Gunzenhausen will "Hunger auf Theater" stillen
15.10.2020, 06:03 UhrIm Juli hatte derselbe Ausschuss das für die Saison 2020/21 angedachte städtische Theaterprogramm als in Corona-Zeiten undurchführbar eingestuft und komplett gekippt. Allerdings hatten die Ausschussmitglieder damals dem Chef der Tourist-Information, Wolfgang Eckerlein, ins Hausaufgabenheft geschrieben, sich nach anderen Möglichkeiten umzusehen.
Förderprogramm macht Kultur möglich
Und die hat er nun gefunden: Mit dem "Zukunftspaket Neustart Kultur" hat der Bund ein umfangreiches Förderprogramm aufgelegt, das auch explizit den rund 400 Gastspielhäusern in Deutschland, die kein eigenes Ensemble haben, zugute kommen soll. Bis zu 200 000 Euro pro Haus stehen laut Eckerlein zur Verfügung, weit mehr, als Gunzenhausen benötigt. Der Zuschuss fließt nur für eine Spielzeit und muss bis Ende Oktober beantragt werden, erläuterte der Tourismusamtschef weiter. Pro Aufführung werden 50 Prozent der Kosten gesponsert.
Wichtig ist diese Förderung auch für die Tourneetheater. Denn auch sie haben seit Beginn der Pandemie keine Aufträge und Einnahmen mehr, berichtete Eckerlein. So stehe etwa die Münchner Konzertdirektion Landgraf, mit der die Stadt schon lange und gut zusammenarbeitet, kurz vor der Insolvenz.
Mit "Fräulein Julie" bringt denn auch dieses Tourneetheater am Samstag, 13. Februar, ein Stück auf die, das bereits für die Spielzeit 2020/21 geplant war, auf die Bühne. In den Hauptrollen des "naturalistischen Trauerspiels" sind Dominique Horwitz und Judith Rosmaier zu sehen. Ebenfalls bereits im Programm waren "Schwiegermutter und andere Bosheiten" mit Michael von Au und Simone Rethel sowie "Drei Männer und ein Baby" mit Mathias Herrmann und Heio von Stetten, die jetzt am Freitag, 26. März, sowie am Samstag, 1. Mai, zu sehen sind. Alle drei Stücke können nun coronagerecht aufgeführt werden.
Don Camillo als Theaterstück
Ein zweiter Baustein des von Eckerlein vorgestellten Alternativ-Programms sind Ersatz-Stücke von ehemals gebuchten Tournee-Theatern. Den Auftakt macht hier voraussichtlich "Don Camillo zu dritt". Arns Schimkat, Sven Hussock und Christoph Theussi wollen mit der komödiantischen Theater-Adaption der beliebten Filme für einen entspannten Abend in der Stadthalle sorgen.
Ein literarisch-musikalischer Abend schließlich steht im April unter der Überschrift"Besuch bei Tiffany". Max Volkert Martens und Katharina Mutter lesen Texte der Weltliteratur, begleitet von Christian Auer am Klavier.
Maximal 200 Besucher
Unter den derzeit geltenden Hygieneregeln sind in der großen Halle maximal 200 Besucher zugelassen. Tatsächlich werden wohl zwischen 90 und 130 Theaterfreunde die Aufführungen verfolgen können, je nachdem, ob die Tickets überwiegend einzeln oder im Doppelpack gebucht werden.
Die Gesamtkosten für diese fünf Stücke liegen laut Eckerlein bei 40 390 Euro, davon muss die Stadt dank der Kulturförderung aber tatsächlich nur knapp 20 200 Euro selbst aufbringen. Geht man von einer Auslastung von 90 Personen aus, so rechnet Eckerlein mit Einnahmen in Höhe von knapp 17 000 Euro, bei 130 Personen würde die Stadt mit rund 24 300 Euro sogar ein kleines Plus verzeichnen – allerdings tauchen die Kosten für die Halle in dieser Kalkulation nicht auf.
Ergänzendes regionales Angebot
Ergänzend will Eckerlein auch noch ein regionales Angebot auf die Beine stellen. Das war ebenfalls in der Ausschusssitzung im Juli angedacht worden. So haben Kristy Husz und Matthias Scherzer eine Lesung mit Musikangeboten, außerdem können sich Familien auf ein Weihnachtskonzert mit Rodscha und Tom freuen.
Kultur war in der Stadthalle in den vergangenen Monaten Mangelware
Rundum angetan auf das geplante Programm reagierten die Ausschussmitglieder. Von einem "positiven Signal" sprach Julia Braun (Freie Wähler), Bianca Bauer (SPD) befand das wirtschaftliche Risiko als "überschaubar" und Gerald Brenner (CSU) wollte die Tourneetheater "auf jeden Fall" unterstützten. Kerstin Zels (Grüne) schließlich unterstrich, dass etwas für die Bevölkerung getan werden müsse.
Bürgermeister Fitz freute dieser große Konsens und das einstimmige Votum. Nun soll zunächst der Förderantrag gestellt werden, denn nur wenn die Zuschüsse auch tatsächlich fließen, kann das alternative Theaterprogramm starten. Der Vorverkauf soll noch vor Weihnachten starten.
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