Gunzenhausen bekommt ein Premium-Chaletdorf

21.11.2020, 10:05 Uhr
Gunzenhausen bekommt ein Premium-Chaletdorf

© Horst Kuhn

"Bisher", sagt Almut Böker, "bisher haben wir unser Know-how immer anderen zugutekommen lassen. Jetzt nutzen wir es zum ersten Mal für uns selbst."

Schon bei der ersten Präsentation im Bauausschuss des Gunzenhäuser Stadtrats bejubelten die Fremdenverkehrs-Fachleute die "Büchelbergerei", so der Heimeligkeit verströmende Name des Millionenprojekts, das Vorhaben als einen "touristischen Leuchtturm". Heute, genau zwei Jahre später, sind die Pläne von damals erheblich präzisiert, an der Einschätzung dürfte sich freilich wenig geändert haben.

Denn die Geschwister Böker und ihre Partner, Dr. Karl-Michael Asamer (Mitgesellschafter der Wörnitzer Firma Gala Kerzen) und Roland Schmidt aus Geislohe, der beim Traktor-Hersteller Fendt in der Geschäftsleitung tätig ist, bereichern das Seenland mit einem exklusiven Chaletdorf, wie es weit und breit kein zweites Mal zu finden ist.

Nachhaltig und regional

Zentrum des Ganzen ist das Hauptgebäude, in dem sich unter anderem die Rezeption, eine Frühstücksküche – Gäste werden mit einer opulenten "Frühstückskiste verwöhnt – und eine Lounge befinden, in der auch kleinere Firmen- oder Familienfeiern stattfinden können. Direkt an dieses Hauptgebäude, das aus Stein und in einem "relativ traditionell fränkischen Stil" (Axel Böker) errichtet werden soll, grenzt der vier mal zehn Meter große Pool, der allen Gästen offensteht und mit besonders umweltfreundlicher Technik ausgestattet sein wird.

Dieser Aspekt zieht sich übrigens – wie auch die Begriffe Nachhaltigkeit und Regionalität – durch das ganze Projekt. "Das ist uns sehr wichtig", betonen die Geschwister, und sie zeigen bei einem Pressegespräch auch gleich anhand von Materialproben, dass das keine leeren Worte sind. Die elf unterschiedlich großen Chalets, die 38 Schlafplätze bieten, werden in Holzbauweise vom Auhausener Spezialisten Stark errichtet, die Handwerker kommen aus der Region, die Heizung arbeitet mit Luft-Wärme-Pumpen, der Strom ist öko, die Holzverkleidung, die jedes zweite Haus bekommt, aus einheimischer Lärche, und außer den Fußböden "ist vom Boden bis zum Dach kein Stück Kunststoff verbaut", sagt Almut Böker.

Ein Blick auf die Zeichnungen der Gebäude, die paarweise miteinander verbunden sind, aber auch getrennt vermietet werden können, zeigt eine angenehm reduzierte Architektur: "Wir wollen das fränkische Thema spielen, aber nicht damit übertreiben, sondern es modern interpretieren", beschreibt Axel Böker das Prinzip.

Bis der Architekt diese Linien zu Papier bringen konnte, war es allerdings ein langer Weg. Sie hätten sich zunächst überlegt, was ihre Chalets den künftigen Gästen alles bieten sollten, sagen die Bökers, wobei ihnen ihr umfangreiches Wissen sehr zugute gekommen sei. Almut Böker, die gelernte Dekorateurin, berät seit Jahren Hotels und Vermieter von Ferienwohnungen in Sachen Design und Raumgestaltung, und ihr Bruder betreibt eine Agentur, die für Ferienanbieter wie die Romantische Straße, die Burgen- oder die Deutsche Fachwerkstraße tätig ist. "Da haben wir viele Einblicke gewonnen, was man machen kann – und was man nicht tun sollte", sagen sie.

Dieses umfangreiche Wissen – und die große Freude auch an kleinen Details – führte allerdings dazu, dass Axel Böker im Lauf der Monate zahlreiche Versionen der Gebäudeskizzen entwickelte. "Das wäre mit einem Architekten gar nicht machbar gewesen", schmunzelt seine Schwester, "der wäre irgendwann verrückt geworden." Und der "Bauzeichner" ergänzt, dass ihm, der solche Entwürfe immer mit einem Buchstaben benennt, "irgendwann das Alphabet ausgegangen ist".

