Die Kandidaten im Wahlkreis Ansbach
Bundestagswahl: Vieles spricht für Artur Auernhammer
29.8.2021, 06:41 Uhr"Wer tritt das Erbe von Josef Göppel an?", titelte der Altmühl-Bote vor der Bundestagswahl 2017. Damals stand fest, dass das Direktmandat im Wahlkreis 241 Ansbach neu zu vergeben war. CSU-Vertreter Göppel, wohnhaft in Herrieden, hörte nach 15 Jahren im deutschen Parlament auf, ihn beerbte damals Artur Auernhammer (ebenfalls CSU). Der Weißenburger Landwirtschaftsmeister, 2013 über die Liste in den Bundestag gelangt, hat seit jenem 24. September 2017 eine starke Stellung im Wahlkreis. Dieser umfasst die Landkreise Weißenburg-Gunzenhausen und Ansbach sowie die Stadt Ansbach.
Wenn nicht alle Zeichen trügen, wird wohl Auernhammer bei der jetzigen Wahl, die am 26. September stattfindet, erneut das Direktmandat holen. Vor vier Jahren kam er auf 44,28 Prozent – alles andere als überragend, aber mit dem allgemein enttäuschenden Abschneiden der CSU zu erklären. Dennoch: Der Wahlkreis gilt, wie viele andere in Bayern, als Hochburg der CSU. Von hier kamen so namhafte Vertreter wie Carl-Dieter Spranger aus Ansbach und eben besagter Josef Göppel, das "grüne Gewissen" der Christsozialen. Es gilt: Wen die regionale CSU auf den Schild hebt, der gewinnt auch die Wahl.
Kandidat der SPD kaum bekannt
Deshalb war es auch diesmal von besonderem Interesse, wie sich Artur Auernhammer bei der Nominierung schlagen würde. Er musste sich parteiintern wie vor vier Jahren mit dem Konkurrenten Manfred Scholl aus Dinkelsbühl auseinandersetzen. Im Mai kam Auernhammer bei der Nominierung am Krummweiher bei Königshofen auf 73 Prozent der Delegiertenstimmen. Damit sind für ihn die Weichen gestellt, mit großer Sicherheit auch dem nächsten Deutschen Bundestag anzugehören.
Diese Einschätzung wird dadurch untermauert, dass die anderen Parteien keine politischen Schwergewichte mit Rang und Namen aufgestellt haben. Die SPD schickte vor vier Jahren Lutz Egerer, den Bürgermeister von Petersaurach, ins Rennen – erfolglos. Diesmal probiert sie es mit Harry Scheuenstuhl aus Wilhermsdorf im Landkreis Fürth. Der Umweltingenieur gehörte von 2013 bis 2018 dem Bayerischen Landtag an. Zuvor amtierte er von 1996 bis 2013 als Bürgermeister seiner Heimatgemeinde.
Im Bundestagswahlkreis Ansbach ist Scheuenstuhl eher wenig bekannt, das war ihm bei seinem Entschluss zur Kandidatur bewusst. Und eine verheißungsvolle Absicherung über die SPD-Landesliste gelang mit Platz 33 nicht. Wie früher schon im Fall von Helga Koch aus Ansbach und Anette Pappler aus Pappenheim wird also auch Scheuenstuhl der erhoffte Sitz im Bundestag mit großer Sicherheit verwehrt bleiben.
Kontinuität bei den Grünen: Wie vor vier Jahren versuchen sie, mit Herbert Sirois aus Feuchtwangen, das Direktmandat zu holen. Es ist eine spannende Frage, ob der Hochschuldozent und Historiker von der allgemein starken Stellung der Grünen profitieren wird. Sirois wurde bereits im Oktober zum Direktbewerber gewählt. Er setzte sich gegen Martin Lettenmeier aus Markt Berolzheim und Lisa Renz-Hübner aus Ansbach durch.
Nur eine Frau tritt an
Als schwere Geburt erwies sich die Nominierung für die Freien Demokraten. Sie votierten im Oktober in Muhr für Florian Wittmann aus Ansbach und bedachten ihn mit vielen Vorschusslorbeeren. Alles schien geklärt. Doch Wittmann zog aus persönlichen Gründen seine Kandidatur zurück und trat aus der Partei aus. Die FDP machte daraufhin aus der Not eine Tugend und zog im Juli Thomas Kestler aus dem Ärmel. Der Politologe lebt in Weißenburg.
Was reißen die Freien Wähler bei der Bundestagswahl 2021? Die Frage stellt sich allgemein und speziell für Sylvia Bogenreuther aus Dietenhofen. Sie erhielt im März ein einstimmiges Votum von den "Freien"-Delegierten. Zu Erinnerung: Vor vier Jahren trat Marco Meier als FW-Direktbewerber an. Er ist bekanntlich inzwischen Bürgermeister der Stadt Ornbau.
Die Linke ist für eine Überraschung gut. Der frühere Weißenburger Erkan Dinar schien in Westmittelfranken keine politische Rolle mehr zu spielen, es hatte da einige unschöne Begebenheiten und Schlagzeilen gegeben, und Dinar, von Beruf Lagerist, war in den Raum Nürnberg verzogen.
Bei der Nominierungsversammlung des Kreisverbands Ansbach/Weißenburg-Gunzenhausen im Oktober holte er jedoch für seine Person eine Mehrheit. Die Konkurrenten Milan Schildbach (Ansbach) und Felix Goldhorn (Weißenburg) hatten das Nachsehen. Die hiesige Linkspartei stellt bisher ein Bundestagsmitglied: Harald Weinberg aus Ansbach. Er ist seit 2009 MdB (über die Liste erfolgreich) und kandidiert nicht mehr.
Pirat und ÖDPler kommen aus Gunzenhausen
Markus Wanger lebt in Gunzenhausen-Streudorf und ist deshalb in der Altmühlstadt kein Unbekannter. Für ihn als Direktkandidat sprachen sich im November die Delegierten der Piratenpartei aus. Wanger, von Beruf Schreiner, ist auch Kreisvorsitzender der Piraten. Bereits bei der Landtagswahl 2018 trat er als Direktkandidat auf.
Damit zu einem weiteren Gunzenhäuser: Kilian Welser. Der Studienrat wurde von der ÖDP nominiert. 2017 vertrauten die ÖDPler auf Günther Brendle-Behnisch aus Heilsbronn.
Die Riege der "kleinen" Direktkandidaten komplettieren der Maurer Daniel Lösch aus Ansbach für die AfD, der Angestellte Maik Langen aus Diebach für die NPD und der Selbstständige Markus Engelhardt aus Herrieden für die Basisdemokratische Partei Deutschlands (dieBasis).
Pandemie erschwert Wahlkampf merklich
Alle elf Direktbewerber im Ansbacher Wahlkreis stehen vor der schwierigen Aufgabe, dass ein Wahlkampf, wie man ihn gewohnt war, wegen der Pandemie derzeit nicht möglich ist, und dabei wird es wohl bleiben.
Die direkte Begegnung mit dem Wahlvolk ist erschwert, da blieben zunächst nur Plakate an den Straßenrändern. In den Briefkästen der Bürger werden wohl noch viele schriftliche Vorstellungen der Kandidaten landen. Vor allem die CSU zog immer gerne noch ein Ass aus dem Ärmel, bevorzugt den Auftritt eines Spitzenpolitikers im Festzelt auf der Gunzenhäuser Kirchweih. Daraus wird heuer nichts. Beobachter halten es für möglich, dass sich bis zum 26. September der Trend zur Briefwahl noch verstärken wird.
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