Circus Krone: Tierrechtler protestieren in Gunzenhausen
9.10.2016, 14:49 UhrGegen 14 Uhr beginnen die Protestler, sich auf der Straßenseite gegenüber des Veranstaltungsgeländes am Schießwasen aufzustellen, wo der Circus Krone bis Samstag sein Zelt aufgeschlagen und seine Gehege aufgebaut hat. "Löwen, Tiger, Seehunde, ein Nashorn, Elefanten", ruft Simon Fischer durch sein Megafon und zählt damit die Tiere auf, die der Zirkus jahrein, jahraus durch die Lande karrt.
Simon Fischer ist Mitbegründer der "Aktionsgruppe Tierrechte Bayern". Das Bündnis ist nach eigenen Angaben eine Bürgerinitiative, die durch Proteste, Aktionen und Aufklärungsarbeit für die Rechte der Tiere kämpft; für sie ist Tierhaltung in Zirkussen Tierquälerei in höchstem Maße.
Schriftlich äußert Fischer gegenüber dem Altmühl-Boten: "Wildtiere können unserer Auffassung nach systembedingt niemals artgerecht in einem Zirkus gehalten werden." Die ständigen Ortswechsel, Lärm und fehlende Sozialkontakte verursachten Verhaltensstörungen, "erst vor wenigen Wochen konnten wir dies erneut bei den Krone-Tieren in Neumarkt dokumentieren".
Der Circus Krone hält mit wissenschaftlichen Studien über Tiere in Zirkussen dagegen: So würden Raubtiere den Großteil des Tages schlafen, und die Stresshormone im Blut seien während des Reisens nicht erhöht. "In jeder Stadt werden wir von den Amtstierärzten kontrolliert", sagt Susanne Matzenau, die Pressesprecherin des Zirkus.
Außerdem hebt sie ihre "Politik des offenen Hauses" hervor: Der Krone-Zoo sei täglich geöffnet; hier könne man vormittags den Tierproben beiwohnen und nachmittags zuschauen, wie die Tiere geputzt und gefüttert werden. "Beweisvideos" angeblicher Tierquälerei, vornehmlich erstellt von PETA, einer Tierrechtsorganisation, seien nachbearbeitet beziehungsweise Momentaufnahmen ohne Zusammenhang, so das Aktionsbündnis "Tiere gehören zum Circus" in einem Brief, der auch an die Stadt Gunzenhausen gegangen ist.
Argumente, die die Gegenseite nicht überzeugen. "Artgerecht ist nur die Freiheit!" und "Kein Applaus für Tierquälerei!", skandieren die Tierrechtler immer wieder lautstark. Etwas verloren stehen sie da, einen Zaun und hohes Gestrüpp zwischen sich und dem Zirkusgelände. "Tierquäler", ruft einer der Demonstranten einem Zirkusmitarbeiter entgegen. Dieser antwortet mit einem unflätigen Ausdruck. Es wird an diesem Nachmittag der einzige Kontakt zwischen dem Circus Krone und seinen Gegnern bleiben.
Wo fängt Tierquälerei an?
Aber wie definiert die Aktionsgruppe "Tierrechte" eigentlich, wo fängt Tierquälerei an?
Fischers Antwort ist ziemlich allgemein: "Tierrecht bedeutet Respekt vor dem Leben. Jedes Tier hat eine Würde und ist demnach nicht dafür da, uns zu unterhalten, uns zu ernähren oder Versuchsobjekt für uns zu sein."
Dennoch scheinen sich die Zirkusbesucher sehr gerne von Tieren unterhalten zu lassen. Von der Demonstration zeigen sie sich wenig beeindruckt. Stur nach vorne blickend laufen sie vorbei, heben allenfalls einmal belustigt die Augenbraue. Nur die kleineren Kinder wirken etwas irritiert ob des Radaus, werden aber von ihren Eltern schnell zum Eingang geschoben.
Umfrage aus dem Jahr 2015 von "frontal 21", die Fischer zitiert, lehnen zwei Drittel der Bevölkerung die Haltung von wilden Tieren im Zirkus ab. Außerdem, so der Tierrechtler, seien es gerade Vertreter der älteren Generation, die sich keine Gedanken darüber machen, "dass an der Zurschaustellung von Tieren im Zirkus etwas falsch oder unmoralisch sein könnte". Den immerwährenden Zustrom erklärt Fischer lapidar mit "Freikarten, Ermäßigungskarten, Sondereinladungen".
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