Gunzenhausen: Biergarten im Falkengarten
18.8.2020, 05:58 UhrNormalerweise hätte die Firma Festzeltbetrieb Gruber mit Sitz in Pleinfeld-Dorsbrunn in diesem Hochsommer viel zu tun und auch ordentliche Einnahmen, die ihr über den Winter hinweghelfen. Und normalerweise wäre auch das Regionalzelt im September auf der Gunzenhäuser Kirchweih eine sichere Bank.
Doch wegen Corona ticken für die Schausteller und Wirte die Uhren eben anders. "Meine letzten Einnahmen habe ich am 15. Oktober erzielt", erzählt der Gastronom. Danach kam die übliche Pause, und die dauerte schier endlos an, eben wegen der Pandemie. Gruber weiß: "Es ist eine schwierige Zeit, aber wir können es nicht ändern." Derweil muss er die stehenden Ausgaben verkraften, etwa für Krankenkasse, Lager und Mieten. Seine Rücklagen sind jedenfalls in den letzten Monaten arg zusammengeschmolzen.
Umso freudiger registrierte er, dass sich in Gunzenhausen – wo wie in vielen anderen Orten heuer keine "richtige" Kirchweih gefeiert werden darf – etwas regte. Im Gespräch mit Wolfgang Eckerlein, in der Stadtverwaltung zuständig für die Kerwa, fand man schnell einen gangbaren Weg für den Biergarten. Dieser ist bis einschließlich Sonntag, 6. September, jeden Tag von 10 bis 20 Uhr geöffnet. Nur bei Dauerregen würde sich Gruber entschließen, die Pforten zuzusperren. So funktioniert es auch bei den gastronomischen Einrichtungen rund um den Altmühlsee.
Der Falkengarten bietet Platz für maximal 150 Leute. Die Garnituren sind locker gestellt, auf ausreichend Abstand wurde geachtet. Auch die sonstigen Hygienebestimmungen sind klar und müssen eingehalten werden. Das erste Wochenende sah bis zu 87 Leuten gleichzeitig, die es sich gutgehen ließen. Gruber hält den Zuspruch natürlich noch für ausbaufähig. Seine Erwartungen waren zunächst nicht so hoch. Ihm ist klar, dass sich sein Angebot erst noch herumsprechen muss. Günstig sei, dass eben noch volle Tourismus-Hochsaison herrsche. Bei der normalen Gunzenhäuser Kirchweih Mitte September sei das erfahrungsgemäß eben nicht mehr der Fall.
Das Gruber-Team wartet bis zum 6. September mit diversen Biersorten (unter anderem Gunzenhäuser Kirchweihbier) und deftigen Speisen auf. Auf der Essenskarte finden sich unter anderem Haxen, Spießbraten und kalte Brotzeiten.
Trubel im Falkengarten – da kommen immer auch die Anwohner ins Spiel. Das Thema Lärmbelästigung ist nun einmal ständig auf der Tagesordnung im Herzen der Stadt. Bei den Sommerkonzerten (heuer komplett ausgefallen) wurde bekanntlich ein Modus Vivendi gefunden, und auch beim jetzigen Biergartenbetrieb sind entsprechende Regelungen vorgesehen. So verzichtet der Festwirt etwa auf eine Beschallung mit Musik vom Band. Es geht also ruhig zu im Falkengarten, man kann sich ungestört unterhalten. Horst Gruber sieht darin eher einen Vor- als einen Nachteil, er verweist auf den "Wettelsheimer" Keller, der gerade an Wochenende rege frequentiert ist und wo ebenfalls niemand Musik vermisse.
Der Festwirt ist zufrieden, dass er auf die Schnelle Personal für seinen Biergarten rekrutieren konnte. Einige Telefonanrufe genügten, das hat gut geklappt. Kummerfalten zeigen sich indes auf seiner Stirn, wenn er in die weitere Zukunft blickt. Noch immer ist die Corona-Gefahr in Deutschland vorhanden. Weiterhin hört man der Politik, dass größere gesellige Runden von Leuten, die sich nicht kennen, höchst unerwünscht sind, weil sie ein Risiko in sich bergen. Was mit den Weihnachtsmärkten 2020 wird, was auch kein Mensch, von Volksfesten im nächsten Jahr ganz zu schweigen. "Wir wissen einfach nicht, wie es weitergehen wird. Uns fehlt die Perspektive", stellt Festwirt Gruber fest.
Übrigens wird der Biergarten in Gunzenhausen zeitlich nicht verlängert werden. Theoretisch könnte der Betrieb nach der Kirchweihwoche wieder aufgenommen werden, doch das lässt Horst Gruber sein – auch hier in Absprache mit dem Rathaus. Der Hauptgrund: Die Anwohner sollen dann vom Biergartenlärm verschont bleiben.
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