Gunzenhausen plant millionenschwere Bauprojekte

9.1.2016, 18:25 Uhr
Gunzenhausen plant millionenschwere Bauprojekte

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Eine entsprechende Ankündigung machte er beim Neujahrsempfang der Wirtschaftsjunioren (WJ). Es gibt in der Tat viel zu besprechen, weit über die eh schon großen Investitionen in diesem Jahr hinaus. Aufschluss darüber gibt der Finanzplan, der die Jahre 2015 bis einschließlich 2019 umfasst. Darin ist von Investtitionen von rund 46 Millionen Euro von 2016 bis Ende 2019 die Rede. Die Stadt geht also in die Vollen. Die Ausgangslage erinnert an die 90er- und Nuller-Jahre, als ein Großprojekt auf das nächste folgte. Erinnert sei nur an den Umbau des Marktplatzes, die Feuerwehrzentrale und das „Tunell“ in der Ansbacher Straße.

Im Brennpunkt steht aktuell die Generalsanierung der Stadthalle, mit der im 2017 sobald wie möglich begonnen werden soll. 15,35 Millionen Euro - dieser Betrag steht seit dem Herbst im Raum, doch es wird sich zeigen, ob das ausreicht. Heuer werden an Planungskosten eine Million Euro ausgegeben. Richtig los geht es 2017 mit fünf Millionen Euro. Weitere fünf Millionen Euro folgen 2018. Für 2019 sind dann „nur“ 1,7 Millionen Euro vorgesehen. Das Projekt soll 2019 abgeschlossen werden, vielleicht schon zum Stadtball. Den Unterschied zwischen 15,35 Millionen und 12,9 Millionen Euro erklärt Stadtkämmerer Werner Stützer damit, dass es sich bei der Stadthalle um einen wirtschaftlichen Betrieb handelt und die Stadt deshalb die Umsatzsteuer vom Finanzamt zurückerhält. Die 12,9 Millionen sind also der Netto-Betrag. Eine spannende Frage wird sein, wie hoch der Zuschuss des Freistaats zu dieser Maßnahme ausfallen wird.

Großer Kanal mit Pumpwerk

Ein großes Thema ist auch die Binnenentwässerung mit Hochwasserschutz und Umgestaltung der Altmühlaue. Hier spielt vieles zusammen, der Bürger wird das Ganze wohl als eine Maßnahme betrachten. Der Kämmerer muss allerdings genau aufteilen, wie viel Geld für welchen Zweck zur Verfügung gestellt wird. Eine teure Angelegenheit wird mit Sicherheit der große Stauraumkanal an der Promenade mit Pumpwerk. Im nächsten Jahr wird der Auftakt gemacht mit 1,7 Millionen Euro, es folgen 1,5 Millionen im Jahr 2018 und nochmals 2,15 Millionen im Jahr 2019.

Im Finanzplan taucht auch schon die „Kanalverlegung Gehweg Marktplatz-Promenade“ auf. 200.000 Euro sind dafür im Jahr 2019 erforderlich. Es soll eine Entlastung für die Kanäle am Marktplatz erreicht werden.

Auch für den Hochwasserschutz an der Altmühl liegen Zahlen vor. Hier ist das Wasserwirtschaftsamt Ansbach federführend, und die Stadt übernimmt die Hälfte der Kosten. Aus dem Stadtsäckel fließen insgesamt 1,25 Millionen Euro nach Ansbach. Konkret sind es 300.000 Euro im Jahr 2017, 500.000 Euro im Jahr 2018 und 450.000 Euro im Jahr 2019.

Damit zur Gestaltung der Promenade. Wie berichtet, muss die Stadt als Voraussetzung große Versorgungsleitungen umverlegen. Das schlägt mit jeweils einer halben Million Euro in den Jahren 2018 und 2019 zu Buche. Mit der eigentlichen Neugestaltung kann dann 2020 begonnen werden.

Ganz aktuell ist die Sanierung der alten Stephani-Turnhalle. Auf 1,5 Millionen Euro heuer folgen nochmals 1,5 Millionen Euro im nächsten Jahr.

