Das Nein zum Center-Parc
Die vertane Chance im Seenland
30.5.2021, 19:53 Uhr573 Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Pfofeld am Brombachsee haben dagegen gestimmt, dass die planungsrechtlichen Voraussetzungen für ein Center-Parcs-Feriendorf geschaffen werden sollen. Etwas mehr als diejenigen, die dieses Großprojekt bejaht haben. Es war das von den meisten Beobachtern erwartete knappe Ergebnis. Ein Ergebnis, das dem Seenland möglicherweise manches Risiko erspart - aber eben auch viele Chancen vorenthält.
Eine Investition von 350 Millionen Euro in eine Feriensiedlung mit 800 Häusern, Restaurants, Indoor-Spielplatz, Supermarkt, Veranstaltungsbühne, subtropische Hallenbadlandschaft, 1800 Parkplätze und einen großen See hätte den Charakter des Fränkischen Seelandes verändert. Ob zum Positiven oder zum Negativen, liegt im Auges des Betrachters - das knappe Ergebnis des Bürgerentscheids zeigt, dass die Meinungen frontal aufeinanderprallen.
Seenland: Bürger entscheiden sich für sanften Tourismus
Die Vertreter des niederländisch-französischen Tourismusunternehmens hatten weitreichende Zusicherungen abgegeben, was die ökologische Verträglichkeit des geplanten Feriendorfs angeht, den nachhaltigen Betrieb, die architektonische Einbettung in die Landschaft und auch die partnerschaftliche Kooperation mit der lokal-regionalen Wirtschaft. Das Unternehmen hätte seine Pläne gleich von vornherein begraben können, wenn es hier nicht in Vorleistung gegangen wäre. Hinter diese Vorabfestlegungen hätte das Unternehmen nicht mehr zurück gekonnt - und sowohl die Gemeinde als auch der Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen hätten peinlichst genau darauf geachtet, dass den Ankündigungen Taten folgen.
Dann wären die Chancen, die das Projekt sowohl für die Region im Süden Mittelfrankens als auch für den gesamten Tourismus in Franken mit sich gebracht hätte, größer gewesen als das Risiko. Eine qualitätvolle, nachhaltig betriebene Ferienanlage, wie sie am Brombachsee hätte entstehen sollen, hätte das gesamte touristische Niveau in der Region auf eine neue, höhere Stufe gehoben - wenn die Menschen vor Ort, die schon heute (teilweise oder ganz) vom Tourismus leben, in ihre Betriebe investierten. Ja, es gibt schon jetzt sehr lobenswerte Hotels, Ferienwohnungen, Campingplätze, Gaststätten und Angebote für den familientauglichen Freizeitspaß. Aber Hand aufs Herz: Da ginge noch mehr. Und es ginge noch besser.
Seit es die künstlichen Seen gibt, sind sie ein Magnet für Menschen aus dem Umland, aus Nürnberg und auch aus Baden-Württemberg. Ein typisches Naherholungsgebiet. In Zukunft hätte das Seenland zu einer echten touristischen Destination werden können, die Menschen von viel weiter her anzieht. Ja, das hätte nicht nur Vorteile gehabt. Viele Menschen brauchen viel Platz, produzieren viel Verkehr, beanspruchen eine Landschaft stärker als wenige. Doch es wäre möglich gewesen, das Seenland weiterzuentwickeln, ohne es nachhaltig zu schädigen.
28 Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen