Corona verhagelt Saisonstart im Fränkischen Seenland

Jürgen Eisenbrand

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1.4.2020, 05:57 Uhr
Corona verhagelt Saisonstart im Fränkischen Seenland

© Horst Kuhn

"Wir wären gerne gestartet", sagt Daniel Burmann, der Geschäftsführer des Zweckverbandes Altmühlsee (ZVA). "Die Leute zieht es raus in die Natur." Und Dieter Hofer, sein Kollege vom ZV Brombachsee, stößt ins gleiche Horn: "Wir waren bereit, jetzt hoffen wir, dass es bald losgeht."

Klar ist: Drei Wochen lang werden die beiden noch unter dem Anblick leerer Liegewiesen, verwaister Biergärten und leerer Wohnmobil-Stellplätze zu leiden haben. Mindestens. Denn ob ab 20. April dann die Rundfahrten wieder starten, die Surfer und Bootfahrer ihre Segel hissen und die Gastronomen wieder Gäste bewirten dürfen, ist keineswegs sicher. Und selbst wenn, so ist beiden klar, dass der Wegfall des kompletten Ostergeschäfts alle Tourismus-Dienstleister rund um die Seen massiv treffen wird – wie auch die Zweckverbände, die von den Anliegergemeinden der Seen finanziert werden.

Viele sind massiv betroffen

Als der Altmühl-Bote wegen eines Telefon-Interviews anrief, war Burmann gerade dabei, einen Brief an alle Segler zu versenden, die am Altmühlsee ihrem Hobby frönen. Inhalt: Trotz eines ab 1. April geltenden Vertrags können sie den Liegeplatz ihres Bootes bis zum 20. April nicht nutzen. Das Segeln auf dem Altmühlsee ist bis dahin generell untersagt, die dortige Infrastruktur (Hafen, Slipanlage, Kran) nicht nutzbar. Das seien "massive Einschränkungen", räumt Burmann in dem Schreiben ein, und er bittet die Wassersportler um "Verständnis".

Aber rund um die Seen gibt es viele Menschen, die das Covid-19-Virus noch weit massiver trifft als die Segler. Zuvorderst natürlich die Vermieter von Zimmern, Fahrrädern, Booten und Sportgeräten, die Event-Veranstalter, Betreiber von Freizeitanlagen und die Gastronomen. Wobei diejenigen Kiosk-Pächter, die einen Vertrag mit den Zweckverbänden haben, immerhin einen Vorteil genießen: "Für sie gelten Umsatzpachten", erklären die Geschäftsführer. Heißt: Die Höhe ihrer Pachten ist abhängig davon, wie gut das Geschäft läuft. Kein Umsatz bedeutet also, dass sie auch keine Pacht zu entrichten haben.

Allerdings: Verdient ist eben auch nichts, und das für den Saisonstart bereits angeheuerte Personal müsse ja möglichst "bei der Stange gehalten werden", sagt Hofer. Für den Fall, dass die Ausgangsbeschränkungen der Staatsregierung in drei Wochen wirklich etwas gelockert werden sollten. Einnahmeausfälle haben aber auch die beiden Zweckverbände zu beklagen – und zwar nicht nur wegen fehlender Kiosk-Pachten. "Bei diesem idealen Wetter wäre unser Seecampingplatz in Langlau voll belegt", sagt ZVB-Geschäftsführer Hofer. Und Daniel Burmann rechnet vor, dass mutmaßlich auch seine beiden Wohnmobilstellplätze am Surfzentrum in Schlungenhof und in Muhr am See (insgesamt 150 Plätze) gut belegt wären – und entsprechend Einnahmen brächten.


"Hotspot" Rothsee: Zahlreiche Verstöße gegen Beschränkungen


Den ausbleibenden Urlaubern zum Trotz: An Arbeit mangelt es den ZV-Mitarbeitern derzeit noch nicht. Zum einen, weil sie ihre Mannschaftsstärke etwas heruntergefahren haben, Urlaub und Überstunden abbauen oder gar Minusstunden machen. Zum anderem aber gibt es an den aus dem Winterschlaf erwachenden Einrichtungen der Zweckverbände noch reichlich zu schrauben, putzen, streichen oder reparieren. So bekommt derzeit noch die "MS Altmühlsee" ihren alljährlichen Kundendienst und wird ein wenig aufgehübscht, die über die kalte Jahreszeit demontierten Seglerstege werden wieder an Ort und Stelle gebracht und die Kioske sowie andere winterfest gemachte Gebäude wieder fit fürs Frühjahr gemacht. "Zudem hat das Hochwasser in den letzten Wochen am Altmühlsee auch einige Schäden angerichtet", weiß Burmann. So sei an einer Anlegestelle etwa das Pflaster unterspült und müsse repariert werden. "Das hätten wir eigentlich bis 1. April noch machen müssen, so haben wir jetzt etwas mehr Zeit."

Ähnliche kleinere Arbeiten liegen auch am Brombachsee noch an, eines müssen die Reinigungskräfte dort derzeit aber nicht tun: die öffentlichen Toiletten putzen. Die hat Dieter Hofer nämlich jüngst dichtgemacht, nachdem immer wieder "unvernünftige Menschen", wie er es höflich-zurückhaltend nennt, Klopapier und Seife geklaut hatten – und dabei auch nicht davor zurückschreckten, auch gleich die Halterung mitgehen zu lassen oder sie zu demolieren. Die Zahl der an den Seen abgesagten ZV-Veranstaltungen ist derzeit noch überschaubar: die Eröffnung der Schifffahrt am Altmühlsee (11. April), das Osterfeuer am Hahnenkammsee, der Familien-Erlebnistag am Brombachsee (26. April). Hofer hofft natürlich, die "Magischen Momente" im August und den Absberger Seenlandmarkt im September über die Bühne gehen lassen zu können. So wie auch Burmann sich wünscht, dass seine großen Events im Sommer – etwa "See in Flammen" am 25. Juli – stattfinden können.

Wenn es denn demnächst zu einer Lockerung der Ausgangsbeschränkungen kommen sollte, sieht Burmann den Altmühlsee und seine Gastronomie "gut gerüstet". Und er setzt dabei auch auf die großen Terrassen, die man dem Besucher anbieten könne, denn: Die Leute seien ja vielleicht noch etwas vorsichtig und wollten freiwillig ein wenig auf räumliche Distanz zum Nachbarn gehen.

Klar sei aber auf jeden Fall: Selbst ein guter Sommer und ein starker Herbst könnten das jetzt fehlende Geschäft kaum noch wettmachen. "Die letzten Jahre haben gezeigt, dass ein wetterbedingt schlechtes Ostern nur noch schwer auszugleichen ist", sagt Daniel Burmann. "Wir werden mit Einbußen rechnen müssen."

Zumal ja, was Dieter Hofer zu bedenken gibt, keineswegs ausgemacht sei, dass die Menschen nach einer Lockerung oder Beendigung der Beschränkungen sofort wieder den Kopf frei hätten, um in den Urlaub zu fahren: "Und man muss ja auch sehen, wie viel Geld den Leuten nach der Corona-Krise noch zur Verfügung steht." Finanzielle Einbußen jetzt schlügen sich ganz sicher auch im Urlaubsverhalten danach nieder.

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