Center Parc: Wichtiger Motor fürs Seenland?

26.8.2020, 16:38 Uhr
Center Parc: Wichtiger Motor fürs Seenland?

© Christian Pohler

In einer Pressemitteilung wird auf die Haltung des Verbandsvorsitzenden Gerhard Wägemann verwiesen. Von einer ganzjährigen Saison und einer längeren Aufenthaltsdauer der Gäste würde demnach die ganze Region profitieren. Der Brombachsee bleibe natürlich rundum zugänglich, betont Altlandrat Wägemann. Es stehe gar nicht zur Debatte, einen Uferabschnitt zu verkaufen und damit das Alleinstellungsmerkmal des Seenlands, die Zugänglichkeit der Seen, aufzugeben.

Überhaupt ließen sich die Center-Parcs-Pläne gut mit dem Markenkernwerten der Urlaubslandschaft vereinbaren: Die Center Parcs seien besonders bei Familien beliebt. Eine solche Anlage würde den Kontrastreichtum der hiesigen Region erhöhen. Die Angebote seien ideal für Sportbegeisterte, wobei das Freizeitbad gegen Eintritt auch Einheimischen offen stünde, betont der Verbandsvorsitzende. Und wie die Anlage im Allgäu zeige, "würden Ausflüge sowie die Zusammenarbeit mit lokalen Anbietern den Park mit der Region verbinden, sodass Gäste auch deren fränkischen Charme erleben könnten".

Beim Bau des Fränkischen Seenlands habe man großen Wert darauf gelegt, die Leute umfassend über alle Schritte zu informieren, erinnert Wägemann. Das riesige Projekt sei damals auf breite Zustimmung gestoßen. Zu den wenigen Gegnern habe der Bund Naturschutz gehört, der auch jetzt die Center-Parcs-Pläne scharf kritisiere. Der Protest komme diesmal aber auch von anderen Seiten. Umso wichtiger ist nach den Worten des Vorsitzenden, auch diesmal den Leuten überzeugend darzulegen, "dass sich hier eine große Chance für die ganze Region bietet".

Denn trotz der positiven Entwicklung bei den Übernachtungszahlen in den Vorjahren laufe im Tourismus längst nicht alles perfekt. So habe sich die Bettenzahl zwischen 2009 und 2019 von 7491 auf nur noch 4599 reduziert, berichtet Tourismusverband-Geschäftsführer Hans-Dieter Niederprüm. Ein Grund dafür sei die kurze Saison. Die Bilder von vollen Stränden – und vollen Straßen –, die man aus den Medien kenne, stammten von den heißen Hochsommer-Wochenenden. Und davon habe es heuer vielleicht nur drei gegeben. Dann sei es, vor allem wegen der Tagesausflügler, so richtig voll gewesen, gerade am Brombachsee, und das habe in Corona-Zeiten für viel Aufsehen gesorgt. Von einem durchweg vollen Seenland oder gar von Overtourism könne absolut nicht die Rede sein. Man müsse auch sehen, dass die Tagesausflügler im Schnitt deutlich weniger Geld ausgäben als die Übernachtungsgäste und damit für die Wertschätzung in der Region deutlich weniger attraktiv seien.

Längere Verweildauer

Niederprüm geht davon aus, dass mit dem Center Parc viele neue Ferienhäuser hinzukämen und die Gäste dort länger blieben. Im Schnitt liege die Aufenthaltsdauer derzeit bei nur 2,8 Tagen. Bei Center Parcs seien es fünf Tage. Hinzu komme, dass diese Parks ganzjährig genutzt würden, "während es bisher rund acht Monate im Jahr eher ruhig ist an den Seen". Mit dem Center Parc könnte das Urlaubsgebiet viele neue Erstgäste gewinnen, was den Bekanntheitsgrad des Gebiets merklich steigen ließe. Niederprüm favorisiert den Namen "Center Parcs Fränkisches Seenland".

Die bisherigen Erfahrungen zeigen nach seinen Worten außerdem, dass die finanziell gut aufgestellten Center-Parcs-Urlauber Lust hätten, die Umgebung zu erkunden. Bei der Anlage bei Leutkirch im Allgäu seien es 60 Prozent der Gäste, die Ausflüge unternähmen. Diese Zahl habe Center Parcs selbst genannt. Von diesen Ausflügen in die Umgebung würden auch im Seenland viele Freizeitanbieter, Gastronomen, Einzelhändler und Direktvermarkter profitieren. Im Allgäu seien beim Bau der Anlage außerdem lokale Firmen bedacht worden. "Es entstanden Hunderte von Arbeitsplätzen. Einkommenssteuer und Kurtaxe spülen zusätzliche Einnahmen in die Gemeindekassen", berichtet der Geschäftsführer.

Munition und andere Altlasten

Die 150 Hektar bei Langlau steckten voller Munition und anderer Altlasten. Die Kosten für die Sanierung müsse der zukünftige Käufer tragen. Center Parcs habe im Allgäu auf einem ähnlichen Gelände gebaut. Im Fränkischen Seenland erwäge das Unternehmen, eine "innovativ-ökologische Musteranlage" zu errichten, und würde damit über den hohen Stand von Leutkirch noch hinausgehen. Der Freizeitpark am Brombachsee wäre damit auch ein Gewinn für die Umwelt. Davon seien die Tourismus-Experten überzeugt.

Niederprüm glaubt, dass sich die hiesige Bevölkerung von den Vorteilen der Investition überzeugen lässt, wenn sie "ordentliche Informationen" bekommt. Deshalb: "Jetzt ist Kommunikation das Wichtigste." Man müsse das Grundsätzliche sehen: Bei der Ex-Muna handele es sich um ein Areal, das zusätzlich dem Tourismus zugeführt werden solle. Bisher sei es nicht zugänglich. Mit einem Center Parc und der Badelandschaft als Mittelpunkt würde sich das ändern.

Von der regionalen Politik erwartet Niederprüm Unterstützung. Die positive Einstellung sei zweifellos vorhanden und müsse gezeigt werden. Und wenn die Entscheidung pro Center Parc gefallen sei, "dann müssen wir uns sorgfältig auf das Projekt vorbereiten".

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