"Dummen nicht das Feld überlassen"

12.3.2015, 07:00 Uhr

© Leykamm

Er war es auch, der als Geschenk besagte „Auszeichnung“ erhielt, aber den rußverschmierten Kaminkehrer gerne entgegennahm. Er könne ihn ja in Berlin entsprechend weiterreichen, empfahl Kreisbäuerin Helga Horrer, bevor sie ihm für die Interessensvertretung des Bauernstands im Bund dankte. „Mit einer solch tollen Geburtstagsgesellschaft würde ich auch mal gerne feiern,“ erklärte darauf Landrat Gerhard Wägemann in seinem Grußwort hinsichtlich der rund 350 Gäste im Saal. Der Landrat nutzte die Gelegenheit, sich bei den Damen vom Lande für ihr Engagement zu bedanken. Das wisse man auch seitens des Landkreises zu würdigen, so habe man als Erster in ganz Mittelfranken die Ehrenamtskarte eingeführt, in deren Besitz in Kürze 3600 Bewohner Altmühlfrankens seien.

Das Ehrenamt als solches stand dann auch im Mittelpunkt der Ausführungen von Dr. Maria Flachsbarth (die nicht nur Bundestagsabgeordnete, sondern auch Staatssekretärin am Staatsministerium für Ernährung und Landwirtschaft ist). Ebenso kam es aber auch in einem moderierten Grußwort zur Geltung. Für dieses konnte Horrer unter anderem Tanja Günter, Leiterin der KISS Weißenburg, gewinnen. Das Kürzel steht dabei für Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfegruppen, von denen es beachtliche 50 im Landkreis gibt.

Hier werde ehrenamtliches Engagement sehr groß geschrieben, so Tanja Günter. Dem Beitritt aus eigener Betroffenheit schließe sich sehr häufig auch der freiwillige Einsatz für die Belange der jeweiligen Gruppe an. Über das neue Angebot der Seniorenberater informierte Dorothee Bucka von der Freiwilligenagentur Altmühlfranken. Die Selbstständigkeit im Alter gelte es zu erhöhen, das aber gehe auch nur mit großem ehrenamtlichen Engagement, das aber „Freude machen und nicht zur Last werden soll“.

Dass hier der Grat zwischen beidem ein recht schmaler sein kann, davon wusste Bezirksbäuerin Christine Reitelshöfer zu berichten. Schon als Kind trug sie Zettel aus. Später sagte sie dann „Ja“, als ihr das Amt der Ortsbäuerin angetragen worden war. Und dann seien immer weitere Posten dazugekommen. Irgendwann habe sie dann aber „Stopp“ sagen müssen, um die eigene Familie nicht zu sehr zu vernachlässigen. Die steht für Reitelshöfer auch weiterhin ganz oben auf der Liste. In Sachen Ehrenamt aber „haben die Landfrauen oberste Priorität“, betonte sie in Gunzenhausen.

Dass sich das Engagement lohnt, habe ihr die eigene Tochter beigebracht, die einst zu bedenken gab: Wenn die Klügeren immer nachgeben, dann bestimmen die Dummen. Und denen, so die Bezirksbäuerin, soll man das Feld nicht kampflos überlassen, sondern es lieber gut bestellen, wie es sinngemäß in seiner Andacht Kaplan Janusz Mackiewicz empfahl. Er erinnerte an die Schöpfung als das „Geschenk eines liebenden und fürsorglichen Freundes“. Wenn der Mensch die Erde zugrunde richte, handle er wie jemand, der den eigenen Ehering achtlos wegwirft. In der großen Schöpfungsfamilie aus Menschen, Tieren und Pflanzen sei man zum geschwisterlichen Teilen aufgefordert.

Worte, die der Kreisbäuerin ein gebasteltes Strohherz wert waren, das die Hauptakteure des Landfrauentags als Dankeschön mit nach Hause bekamen. Zu den Beitragenden zählte auch der Burgsalacher Musiker Michael Gabler, der am 11. April im Weißenburger Kulturzentrum Karmeliterkirche ein Konzert geben wird. Das sei heute quasi „die Generalprobe“, hieß es am Landfrauentag.

Ungeteilte Aufmerksamkeit erntete der Landfrauenchor, der die Veranstaltung in bewährter Weise umrahmte. Er wird sich übrigens bald in Richtung Bundestag aufmachen, wie die stellvertretende Kreisbäuerin Inge Schuler im Schlusswort vermeldete. Die Landfrauen selbst, die auch an der Altmühlfrankenschau vertreten sein werden, führt eine Fahrt heuer in die Toskana. An der Veranstaltung in Gunzenhausen ging auch das Spendenkörbchen herum, das sich mit rund 1240 Euro füllte. Sie kommen der Alzheimer-Gesellschaft Weißenburg und der KISS beziehungsweise deren Projekttag zugute.

Schuler rief auch wieder zur Beteiligung an der Aktion „Herzkissen“
für Brustkrebspatientinnen auf. Zum Nachdenken regte ihre Geschichte über einen Zoobesucher an, der einen Pinguin erst für eine „Fehlkonstruktion“ hielt, bis er diesen elegant durchs Wasser zischen sah. Die Botschaft dahinter sei eine dreifache: keine Vorurteile zu pflegen, sich zu erkennen und zu sich zu stehen (aus einem Pinguin werde auch nach bester Therapie keine Giraffe, so Schuler) und sein eigenes Element zu finden, in dem die Stärken aufblühen können. „Finde Dein Wasser!“ gab sie den Gästen mit auf den Heimweg.

Keine Kommentare