Gunzenhausen: Pionierarbeit soll sich für Grüne auszahlen
6.12.2019, 17:45 Uhr"Ich hoffe, dass wir von dem allgemeinen Hoch der Grünen profitieren werden", sagte der Wahlleiter, Kreissprecher Winfried Kucher aus Weißenburg. Es gelte allgemein, junge Menschen für politisches Engagement zu interessieren. Und wenn dieses Engagement dann bei den Grünen erfolge, dann wäre das ideal. Ortsvorsitzende Kerstin Zels kündigte an, dass das ausgearbeitete Kommunalwahlprogramm bis Januar vorlieget, dann könne der Wahlkampf so richtig beginnen. In diesen würden die Grünen unter dem Motto "Weil wir hier leben" ziehen.
Es gibt 24 Stadtratskandidaten. Die Liste ist wieder "ziemlich weiblich" mit 14 Frauen und 10 Männern. Das Reißverschlussverfahren (abwechselnd eine Frau und ein Mann) kann weitgehend durchgezogen werden. Die langjährige Stadträtin Helga Betz hört auf. Ihre Kollegen Christoph Mötsch und Peter Schnell kandidieren wieder. Letzterer merkte an, ein viertes Mandat wäre schön. Wenn man noch mehr im Sinn habe, dann wäre das wohl nur eine Träumerei.
Schnell sieht, dass grüne Themen inzwischen in der Mitte der Gesellschaft angekommen seien. Hier in Gunzenhausen hätten die Grünen Pionierarbeit geleistet und bereits 1989 ein Verkehrskonzept entwickelt mitsamt Tempo 30, mehr Radwege und einer Art Rufbus, wie er jetzt eingeführt worden sei. Die politische Konkurrenz habe in dieser Hinsicht über viele Jahre hinweg geschlafen, befand der langjährige Stadtrat (seit 1996).
Gespannt darf man sein, wie Robert Karl aus Frickenfelden am 15. März bei den Wählern ankommen wird. Er ist noch Abteilungsdirektor bei der Regierung in Ansbach und dort zuständig für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz. Karl geht in Kürze in den Ruhestand und ist bereit, im politischen Ehrenamt seinen Sachverstand einzubringen. Der Beamte ("ich bin der oberste Umweltschützer in Mittelfranken") könnte so die Qualität und das Wissen im Stadtrat vermehren, so seine Worte.
Die anwesenden Bewerber stellten sich alle einzeln vor. Dabei fielen viele interessante Aussagen zur großen Politik wie zu lokalen Geschehen und Themen. Die Motivation zur Kandidatur ist naturgemäß unterschiedlich. Da gibt es den Lehrer, der schon immer gegen die Atomkraft kämpfte, den Bauern, der sich die Biolandwirtschaft auf die Fahne geschrieben hat, die Bürokauffrau, die mehr Teilhabe behinderter Menschen am öffentlichen Leben anstrebt, und die Ruheständlerin, die sich wenig Hoffnung auf ein Mandat macht, dafür aber umso fleißiger in der heißen Phase des Wahlkampfs Plakate kleben will.
Mehrmals fiel im "Hafner" das Stichwort Mobilität. Die Grünen setzten mehr denn je auf Verbesserungen für die Fahrradfahrer. Außerdem propagieren sie auch diesmal Tempo 30 im ganzen Stadtgebiet. Nicht zuletzt soll die Bahn attraktiver gemacht werden (barrierefreier Bahnhof und durchgehender Zug nach Nürnberg), so Zels. Ein anderer Kandidat sprach sich für eine betont ökologische Bauentwicklung aus. Die Beschlüsse des Stadtrats sollen viel mehr als bisher auf Nachhaltigkeit ausgerichtet sein.
Eine weitere Stimme: "Gunzenhausen soll Zentrum für einen naturnahen Tourismus werden." Dem stehe derzeit das Problem der schlechten Wasserqualität des Altmühlsees entgegen, und mit dem jetzigen Erscheinungsbild des Bahnhofs mitsamt Vorplatz glänze die Stadt nicht gerade.
Eine Bewerberin wünschte sich mehr Vielseitigkeit auch im Einzelhandel. Textil-Discounter auf der grünen Wiese gebe es mehr als genug, da kämen kleine Läden in der Innenstadt, vielleicht auch fürs Handwerk, gerade recht. Man könne etwa einen "Laden auf Zeit" ausprobieren, da gebe es Vorbilder. Ganz toll wäre ein "Unverpackt-Laden" im Zentrum.
Ein Kandidat aus einem Ortsteil monierte, wenn man sich die neue Stadthalle mit dem vielen Beton ansehe, dann sei klar, dass hier nicht an Nachhaltigkeit gedacht wurde. Gut wäre es, in städtischen Einrichtungen mehr auf die Verwendung regionaler Produkte zu achten. Ein anderer Vorschlag lautete, einen kleineren Veranstaltungsraum als die Stadthalle zu schaffen. Dort dürfe man noch nicht einmal Getränke auf den Boden stellen.
Man brauche eine kommunale Verkehrsüberwachung, die diesen Namen verdiene, hieß es. Das Einhalten der Tempolimits müsse dabei in den Fokus genommen werden.
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