Aufenthalt im Seenland sehr genossen

18.7.2015, 07:00 Uhr
Aufenthalt im Seenland sehr genossen

Anna war bereits zum vierten Mal in Deutschland und sogar schon zum zweiten Mal in Gunzenhausen. Trotzdem fiel ihr das Sprechen am Anfang schwer. Doch die Hemmschwelle war dank des Praktikums im Sanatorium der Hensoltshöhe bald überwunden: Hier hatte man keine Wahl, man musste mit Patienten und Kollegen reden – und das klappte ziemlich gut.

Eigentlich brachte die 19-Jährige schon „ordentliche“ Sprachkenntnisse mit: Auf der Frankenmuth Highschool hatte sie bereits vier Jahre Deutschunterricht und auch auf der „Concordia University Wisconsin“, die sie aktuell besucht, ist eines ihrer Nebenfächer die deutsche Sprache. Anna studiert hier im Hauptfach Physiologie. Mit 35 000 Dollar Kosten jährlich für insgesamt sieben Jahre Studienzeit ist das nicht gerade billig. Doch die Schule und der Staat unterstützen gute Schülerinnen wie Anna finanziell, und so hat sie die Chance, Ärztin zu werden.

Den Weg ins Fränkische Seenland fand die 19-Jährige diesmal durch den Kulturaustausch des Freundeskreises Frankenmuth-Gunzenhausen. Sie bewarb sich im Dezember 2014 für einen der Plätze und berichtete von ihrem Wunsch nach einem Physiotherapie-Praktikum. Bald kam die Zusage, das genau dieser Wunsch in Erfüllung gehen könnte. „Anna ist ein nettes, unkompliziertes Mädchen, sie passt sich gut an und ist offen für Neues“, berichtet Renate Herrmann vom Freundeskreis zufrieden. Der 1990 gegründete Städtepartnerschaftsverein ermöglicht Frankenmuth Highschool-Absolventen ein Praktikum auf dem Alten Kontinent und bringt auch umgekehrt Gunzenhäuser in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten.

Das Praktikum, das Anna hier auf der Hensolthöhe erleben konnte, gab ihr die Bestätigung, dass sie den richtigen Beruf für sich gefunden hat. Es war der Kontakt mit den Menschen, der rückblickend zu so einer tollen Zeit geführt habe. Vier Wochen verbrachte die Physiologie-Studentin im Sanatorium Hensoltshöhe. Hier sammelte sie Praxiserfahrungen und lernte viel über Kaltluft- und Wassertherapien. Auch in ihrem zweiten Praktikum im Gesundheitszentrum Fleichaus & Burger wurde ihr der Beruf des Physiotherapeuten anhand von Hausbesuchen und Ähnlichem näher gebracht.

Doch die sieben Wochen in Deutschland gingen nicht nur wegen der beiden Praktika schnell vorüber: Gemeinsam mit zwei Highschool-Schülern aus Frankenmuth besuchte Anna die Hauptstadt Berlin. Sie war beeindruckt von Sehenswürdigkeiten wie dem Brandenburger Tor, dem Jüdischen Museum und dem Reichstag, von denen sie begeistert erzählt. Auch das Musical „Jesus Christ Superstar“, das sie gemeinsam mit Renate Herrmann auf der Freilichtbühne in Dinkelsbühl sah, war ein Highlight des Aufenthalts.
Außerdem nutzte sie ihre Zeit, um alte Freunde von ihrem ersten Besuch in Gunzenhausen wieder zu sehen und Eis essen zu gehen, das hier ja „besonders gut“ ist.

Untergebracht war Anna während der sieben Wochen bei der Gunzenhäuser Familie Wittmann. Durch sie bekam die Amerikanerin einiges zu sehen: So wurde der Altmühl-Panoramaweg erkundet und große Städte wie Dresden, Leipzig und Würzburg besucht. Auch wenn sie sich normalerweise eher für naturverbundene Sportaktivitäten interessiert, war die junge Amerikanerin besonders vom wöchentlichen Kegeln in Spalt mit ihrer „neuen“ Familie schwer begeistert.

Vor allem aber war es die Herzlichkeit, mit der man sie hier empfing, die Anna in hohen Tönen lobt. Die lebendige Städtepartnerschaft, die seit über 50 Jahren besteht, habe bereits vielen Menschen ermöglicht, das jeweils andere Land kennen zu lernen. Solche Austauschprogramme würden auch weiterhin die Freundschaft zwischen den beiden Städten fördern, davon ist Anna überzeugt. Doch nicht nur die Gastfreundlichkeit, sondern auch das deutsche Essen wird ihr in Erinnerung bleiben: Brot, Schnitzel und Sauerbraten mit Knödel haben es ihr besonders angetan.

Heimweh empfand Anna nicht. Zumindest nicht viel. Der Abschied von den neuen und alten Freunden in Germany sei „bittersweet“, erklärt die junge Frau. Sie hätte hier gerne noch Zeit verbracht, freut sich aber trotzdem auf ihre Freunde und ihre vier Geschwister in Frankentrost. Bevor es jedoch zurück in die Heimat ging, wurde am Donnerstagabend noch einmal auf dem Partyschiff am Brombachsee eine „After Work Sunset-Party“ gefeiert.

Anna kann es sich gut vorstellen, irgendwann wieder nach Deutschland zu kommen. Besonders ein Auslandssemester an einer Hochschule würde ihr gefallen. Ob das möglich ist und sie dann auch erneut den Weg nach Gunzenhausen finden wird, steht noch in den Sternen.

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