Erste Erntebilanz für Weißenburg-Gunzenhausen
20.7.2020, 15:38 UhrDort hat Betriebsleiter Tobias Meyer jüngst echten Erfindergeist bewiesen und ein kameragesteuertes Hackgerät entwickelt, das die mechanische Bodenbearbeitung erleichtern soll. Hacken und bedarfsgerechtes Düngen lassen sich so optimal kombinieren. Doch die Bearbeitung des Bodens ist nur ein Erfolgsfaktor, ein anderer ist der Segen von oben. Und dieser kommt in Form von Niederschlägen nicht immer dann, wenn es sich der Landwirt wünscht.
Frostige Tage Mitte Mai
Los ging es mit den falschen Zeitpunkten heuer schon im eher trockenen Winter, als die Gerste im Boden oft vergeblich auf das lebensspendende Nass von oben wartete. Im Februar und März kam es dann endlich, und die Vegetation konnte – leicht verspätet – starten. Doch zu früh gefreut: Im April trat das Wetter wieder auf die Regenbremse. "Erst am letzten Apriltag fielen überhaupt nennenswerte Niederschläge", so Alexander Mack, Pflanzenbauberater am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Weißenburg (AELF).
Die Gerste kämpfte sich trotzdem nach oben, nur um dann in der Blühphase den nächsten Dämpfer in Form von frostigen Tagen Mitte Mai zu erleiden. Der Frost, der bei moderaten Minusgraden im Winter eine willkommene Bodenfeuchte hätte bewirken können, kam nun äußerst ungelegen. Als Spätfolge sorgt er aktuell in der Erntezeit für "taube Ähren", die von außen gut aussehen können, aber keine Körner in sich tragen. Die letzten Maitage und vor allem der Juni veranlassten die Wintergerste durch reichlich Regen dann wieder dazu, noch einmal so richtig loszulegen. Leider schoss sie dabei am Ziel vorbei. Denn für das schon gewachsene Getreide fielen die Tropfen zu spät, und es wurden stattdessen neue Triebe ausgebildet. Dieser sogenannte "Zwiewuchs" wiederum behindert nun die Ernte, die sich deswegen in vielen Fällen in Richtung Monatsende verlagert.
Insgesamt betrachtet ist damit "die Wintergerste der große Verlierer", so Mack. "Was die Witterung betrifft, ist es bis jetzt ein eher schwieriges Erntejahr", meint auch der Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands, Erwin Auernhammer. Um Futter bangen wie in den letzten Trockenjahren müssen die Tiere aber nicht. Dafür sorgt beispielsweise die schon beendete Ernte der Feldfrüchte für die Ganzpflanzensilage. Mit passablen Erträgen, wie Mack betont. Das Ernteergebnis im Ackerfutterbau bewertet er insgesamt als "durchschnittlich bis gut".
Ähnlich sieht die Situation auf dem Grünland aus. Hier kamen die Niederschläge immer gerade zur rechten Zeit, auch wenn der erste Grasschnitt noch leicht hinter den Erwartungen zurückblieb. Der zweite Schnitt "war auch in Ordnung", so der Berater. Ein teilweise bereits gut gedeihender dritter Aufwuchs verheiße ebenso Gutes. Bislang blieben die Wiesen von der sengenden Sonne verschont. "Es gab noch keinen Tag über 30 Grad", ist Auernhammer erleichtert. Stattdessen durften sich die Landwirte und ihre Kulturen über einen "normalen, kühlen Sommer" freuen, wie Mack formuliert.
Die Niederschläge im zweiten Quartal hätten nach der Trockenphase "das Getreide gerettet." Der Regen sei allerdings sehr ungleichmäßig verteilt gewesen, was sich derzeit sehr gut an den Maisfeldern und den unterschiedlichen Größen der Pflanzen ablesen lasse. Ein spätes Säen habe sich bei dieser Feldfrucht gerächt. Der Weizen "wird noch eine gute Entwicklung nehmen", ist der Berater zuversichtlich.
Noch vor den Regenfällen hätten die Bauern mit Fungiziden dieses Getreide behandeln können, so dass sich derzeit kein Pilzbefall zeigt. Die Biobauern indes hatten heuer richtig Pech – ihre Weizenhalme sind nicht selten verpilzt. Auch auf den Rapsfeldern stehe eine relativ gute Ernte an, "wenn sie gut geführt wurden", schränkt Mack ein bisschen ein. Teils ist der Raps auch schon gedroschen – dort, wo es keine Aussicht auf Ertragsverbesserung durch längeres Stehenlassen gab. Bis auf die Defizite bei der Gerste sei es eigentlich "ein gutes Jahr", so Auernhammer. "Aber es ist ja noch nicht vorbei", warnt er vor zu früher Freude. Denn der Mais steht noch länger auf den Feldern. Ihm würde eine kommende Trockenphase schwer zu schaffen machen.
Ebenso könnte es die Erträge im wahrsten Sinn des Wortes noch "verhageln." Was den Landwirten derzeit noch mehr zu denken gibt als das Wetter "über der Erde", sind die Gegebenheiten darunter, also im Boden. Denn der ist aufgrund der Trockenjahre durch ein Grundwasserdefizit gekennzeichnet. "Und das macht uns von den Regenfällen umso abhängiger", gibt der Kreisobmann zu bedenken.
Mack gibt ihm recht: "Die Pflanzen brauchen pro Tag und Quadratmeter mindestens fünf Liter Wasser. Wenn es da mal 20 regnet, reicht das nur für eine Woche."
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