Bei Pressmetall Gunzenhausen stehen 500 Jobs auf der Kippe

4.11.2020, 16:02 Uhr
Bei Pressmetall Gunzenhausen stehen 500 Jobs auf der Kippe

© Foto: Betriebsrat Pressmetall

Im vergangenen Dezember verdarb die Hiobsbotschaft Insolvenz den Beschäftigten von Pressmetall Gunzenhausen das nahe Weihnachtsfest. Da die Auftragslage aber offensichtlich nicht schlecht war, kam es zunächst nicht so schlimm, wie befürchtet: Das Amtsgericht Ansbach eröffnete im März die Sanierung in Eigenverantwortung. Betroffen davon waren mit dem Werk in Hoym bei Magdeburg und einer Holdinggesellschaft damals insgesamt 740 Mitarbeiter.

Basis des Sanierungskonzepts

Nun könnte die mögliche Entscheidung der großen deutschen Automobilzulieferer, Bestellungen nach China zu verlagern, für Gunzenhausen den Verlust von über 500 Arbeitsplätzen bedeuten und die Sanierung der Pressmetall Gunzenhausen GmbH final scheitern lassen. "Unser Sanierungskonzept baut auf den von unseren Kunden für 2021 angekündigten Umsätzen auf", erläutert Horst Schmitzberger, politischer Sekretär bei der IG Metall in Schwabach. Sollte sich die Robert Bosch GmbH aber nun entscheiden, signifikante Umfänge der zugesagten Bestellungen nach China zu verlagern, sei die Zukunft von Pressmetall akut gefährdet.

"Nur schwer vorstellbar"

"Dass ausgerechnet die Robert Bosch GmbH, die soziales Engagement als zentrales Unternehmensleitbild propagiert, eine solche Entscheidung trifft, ist für uns schwer vorstellbar", kritisiert Schmitzberger. Gerade Corona habe gezeigt, wie fragil die weltweiten Lieferketten heutzutage seien. Deshalb wäre die Verlagerung nach China, zumal bei der "hervorragenden Qualitätsperformance" von Pressmetall, überhaupt nicht nachvollziehbar.

Trotz der Corona-Krise "konnten durch das Engagement aller Mitarbeiter von Pressmetall die internen Abläufe weiter verbessert werden", unterstrich der Vorsitzende des Betriebsrats Stefan Bußinger. Hiervon hätten sich auch die zahlreichen interessierten Investoren beeindruckt gezeigt.


Im März wurde das Sanierungsverfahren in Eigenverantwortung eröffnet


Letztendlich jedoch hat die Corona-Krise "die Situation extremst verschärft", berichtete Bußinger auf Anfragen des Altmühl-Boten. Die potenziellen Investoren seien der Reihe nach abgesprungen, aktuell gebe es noch einen deutschen Investor. Die Verhandlungen mit ihm befänden sich " in der finalen Phase", heißt es in der Pressemitteilung. Wichtiger Teil dieser Verhandlungen sei auch die Abstimmung der Umsatzvolumen mit allen Kunden für die nächsten Jahre. Als Hauptkunde ist neben Bosch auch Continental von zentraler Bedeutung. Eine über die konjunkturelle Anpassung hinausgehende, rein auf Verlagerungen nach China basierende Reduzierung der Umsätze würde dazu führen, dass der Businessplan für Pressmetall nicht mehr funktioniert.

Pressmetall Gunzenhausen GmbH macht gerade schwere Zeiten durch. Corona hat die Lage noch verschärft.  

Pressmetall Gunzenhausen GmbH macht gerade schwere Zeiten durch. Corona hat die Lage noch verschärft.   © Tina Ellinger

Die Pressmetall Gunzenhausen GmbH befindet sich seit 2018 in einem Restrukturierungsprozess, um die Firma nachhaltig für die Zukunft aufzustellen. Im Rahmen der Sanierung wurden alle wesentlichen Prozesse in der Firma neu und effizient aufgestellt. Der Erfolg dieser Maßnahmen spiegelt sich nicht zuletzt in einer stark verbesserten Qualitätsleistung wieder. Aufgrund der mit dem Dieselskandal rückläufigen Umsatzzahlen musste die Firma im Dezember 2019 ein sogenanntes Schutzschirmverfahren, eine Insolvenz in Eigenverwaltung, beantragen. Ziel des Verfahrens ist es, mit einem neuen, strategischen Investor die Restrukturierung erfolgreich abzuschließen, und den Standort und die Arbeitsplätze dauerhaft als Teil der Gunzenhäuser Wirtschaftswelt zu erhalten.

Für das Werk in Hoym lief ein eigenes Insolvenzverfahren. Der Betrieb wurde bereits vor etwa einem Monat veräußert, berichtete Bußinger weiter.

Die Gerüchteküche kocht

In Gunzenhausen kocht derweil bereits die Gerüchteküche. Von bis zu 150 Entlassungen ist die Rede. Zu diesen Gerüchten wollte sich Bußinger auf Nachfragen nicht äußern, dazu könne er nichts sagen. Aus Kreisen der Belegschaft war aber zu hören, dass bei einem Verkauf personelle Konsequenzen sicher nicht ausbleiben werden. Bereits von sich aus gekündigt haben der bisherige Geschäftsführer Lars Szymanski und die Personalleitung. Das bestätige auf Anfragen Ingo Schorlemmer, Pressesprecher der Kanzlei Schultze und Braun, die das Unternehmen vertritt.

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