Bürgermeisteramt stets "mit Herzblut" ausgeübt
12.4.2014, 21:00 UhrIn Meinheim herrscht Ruhe, beschreibt es Westphal, und meint damit beileibe nicht Friedhofsruhe, sondern dass es keine offenen Konflikte gibt. Das dörfliche Miteinander sei geprägt von sachlichem Austausch und vertrauensvoller Zusammenarbeit. „So einen Punkt muss man finden“, sagt der 64-jährige Rechtsanwalt. Dann fällt es leichter, ein Amt abzugeben, mit dem sich der Meinheimer voll identifiziert hat und das er immer „mit Herzblut“ ausgeübt hat.
Zum Gespräch mit dem Altmühl-Boten bittet Westphal in den Sitzungssaal im zweiten Stock. In sein Amtszimmer will er den Besuch nicht führen. Dort herrsche viel zu großes Chaos, da er bereits angefangen hat, auszuräumen. Gleich als Frischling im Gemeinderat wurde Westphal 1984 das Amt des 2. Bürgermeisters angetragen, zwölf Jahre später übernahm er die Verantwortung für die Gemeinde von seinem Vorgänger Karl Auinger.
Es waren zunächst keine leichten Jahre für Westphal, als er 1981 nach der Hochschulzeit zurück in die Heimat kam. An das Agrarstudium hatte der Diplom-Landwirt noch ein Jurastudium gehängt und eröffnete nun mit Günter Kreißl eine Anwaltskanzlei in Weißenburg. Seine Familie blieb zunächst in Fürth, folgte ihm erst 1982 ins Altmühltal. Kurze Zeit später starben beide Eltern, und Westphal sah sich plötzlich in der alleinigen Verantwortung für das landwirtschaftliche Anwesen und die Familie. Dazu kam noch der Schritt in den Gemeinderat, den er aber nie bereut hat. Vielmehr ist Westphal in der beneidenswerten Situation, dass er „alles, was ich bisher gemacht habe, gerne und mit Leidenschaft gemacht habe“.
Als er 1996 das Bürgermeisteramt übernahm, stand mit der Umgehungsstraße ein für Meinheim ganz wichtiges Großprojekt zur Diskussion. Dieses letzte Teilstück in der ausgebauten Staatsstraße von Gunzenhausen nach Treuchtlingen brachte nicht nur den Verkehrslärm aus dem Dorf, sondern war auch eine wichtige Voraussetzung für das Dorferneuerungsverfahren. Der Weg war im Prinzip schon bereitet, die Planungen standen, aber die Grundstücksverhandlungen musste Westphal noch führen.
Die nächste große Maßnahme für Meinheim ergab sich als Konsequenz aus der Auslagerung der Staatsstraße: Die Dorferneuerung verwandelte den bisherigen Durchgangsort in ein ansehnliches Dorf. Immerhin fast 50 Prozent der Meinheimer Bürger leben laut Westphal an der Hauptstraße, für sie war der Wegfall des Verkehrs eine große Erleichterung. Eine weitere bedeutende Baumaßnahme in seiner Amtszeit war die Schule, die bereits vor der Umgehung fertiggestellt war. Doch das für Westphal persönlich wichtigste Projekt ist die Sicherung der gemeindeeigenen Wasserversorgung.
Seit den 50er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts versorgen die Quellen oberhalb von Wolfsbronn Meinheim mit Trinkwasser. Vor 20 Jahren allerdings traten erste Verunreinigungen im Wasser auf, Kolibakterien wurden gefunden, der Austritt der Quelle musste dringend saniert – oder die Gemeinde an eine große Wasserversorgung angeschlossen werden. Letzteres war der Wunsch der zuständigen Behörden. Als die Meinheimer beschlossen, ihre eigene Wasserversorgung zu erhalten, wehte ihnen zunächst ganz schön Gegenwind vom Landratsamt, dem Wasserwirtschaftsamt und anderen Stellen ins Gesicht, erinnert sich der scheidende Bürgermeister.
Westphal hatte nach eigenen Worten aber schon damals im Blick, dass die eigene Quelle die ökologisch sinnvollste Variante ist. Schließlich muss das Wasser nicht mit elektrischer Energie aus der Tiefe hochgepumpt werden, sondern fließt ganz von selbst nach Meinheim. Das genutzte Oberflächenwasser ergänzt sich täglich selbst, würde sowieso den Hang hinunterrauschen, Wasservorräte in tieferen Regionen werden nicht ausgebeutet.
Gegen alle Widerstände entschieden sich die Meinheimer für die Sanierung der Quellfassung und haben es bis heute nicht bereut. Seit 15 Jahren kommt bei den Bürgern „bestes Wasser ohne viel Aufwand“ aus dem Hahn. Diese Maßnahme, freut sich Westphal immer noch, „wirkt über Jahrzehnte“ und ist für ihn ein perfektes Beispiel für Nachhaltigkeit.
Größeren Ärger gab es während seiner Amtszeit nicht im Dorf, aber natürlich könne man es nie wirklich allen recht machen. Ein paar unzufrieden Menschen gebe es immer. Was ihn allerdings immer wieder nachdenklich gestimmt hat, ist die Tatsache, dass in einem so kleinen Ort oft nicht zwischen Amt und Persönlichkeit getrennt werde.
Westphal hat es in seinem Leben zu etwas gebracht, er hat sich als Anwalt etabliert, die Landwirtschaft seiner Eltern ausgebaut, ist Bürgermeister und stellvertretender Landrat. Er strahlt diesen Erfolg aus, und gleichzeitig auch eine große Zufriedenheit mit seinem Leben. Das ruft auch Neider auf den Plan – auch wenn Westphal selbst dieses Wort nicht in den Mund nehmen will. Für ihn steht vielmehr im Vordergrund, dass der Schritt zurück in die Heimat der richtige war. „Ich habe mich hier richtig eingenistet“, schmunzelt er und fügt noch an: „Ich lebe gerne hier.“ Allein die tägliche Fahrt von Weißenburg nach Gunzenhausen, wenn sich hinter Weimersheim der unvergleichliche Blick ins Altmühltal öffnet, ist unbezahlbar. Das bringe ihn zur Ruhe, die kurze Strecke schaffe den nötigen Abstand zwischen Arbeit und Zuhause.
Natürlich packt ihn die Wehmut, wenn er nun sein Büro ausräumt und es richtig Ernst wird mit einem Entschluss, den er bereits kurz nach seiner Wiederwahl vor sechs Jahren gefasst hat. Doch in ein Loch wird er nicht fallen, davor hat er keine Angst, steht er doch nach wie vor mitten im Leben. Westphal wird seinen Beruf weiter ausüben und darüber hinaus gerne eine weitere Amtszeit als stellvertretender Landrat dranhängen, so es vom Kreistag gewünscht wird.
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