"Eine sinnvolle Lösung"
25.10.2019, 17:19 UhrDer Vorschlag "erscheint mir als sinnvolle Lösung", kommentiert Bürgermeister Karl-Heinz Fitz das Votum der Fachleute für die sogenannte "Variante 3.1". Allerdings stellt er im Gespräch mit dem Altmühl-Boten auch klar: "Die Bürger sollen sich das anschauen; das ist mein dringender Wunsch." Deshalb werde es am Abend des 11. November in der Stadthalle eine Informationsveranstaltung geben, bei der noch einmal die Vor- und Nachteile aller Varianten präsentiert werden.
Die Ansbacher Planer begründeten ihre Entscheidung laut einer Pressemitteilung damit, dass nach Auswertung aller Gutachten und "in der Gesamtabwägung aller relevanten Prüfkriterien", also etwa Schallwirkung, Flächenversiegelung, Verkehrswirkung und Kosten, "die westlich der Bahnlinie teilweise bahnparallel verlaufende Variante 3.1" die "besten verkehrlichen Entlastungswirkungen" biete. Sie leite den "Verkehr am schnellsten und effektivsten um Schlungenhof herum" und biete " die stärksten städtebaulichen und touristischen Entwicklungsmöglichkeiten im Untersuchungsgebiet".
Ein weiterer Vorteil sei, "dass ein Lärmschutzwall oder ähnlicher aktiver Lärmschutz die Anwohner am südlichen Ortsrand von Laubenzedel gleichzeitig vor dem Lärm der vorhandenen Bahnlinie und der neuen Umgehungsstraße schützen kann".
Hierzu, sagt Fitz, habe ein Lärmgutachter "sehr wertvolle Aussagen" gemacht, wovon sowohl Laubenzedel wie auch Schlungenhof profitieren könnten. "Eine wesentliche Verbesserung der derzeitigen Situation", nennt Fitz das. Und in der Tat entdeckt man in der Grafik, die das Bauamt zur Variante 3.1 verschickt ein Stück Lärmschutzwall, das die Laubenzedler vor dem Rumpeln der Bahn und dem Rauschen des Autoverkehrs wohl zumindest teilweise entlasten würde.
"Intensiv geprüft"
In ihren Entscheidungsprozess hat das Staatliche Bauamt Ansbach nach eigenen Worten "intensiv alle aussichtsreichen Variantenvorschläge geprüft, die zum Teil aus Vorschlägen aus der Arbeitsgruppe hervorgingen" – auch die Nullvariante (also die Beibehaltung der B13 auf der bestehender Straße) und eine modifizierte Nullvariante (Beibehaltung der bestehenden B13 mit Zusammenführung der Kreisstraße WUG 22).
Doch das Urteil der Experten ist eindeutig: Diese Lösungen "verfehlen das grundlegende Planungsziel, für Ortsdurchfahrtsfreiheit zu sorgen. Schlungenhof wäre weiter starkem Verkehr und einer hohen Lärm- und Luftbelastungen ausgesetzt".
Mit den Nullvarianten, für deren Realisierung gerade ein Bürgerbegehren läuft, hat auch Fitz so seine Probleme. "Dann passiert in Sachen Lärmschutz gar nichts", prophezeit er. Angesichts eines mutmaßlich wachsenden Bahnverkehrs werde sich die Situation dann sogar verschlechtern.
"Erste Vorschläge wurden bereits vor zweieinhalb Jahren gemeinsam mit den Mitgliedern der Arbeitsgruppe auf Karten per Hand eingezeichnet", erinnert sich StBA-Projektleiter Werner Ott an die Anfänge der Bürgerbeteiligung, mit der seine Behörde Neuland betrat. "Zudem haben wir über die Jahre eine Fülle an Vorschlägen erhalten, die wir alle ernsthaft geprüft haben. Das hat viel Zeit in Anspruch genommen."
Auch wenn nicht alle Mitglieder in der Arbeitsgruppe den Begründungen folgten, habe sich das Staatliche Bauamt stets zum Ziel gesetzt, die Planung für alle Beteiligten transparent und nachvollziehbar zu erläutern, heißt es in der Mitteilung aus Ansbach. Differenzen seien auch während der letzten Sitzung am 21. Oktober deutlich geworden: Manche Mitglieder der Arbeitsgruppe hätten anderen Streckenführungen favorisiert – oder eben die Nullvariante.
"Da sind die Positionen klar", weiß auch StBA-Leiter Heinrich Schmidt. "Wir als Staatliches Bauamt kennen die unterschiedlichen Positionen und sind auf die jeweiligen Argumente auch eingegangen. Wir haben allerdings vom Bund den Auftrag, eine Umgehungsstraße zu planen", stellt er klar. Seine Behörde habe "nach Vorliegen aller sachlichen Argumente" einen "belastbaren Vorschlag" präsentiert, der nun am 11. November auch der Öffentlichkeit vorgelegt werde.
"Vorschläge anschauen"
Rathaus-Chef Fitz appelliert an die Gunzenhäuser, diese Möglichkeit der Information auch tatsächlich wahrzunehmen: "Die Bürger sollten sich die Zeit nehmen und sich die Vorschläge anschauen", sagt er. Der Stadtrat könne dann ein Votum zur gewünschten Trasse abgeben, und er werde dieses an das Bauamt in Ansbach weitergeben. Und dessen Leiter Heinrich Schmidt hatte bereits zu Beginn des langwierigen Diskussionsprozesses gesagt, sein Amt werde nichts gegen den Willen der Gunzenhäuser Bürger bauen.
Genau deshalb liegt Fitz auch das Bürgerbegehren schwer im Magen. Denn: Im Erfolgsfalle "nimmt es dem Stadtrat die Entscheidung aus der Hand", sagt er. Die Umsetzung des StBA-Vorschlags werde unmöglich, und dann, so befürchtet Fitz, "macht das Bauamt die Akte zu, und in Sachen Umgehung Schlungenhof wird nichts mehr passieren".
Fraglich sei seiner Ansicht nach zudem, ob dann der Landkreis bereit wäre, stattdessen eine millionenteure "modifizierte Nullvariante" mitzufinanzieren. Fitz: "Wenn nicht, dann bleibt alles so, wie es jetzt ist."
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