von Zwangsstörungen spezialisiert ist. Als der Therapeut von Will Klien, einem der Hauptprotagonisten, tot im Altmain gefunden wird, bildet Will mit seiner Therapiegruppe eine Aufklärungseinheit, um den Mord aufzuklären.
Dabei fallen vor allem die einzelnen Charaktere auf. Jeder hat eine ganz ausgeprägte Persönlichkeit. So hat Will etwa ständig Angst, dass irgendetwas an ihm dreckig sein könnte. Er ist wegen seines Wasch- und Putzzwangs in der Klinik auf der Vogelsburg.
Anne wiederum, eine andere Figur der Therapiegruppe, sammelt Küchengeräte, die sie gar nicht braucht. Und Holger sieht in allem potenzielle Gefahren für seine Gesundheit. Zusammen ergeben die einzelnen Mitglieder der Gruppe lustige, aber oft auch zum Nachdenken anregende Hobbydetektive. Und das macht dann beim Lesen umso mehr Spaß.
Darauf, dass die Charaktere und ihre Zwangsstörungen nicht an den Haaren herbeigezogen sind, weist Anja Mäderer deutlich hin. Denn sie hat mit einigen Betroffenen geredet, die selbst an solchen Störungen leiden.
Dabei habe sich zum Beispiel gezeigt, dass eine Zwangsstörung oft mit sinnloser Zeitverschwendung und weniger oder gar keinen sozialen Kontakten einhergeht. Eine Freundin mit einem Waschzwang etwa hätte Besucher ihres Hauses aufgefordert, ihre Kleidung auszuziehen und neue, saubere Kleidung anzuziehen, erzählt Mäderer. Dass da die meisten natürlich keine Lust mehr haben, besagte Person zu besuchen, ist verständlich.
Tragik und Komik"
"Die Tragik und Komik solcher Zwangsstörungen sind in meinem Buch vereint. Auch sind einige Szenen, von denen mir Betroffene erzählt haben, ähnlich nachzulesen", erklärt Mäderer. Wichtig ist ihr auch, dass der Leser versteht, dass der wahre Charakter einer zwangsgestörten Person oft hinter der Krankheit versteckt ist. Als sie mit Betroffenen redete, hat sie erkannt, dass solche Menschen oft sehr viel Humor haben und auch mal über ihre eigene Störung lachen können.
"Die lustigen Szenen, zum Beispiel die zwischen Will und Holger, habe ich ganz am Anfang geschrieben. Das hat mir sehr viel Spaß gemacht", führt die junge Autorin weiter aus. Trotzdem sei das Schreiben des Buchs nicht immer ein Zuckerschlecken gewesen. Als sie Szenen aus der Perspektive von Will schrieb, fiel es ihr zunehmend schwer, auch mit der Gedankenwelt eines solchen Menschen klarzukommen, sich in ihn hineinzuversetzen. Aus diesem Grund hat sie einen weiteren Protagonisten, Dr. Jacobi, eingeführt, aus dessen Perspektive das Buch in Teilen geschrieben ist. Eine weitere Sache verrät sie: "Eigentlich hat das Buch am Ammersee gespielt. Aber mein Verlag meinte, dass, auch aufgrund meiner vorherigen Bücher, die alle in und um Würzburg spielten, die Vogelsburg besser passen würde." Deshalb musste die 28-Jährige einige Szenen abändern und besuchte dafür die Region rund um die Vogelsburg.
Es ist ein Krimi entstanden, dessen Charaktere witzig sind und gleichzeitig zum Nachdenken anregen. Dabei bleibt der Roman immer spannend, zumal es nicht bei einem Toten bleibt und auch andere Themen, etwa illegale Glücksspiele und Morddrohungen, eine Rolle spielen.
Gerade Leser aus Unterfranken kommen voll auf ihre Kosten, aber auch jeder andere kann dieses Buch "verschlingen". Die Regionalität ist eine schöne Dreingabe, der Krimi kann aber auch unabhängig davon gelesen werden.
Anja Mäderer, Einer flog über die Vogelsburg, 352 Seiten, Emons-Verlag, 11,90 Euro
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