Erlesene Materialien

Wobei die Sorgfalt, mit der das "erste Premium-Chaletdorf in Franken"" (Eigenwerbung) durchgeplant ist, auch und gerade im Inneren bemerkbar sein wird: etwa an der Verwendung von altem, aufwendig aufbereitetem Holz für schmucke Fachwerkwände, an mit den Jahreszeiten wechselnden Vorhang- und Kissenstoffen, an erlesenen Materialien für die Küchen und Bäder oder an den Designerlampen, die von den Deckenbalten der offenen Giebel herab für gute Sicht sorgen.

Als Gäste für die "Büchelbergerei" haben die Bökers mehrere Zielgruppen im Visier: "Vor allem Erwachsene", sagt Axel Böker, fügt aber sogleich hinzu: "Natürlich können auch Kinder mitkommen", aber für die werde es eben keine besonderen Attraktionen, Betreuung oder Ermäßigungen geben.

Deshalb zielen sie insbesondere auf Best Ager ab, die sich stilvoll mit Freunden oder der Familie treffen wollen, auf gut situierte Motorrad- oder Oldtimerfahrergruppen, für die sie ausgearbeitete Touren und bei Bedarf sogar einen Guide vorhalten wollen. Und weil Almut Böker das Thema "Gesundheit" sehr am Herzen liegt, kann sie sich vorstellen, in ruhigeren Jahreszeiten beispielsweise auch Kräuterseminare für Frauengruppen oder Waldbaden-Events anzubieten.

Gunzenhausen bekommt ein Premium-Chaletdorf

© Axel Böker

Wer sich den schlichten Luxus und den Komfort der "Büchelbergerei" gönnen will, wird dafür durchaus tief in die Tasche greifen müssen, dürfte aber nicht das Gefühl haben, unangemessen zur Kasse gebeten zu werden: 300 Euro kalkulieren die Bökers pro Nacht für ein Zwei-Personen-Haus, 450 Euro für ein doppelt so großes, und eine Nacht im 8-Personen-Chalet schlägt sich mit 790 Euro in der Reisekasse nieder. "Vorausgesetzt, die Corona-Pandemie verlangt nicht noch einen deutlichen organisatorischen Mehraufwand", schränkt Axel Böker ein.

Diese Tarife seien vergleichbar mit den Floating Houses auf dem Brombachsee vor Ramsberg, sagt er: "Aber wir bieten mehr!"

Bodenplatte kommt im Dezember

Die Zusammenarbeit mit den politisch Verantwortlichen in Gunzenhausen loben die Bauherren in höchsten Tönen. "Wir hatten immer das Gefühl, sehr willkommen zu sein", sagen sie. Einen ersten Termin im Rathaus bei Bürgermeister Karl-Heinz Fitz hatten sie schon wenige Tage, nachdem sie wegen ihres Projekts erstmals bei Wolfgang Eckerlein, dem Leiter des Touristikamtes, zaghaft vorgesprochen hatten. Dass es dennoch seit damals fast zwei Jahre dauern würde, bis die ersten Bagger rollen, hätten sie zunächst nicht geglaubt. Mussten aber inzwischen einsehen, "dass die Prozesse der Baugenehmigung bei uns einfach so lange brauchen".

Die Eröffnung im Spätsommer halten sie für realistisch: "Die Bodenplatten kommen im Dezember", sagt Axel Böker, und für heuer sei auch noch das Richtfest des Haupthauses geplant. Im März würden dann die vorgefertigten Elemente der Häuser geliefert und montiert, danach folge der Innenausbau. "Ab August werden wir zwei Monate lang ein sogenannten Soft Opening haben, danach wieder zumachen und nachjustieren – und dann das Weihnachtsgeschäft mitnehmen", sagen die Bökers. Im Jahr 2022 soll es dann mit dem Vollbetrieb losgehen.

Schon für die allererste Phase werden sie etliche Mitarbeiter benötigen – von der gelernten Vollzeit- bis zur 450-Euro-Kraft, wobei sie dafür auch auf Unterstützung aus dem Ort hoffen, von dem sie ein echter Teil sein wollen. Wer Interesse habe, könne sich jetzt schon bewerben, sagt Almut Böker.

 

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