Fränkin im Wahlkampf: Darum will sie Bierkönigin werden

23.4.2021, 06:05 Uhr
Fränkin im Wahlkampf: Darum will sie Bierkönigin werden

© Felix Rauh

Einmal, als kleines Mädchen, erinnert sich Amanda Gary, war sie tatsächlich im Fasching mal als Prinzessin unterwegs. Aber, sagt sie lachend, "ich glaube trotzdem nicht, dass ich mir mit meiner Kandidatur einen langjährigen Kindheitstraum erfüllen möchte". Die Idee, sich um die Krone der bayerischen Bierkönigin zu bewerben, sei vielmehr "aus Spaß und ganz spontan entstanden".


Bayerische Königinnen wegen Corona in Kurzarbeit


Eigentlich hatte sich die 28-Jährige aus Wolframs-Eschenbach schon im vergangenen Jahr um das Amt der Botschafterin des bayerischen Nationalgetränks beworben, doch Corona-bedingt wurde der Wettbewerb erst einmal auf Eis gelegt. Zu diesem Zeitpunkt hatte Amanda Gary den Großteil der 81 Bewerberinnen allerdings schon hinter sich gelassen – und den Sprung in die Endrunde geschafft.

Eine Mitbewerberin aus dem Landkreis Kulmbach hat inzwischen aus persönlichen Gründen zurückgezogen, nun ist Amanda Gary die einzige Fränkin im Finale – und tritt dort gegen noch fünf Konkurrentinnen an.

Fränkische Zurückhaltung?

Warum ausgerechnet aus jener Region, die unter Bierfreunden einen so tadellosen Ruf genießt, nicht mehr Kandidatinnen kommen, weiß die gelernte Medienwissenschaftlerin und Hotelkauffrau auch nicht so recht. Möglicherweise liegt es an der typisch fränkischen Zurückhaltung. "Oder es waren unter den ursprünglich etwa 80 Bewerberinnen welche dabei, die aber leider schon ausgeschieden sind."

Derzeit und noch bis 12. Mai läuft das Online-Voting, für das sich die gebürtige Leutershausenerin ("Der Liebe wegen hat es mich nach Wolframs-Eschenbach verschlagen.") möglichst viel Unterstützung erhofft: "Ich freue mich wirklich über jede Stimme", appelliert die sympathische junge Frau an alle potenziellen Unterstützer, von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen.

Abgestimmt werden kann unter www.bayerisches-bier.de/bayerische-bierkoenigin/online-voting/. Das Ergebnis dieser Abstimmung fließt dann zu einem Drittel in die endgültige Entscheidung ein. Außerdem stimmt eine Fachjury über die Bewerberinnen ab, und das restliche Drittel errechnet sich aus den Stimmen der Vertreter der Mitgliedsbrauereien des Bayerischen Brauerbundes.

Weil der Ehemann gerne Bierkönig wäre

Dass sich seine Frau womöglich die Krone aufs brünette Haupthaar setzen lassen kann, ist auch zu einem Teil Ehemann Felix geschuldet, einem der Geschäftsführer des Landhotels Gary in der Minnesängerstadt. "Er hat mir die Ausschreibung gezeigt und gesagt, dass er gerne Bierkönig werden würde", erinnert sich Amanda Gary schmunzelnd. "Da musste ich ihn aber darauf aufmerksam machen, dass er höchstens ein Bierprinz wäre."

Sie selbst komme zwar nicht aus der Gastronomie, habe aber immer wieder im Betrieb ihres Mannes mitgeholfen, dort die Ausbildung zur Hotelfachfrau absolviert – "und so eine große Leidenschaft für das Thema Bier entwickelt".

Was aber nun nicht bedeutet, "dass ich jeden Abend einen Kasten davon trinke", wehrt sie entsprechende Nachfragen lachend ab. "Eine Bierkönigin steht ja auch für den Genuss in Maßen", sagt sie – und fügt, um ja keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, auch gleich hinzu: "Nicht in Massen oder Maßkrügen – denn die Bierkönigin ist ja nicht die, die am Ende eines Wetttrinkens noch aufrecht stehen kann."

Gekrönt werden soll die elfte bayerische Bierkönigin am 20. Mai im Münchner Hofbräuhaus. In welcher Form das ablaufen wird, steht angesichts der Corona-Pandemie noch nicht fest. Normalerweise bringt das Amt der Bierkönigin zahlreiche Termine im In- und Ausland mit sich. Die aktuelle Würdenträgerin sei bis nach Afrika und China gekommen, schwärmt Amanda Gary.

Bierverkostungen sind virtuell denkbar

Die neue werde wohl etliche Termine online abwickeln müssen, sogar Bieranstiche und -verkostungen seien virtuell denkbar – "man muss eben die Biere dann vorab an die Teilnehmer verschicken". Sie selbst habe erst jüngst eine Verkostung im virtuellen Raum absolviert, "das hat gut funktioniert, auch wenn natürlich die Wirtshaus-Atmosphäre schon fehlt".

Ein echtes Lieblingsbier hat Amanda Gary – zumindest offiziell – übrigens nicht: "Ich schätze die Tradition, bin aber auch offen für Neues", sagt sie. "Und ich finde es sehr interessant, was man alles zustande bringen kann." Solange der Gerstensaft nach dem bayerischen Reinheitsgebot gebraut werde, "finde ich das gut und bin jederzeit offen für einen Test".

Falls sie es auf den Thron schafft, wartet natürlich eine Regentschaft auf sie, die von Corona geprägt sein wird. Die Eröffnung des Oktoberfestes, auf die sie sich gefreut hätte, fällt wahrscheinlich flach. Und ob sie als Bier-Botschafterin international auftreten kann, ist noch völlig unklar. Trotzdem ist sie sich sicher: "Es würde bestimmt ein ganz spannendes Jahr."

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