Center Parcs zeigt sein Dorf am Brombachsee

16.3.2021, 15:31 Uhr
Center Parcs zeigt sein Dorf am Brombachsee

© Center Parcs

Die erste freilich zeigte sich schon vor dem Sitzungsort: keine Warteschlangen, keine massiven Proteste derer, die seit Monaten gegen das 350-Millionen-Euro-Projekt am Brombachsee-Ufer mobil machen. Nur etwa ein Dutzend Kritiker hatte sich mit einem Protestplakat vor der Gunzenhäuser Stadthalle versammelt, auf dem sie unter anderem Landrat Manuel Westphal auf die knapp 30000 Unterschriften für die Petition "Rette den Muna-Wald" hinwiesen. Eine förmliche Demonstration unterband die Polizei, weil, so der Gunzenhäuser Polizeichef Harald Eckert, keine Kundgebung angemeldet worden war.

Center Parcs zeigt sein Dorf am Brombachsee

© Jürgen Eisenbrand

Drinnen dann ein ähnliches Bild: Nur etwa 25 Zuhörer verloren sich in der Stadthalle, der Zweckverband Brombachsee, in deren Versammlung die Pläne erstmals öffentlich präsentiert wurden, hatte sich auf einen wesentliche größeren Ansturm eingestellt, befürchtete sogar, Besucher abweisen zu müssen. Allerdings mag der Zeitpunkt der Sitzung seinen Teil zur spärlichen Kulisse beigetragen haben.

Um Punkt 9 Uhr eröffnete Landrat Westphal eine wahre Mammut-Präsentation: Volle dreieinhalb Stunden lang wechselten sich Gutachter, Experten, Ingenieure und Center Parcs-Manager am - stets neu desinfiszierten - Mikrophon ab und erläuterten, was in Langlau aus dem Waldboden gestampft werden soll.

Nur noch 800 Häuser

Die zentrale Aussage der Investoren: Statt ursprünglich einmal im Raum stehender 1000 Häuser sollen auf dem 165 Hektar großen Muna-Areal nur noch rund 800 entstehen. Dazu ein zentrales Gebäude, 1800 Parkplätze und ein 2,7 Hektar großer See.

Für ihr Feriendorf wollen die Bauherren etwa 58 Hektar Wald roden, gleichzeitig jedoch auch 31 Hektar aufforsten beziehungsweise aufwerten, vorzugsweise an Waldsäumen, zwischen den Gebäuden und in Schutzbereichen. "Damit liegt der effektive Waldverlust bei 27 Hektar", rechnete CP-Vertreter Robin Wildhagen vor. Und nicht 100 oder gar 150, wie Kritiker immer wieder behauptet hätten.

Auch zum Thema Bodenversiegelung hatte Wildhagen eine Rechnung parat: Bisher seien 22 Hektar des Geländes durch Bebauung (Gebäude, Straßen) versiegelt. Center Parcs werde 25 Hektar versiegeln, wobei fünf davon jetzt schon mit Straßen überbaut seien. Außerdem werde das Unternehmen 18 derzeit bebaute Hektar entsiegeln, sodass letztendlich drei Hektar Fläche mehr bebaut seien als jetzt.

Überhaupt vermittelten die CP-Vertreter Jan Janssen (Projektbeauftragter), Frank Daemen (Geschäftsführer) und Wildhagen den Eindruck, als lägen ihnen Natur und Umwelt mindestens ebenso am Herzen wie der ökonomische Erfolg des Projekts.

So propagieren sie konsequent die Klimaneutralität ihrer Anlage, was beispielsweise durch den Einsatz erneuerbarer Energien erreicht werden soll. Konkret: Jedes verfügbare Dach der Anlage soll vollständig mit Photovoltaikanlagen bestückt werden, auf Erdgas will man komplett verzichten, stattdessen auf Gebäudedämmung, Biogas und Holz aus der Region, und die "Entwärmung" von See- und Abwasser setzen. "Da gibt es unendlich viel Potenzial", sagte Jörg Baumgärtner vom Stuttgarter EGS Plan-Ingenieurbüro, der am Energiekonzept des Ferienparks arbeitet. "Die Seen werden künftig wärmer, nicht kälter."

Schützenswerte Tiere und Pflanzen

Deutliche Zugeständnisse muss CP in Sachen Flora und Fauna machen. Denn auf dem seit Jahrzehnten brachliegenden, eingezäunten Muna-Gelände finden sich einige besonders schützenswerte Tier- und Pflanzenarten, und auch einige Waldstücke sind ökologisch von großer Bedeutung. 80 Tierarten tummeln sich auf dem Areal, darunter 52 Brutvogelarten.

Besonders geschützt sind etwa der Waldlaubsänger, der Grauspecht und der Eisvogel, außerdem gibt es Vorkommen mehrerer Fledermausarten "von landesweiter Bedeutung", wie der Tübinger Fachmann Burchard Stocks erläuterte. Als Winterquartier für die fliegenden Säuger sei das Muna-Gelände freilich "ohne Relevanz". Darüber hinaus ergaben die Untersuchungen, dass schützenswerte Kammmolche und Laubrösche ebenso vorkommen wie Heuschrecken und seltene Lauf- und Holzkäfer sowie Falterarten.

Glück für Jan Janssen und seine Kollegen: Die Areale, in denen diese Tierarten leben, liegen größtenteils in Randbereichen der Muna, vor allem im Nordosten, wo sich auch besonders schützenswerter Baumbestand befindet. Allein die Flugschneise jener Fledermäuse, die im Süden nahe dem Haupteingang ihr Quartier haben, durchschneidet das Gelände zentral - weshalb die CP-Planer ihre angedachte Hauptzufahrt zu den Ferienhäusern prompt um einige Meter verlegen beziehungsweise sogar tieferlegen mussten, um darüber eine "Fledermausbrücke" zu den Jagdrevieren am nahen Brombachsee hin einzurichten. Sukzessive freilich sollen die Sommerquartiere der Tiere verlegt werden, was aber einige Jahre dauern kann.

Leitmotiv: Verlorene Mühlen

Als Robin Wildhagen nach drei Stunden Experten-Vorträgen dann endlich seinen Masterplan auf die große Leinwand warf, war denn auch deutlich zu sehen, dass Center Parcs seine Gebäude genau dort errichten will, wo nach Meinung der Experten die am wenigsten schützenswerte Tier- und Pflanzenwelt zu finden ist. Große Waldgebiete im Nordosten und Süden sowie eine kleine Heidelandschaft am Standort des ehemaligen Hubschrauberlandeplatzes bleiben unberührt. Das zentrale Gebäude liegt an der tiefsten Stelle der Muna, ist also von außen möglichst gut verborgen, westlich davon liegt der kleine See, der Eingang zeigt allein nach Südosten, nach Norden und Osten würde geschütztes Terrain verletzt.

Das Leitmotiv der ganzen Anlage, die "Story", wie es Geschäftsführer Daemen nennt, lautet "auf dem Pfad der verlorenen Mühlen". Dieses Motiv solle sich an vielen Stellen des Center Parcs Fränkisches Seenland wiederfinden, etwa bei Spielplätzen, bei der Architektur, beim Baumaterial, bei der Deko im Restaurant. "Die Region soll sich wiederfinden", gibt er als Parole aus.


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