Dietfurter Sommerhaus wird Lokal und Kulturstätte
31.8.2021, 13:06 UhrWer durch Dietfurt fährt, dem fällt dieses gelbe Gebäude hoch oben auf dem Hügel auf. Umgeben von Wald, lugt es neugierig wie eine Nasenspitze ins Tal. Das Sommerhaus. Es gleicht einem Jagdschlösschen und befindet sich im Besitz des TSV Dietfurt. Seit Jahren wurde es nicht mehr bewirtschaftet – nun hat das Sommerhaus eine neue Pächterin.
Die ersten fünf Euro
Lisa Mößner strahlt über das ganze Gesicht. „Die ersten fünf Euro sind verdient“, sagt sie und lacht. Zwei niederländische Wanderinnen kamen vorbei. Das Ziel ihrer mehrtägigen Wandertour ist Kipfenberg im Landkreis Eichstätt. Doch bevor es weiter zu ihrem Tagesziel nach Pappenheim ging, nutzten sie den herrlichen Blick am Sommerhaus über Dietfurt ins Altmühltal, nach Treuchtlingen und in Richtung Weißenburg zu einer Rast und einer kleinen Stärkung. Sie waren die ersten Gäste von Mößner. Ein ganz besonderer Moment.
Die Schanklizenz ist ganz frisch. Doch eigentlich ist das Sommerhaus noch gar nicht so richtig eröffnet. Zusammen mit ihrem Partner André und ihrer Mutter, einer gebürtigen Treuchtlingerin, wird noch viel vorbereitet, geputzt, renoviert und umgebaut. Erst ab September soll es langsam losgehen, so richtig aber erst ab Mai des nächsten Jahres. Von Donnerstag bis Sonntag wird dann das Sommerhaus offen sein. „Es wird eine Mischung aus Bistro, Café, Veranstaltungen in Verbindung mit der Landschaft, der Natur und der Ruhe sein“, sagt Mößner. Dabei setzt sie auf natürliche, pflanzliche und regionale Produkte.
Der Funke sprang über
Das Sommerhaus ist für die 34-Jährige quasi eine Rückkehr zu ihren eigenen Wurzeln. „Als ich meine Oma in Dietfurt als Kind besuchte, war es immer ein Ritual zum Sommerhaus hochzugehen“, erzählt sie. „Wir haben die tollen Sonnenuntergänge dort oben genossen.“ Als sie nun im Mai diesen Jahres erneut ihre Oma besuchte und einen Spaziergang zum Sommerhaus machte, sprang der Funke direkt über. „Das Sommerhaus war ja das ehemalige Lustschloss des Grafen von Pappenheim“, sagt Mößner. „Bei mir hat das Sommerhaus auch die Lust aufleben lassen – wenn auch auf anderer Art.“
Die aktuell noch in der Nähe Ingolstadts wohnende Mößner hatte Lust darauf, an diesem besonderen Ort etwas Besonderes auf die Beine zu stellen. „Das Gebäude wiederzubeleben, einen lebendigen, offenen Raum zu schaffen“, sagt sie. Die Gespräche mit den Verantwortlichen des TSV Dietfurt verliefen positiv. Ihr Geschäftskonzept stieß auf Zustimmung. „Auch bei den Städten Treuchtlingen und Weißenburg lief alles reibungslos. Ich bin also überall gut unterstützt worden“, sagt Mößner. Und auch für sie selbst ist es ein mutiger Schritt. Ihren Job als Ingenieurin bei Audi wird sie reduzieren und ihre ganze Leidenschaft, Lust und Energie in das Sommerhaus investieren.
„Ich freue mich sehr darauf, dass es endlich losgeht“, sagt sie. Und sie sprudelt förmlich über mit Ideen: Yoga-Seminare könne sie sich vorstellen, Workshops, Pilates, viele Dinge rund um Natur und Kultur, für Körper, Geist und Seele, in Verbindung mit gesundem Essen.
Offen für alles
„Ich bin komplett offen für weitere Anregungen, seien es Floh- oder Weihnachtsmärkte auf dem Vorplatz oder einem Foodtruck. Da ist vieles denkbar“, sagt sie. So soll das markante Gebäude hoch über Dietfurt künftig nicht nur ein Ort werden, an dem man eine tolle Aussicht genießen kann, sondern auch besonderes Essen, Ruhe, Kultur und Veranstaltungen.
Die Geschichte des Sommerhauses
Das Sommerhaus wurde erstmals im Jahr 1855 erwähnt und vom Grafen von Pappenheim erbaut. Es ist wohl zwischen den Jahren 1825 und 1830 erstellt worden. Der Baustil wird dem Klassizismus zugeordnet. Noch heute wird das Sommerhaus umgangssprachlich gerne als Lustschlösschen des Grafen bezeichnet. Es diente allerdings vielmehr den adeligen Damen als Teehaus für gemütliche Nachmittage.
Im Jahr 1941 ging das Sommerhaus von der Herrschaft Pappenheims in den Besitz der Gemeinde Dietfurt über. Nach dem zweiten Weltkrieg stand das Gebäude kurz vor dem Verfall und wurde vor dem Abriss nur durch die damalige Wohnungsnot gerettet.
1975 übernahm der TSV Dietfurt das Gebäude und renovierte es in mühevoller ehrenamtlicher Tätigkeit. Im Juni 1998 brannte das Sommerhaus – vermutlich wegen eines technischen Defekts eines Elektrogeräts – komplett aus. Es folgte ein erneuter Wiederaufbau - im gleichen Baustil, allerdings etwas größer und unterkellert. Nun ist Lisa Mößner die neue Pächterin des Sommerhauses.