Einigkeit im Stadtrat

All diese Investitionen sind von allen Stadtratsfraktionen gewollt, wie sich bei der Verabschiedung des 2016er-Haushalts zeigte. Bürgermeister Fitz ist insbesondere froh darüber, dass die Erneuerung der Stadthalle einstimmig auf den Weg gebracht wurde. Größere Kanäle, Hochwasserschutz und Promenade werden nach Fitz’ Worten das Gesicht der Stadt wesentlich verändern. „Wir haben uns den Weg hart erarbeitet“, sagte er beim WJ-Empfang. Als weitere große Maßnahme erwähnte er das neue Baugebiet in Frickenfelden.

Für aufgeregte Diskussionen sorgte im vergangenen Jahr die Wilhelm-Löhe-Kita in der Ostvorstadt, weil hier ein Neubau notwendig wird. Die Stadt wird nicht selbst aktiv, muss aber einen erklecklichen Baukostenzuschuss geben. Es könnte auf 2,6 Millionen Euro, verteilt auf 2017 und 2018, hinauslaufen. Auch das steht im Finanzplan.

All das Genannte wird die Verschuldung der Stadt nach oben treiben — von gut 8 Millionen auf über 16 Millionen Euro bis Ende 2019. So wurde es auch in der Haushaltssitzung klar benannt. Für den Rathauschef steht fest, dass die Kommune immensen Mehrwert schaffen werde und die Projekte erforderlich seien. So sei klar, dass in der Stadthalle etwas getan werden müsse, sonst könne man sie in zwei bis drei Jahren zusperren. Nicht handeln sei jedenfalls keine Alternative. Er sei zuversichtlich, dass die Stadt sich die Projekte leisten könne. Der Kapitaldienst (Zinsen und Tilgung) werde 2019 nicht höher sein als in den letzten Jahren.

Fitz ist ein eifriger Zeitungsleser, und er hat vor Kurzem aufmerksam registriert, wie sich die Stadt Neumarkt aufstellt und was sie alles vorhat. Dort werden ganz große Räder gedreht, was durch die dort besonders gute wirtschaftliche Lage erleichtert wird. Im Raum Neumarkt herrscht Vollbeschäftigung, den vielen potenten Firmen geht es sehr gut. In Neumarkt überlege man sehr genau, was zu tun sei, betonte der Bürgermeister, und er nimmt für sich in Anspruch, dass auch in Gunzenhausen sorgfältig erörtert und entschieden wird, wie es weitergeht - deshalb ja auch die nächste Klausur des Stadtrats.

Dieser scheint im Kleinen wie bei der großen Linie voll mitzuziehen. Von einem rekordverdächtigen Investtionspaket, zu dem man sich gemeinsam entschlossen habe, war vonseiten der CSU (Jürgen Brenner) die Rede. Für die SPD äußerte sich Daniel Hinderks wohlwollend zur Stadthalle und zur Binnenentwässerung. Letztere müsse über Beiträge und Gebühren finanziert werden, also von den Bürgern. Das ist bei der Abwasserentsorgung so vorgeschrieben. Die neue Planung für die Altmühlaue fand bei Hinderks ein großes Lob. Auch die Grünen signalisieren ihre Bereitschaft, die Maßnahmen mitzutragen. Das gelte für die Stadthalle, die für die Zentralität von Gunzenhausen eine enorme Bedeutung habe, den notwendigen Hochwasserschutz und die neue Planung für die Promenade, so Schnell.

Und noch einen baulichen „Brennpunkt“ gibt es im Stadtgebiet, der bei der Haushaltssitzung und den Neujahrsempfängen noch keine Rolle spielen konnte: die Ansiedlung des Landesamts für Schule und Kultur durch den Freistaat. Die Stadt hat dafür das Haus Silo mit Umfeld vorgeschlagen und will das dominante Gebäude heuer kaufen. Es soll dann einem Neubau weichen. Kultusminister Ludwig Spaenle muss für Klarheit sorgen. Will der Freistaat selbst bauen, einen privaten Investor ins Boot holen oder die Stadt mit dem Hochbauprojekt betrauen?

Bald konkrete Aussagen

Der Freistaat wäre mit Sicherheit ein zuverlässiger Mieter, das steht fest. Und es ist auch Tatsache, dass die Stadt beim Abriss des Hauses Silo über die Städtebauförderung wesentlich finanziell entlastet würde. Alles Weitere bleibt abzuwarten. Spaenle will sich am 19. Januar in Weißenburg erklären. Dann wird man etwas über den genauen Zeitplan erfahren, bis wann das Landesamt tatsächlich an neuer Stelle arbeiten soll.

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