Gunzenhausen als "Heimat im Schaukasten"
12.01.2012, 21:42 Uhr
Alles begann mit dem Arzt Dr. Heinrich Eidam, dem Gründer des Vereins für Heimatkunde (1879), der sich damals noch Altertumsverein nannte. Er wollte damit Ausgrabungen ermöglichen und das Interesse für die Altertumsforschung wecken. Eidam war damit einer der ersten, denn vor ihm hatten lediglich die Städte Nürnberg (1878) und Bamberg (1830) einen historischen Verein gegründet. Den Arzt und Vorgeschichtsforscher ernannten die Reichslimeskommission 1892 zum Limeskommissar für Rätien, also den Limes in Altmühlfranken. In der Folgezeit gelang es Eidam und seinen Helfern, die römischen Kastelle in Gunzenhausen, Theilenhofen, Munningen, Gnotzheim und Unterschwaningen ausfindig zu machen. Bei Westheim und Gnotzheim fand er fränkisch-alamannische Reihengräberfelder. Es gab genügend Grabfunde, aber womit sollten sie kommen? Die Stadt ermöglichte die Unterbringung im Bezirkskommando in der Weißenburger Straße 41, danach im 2. Stock des Schulhaus am Marktplatz (heute Sparkasse).
Ausgestellt werden konnte dort aber das Wenigste, das Meiste musst in Kisten verpackt werden. Noch immer war es eine Privatsammlung von Dr. Eidam. Es war der der Hotelier Hans Kamm („Krone“), der 1916 ein „schönes Local“ für die Sammlung verlangte, zwei Jahre später gingen Eidams Exponate aufgrund einer vertraglichen Abmachung an die Stadt über. Sie versicherte, damit ein Heimatmuseum einrichten zu wollen. Sie zahlte 1000 Mark für die Funde. Und das waren damals 2945 Objekte. Das Geld aber steckte nicht Dr. Eidam für persönliche Zwecke ein, sondern bestimmte es für die Säuglingsfürsorge, die damals noch im Argen gelegen hatte. Der „Verein von Altertumsfreunden“ erhielt entsprechende Statuten. Eröffnet wurde das Städtische Museum am 3. Juli 1921 in drei Räumen des 2. Stocks der Realschule. In drei Schauschränken und 51 Schaukästen konnten die Exponate angesehen werden. Es gab auch einen Raum mit bemalten Bauernmöbeln, eine Bürgerstube.
Michl Hertlein als „Hausvater“ Trotzdem war die Situation räumlich beengt. 1937 reifte daher der Gedanke, das ehemalige Palais Heydenab (heute Gewerbebank) von der Stadt zu erwerben und als größeres Museum einzurichten (vormals genutzt als Lebküchnerei und Konditorei). Museumswart wurde der Kunstmaler Michl Hertlein, dem als Gegenleistung zugleich kostenlos eine Vierzimmerwohnung im Haus zugewiesen wurde. Dr. Gesa Büchert erinnert an eine Episode des Jahres 1939: Der Heimatforscher Hans Bach versuchte mit dem Angebot, seine heimatkundliche Sammlung der Stadt zu überlassen, die Museumsleitung an sich zu reißen. Aber er scheiterte. Um die Gegenstände vor Zerstörung zu schützen, mussten sie 1941 zum Teil in den Keller verstaut werden. Die Räume im Museum wurden für das Ernährungsamt und das Wirtschaftsamt benötigt. Nach dem Krieg zog das Kreisflüchtlings- und Kreiswohnungsamt ein.
Erst als sie 1953 das Haus wieder geräumt hatten, konnte sich das Museum wieder ausbreiten. Dr. Davis ordnete den Bestand 1956 kamen die ersten Besucher in die 14 Räume. Nach dem Tod Hertleins übernahm dessen Witwe Edith die Leitung (bis 1969). Für einig Zeit übernahm der Vereinsvorsitzende Wilhelm Lux mit seiner Familie die Betreuung. Es war der Prähistoriker Dr. Frank Davis, der 1976 den archäologischen Bestand ordnete. Wieder gab es einen neuen Standort für das Museum: 1984 wechselte es in das frühere Rathaus in der Rathausstraße, wo seither 20 Räume genutzt werden. Die Leitung ging zugleich an den neuen hauptamtlichen Stadtarchivar Werner Mühlhäußer über. Außerdem kam vier Jahre später das Faulstich-Haus in der Brunnenstraße 1 dazu, für das der Gunzenhäuser Lions-Club die Anschubfinanzierung besorgte (Eröffnung 1998).
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