Gunzenhäuser Weihnachtsmarkt wird vermisst: Hoffen auf ein Wiedersehen 2021
10.12.2020, 06:02 UhrLange hat die Stadt am Weihnachtsmarkt festgehalten, doch Anfang November war klar: Es wird angesichts der wieder steigenden Infektionszahlen nicht möglich sein, die Veranstaltung wie gewohnt abzuhalten. "Im Falkengarten wäre es einfach nicht gegangen", erklärt die Verwaltungsfachwirtin mit Blick auf Einbahnregelungen und Abstandsgebot.
Diese Vorgaben hätte man zwar auf dem Schießwasen als Ausweichstandort einfacher einhalten können, aber heimelig und stimmungsvoll wäre es dort wohl nicht geworden. "Da kommt doch kein Feeling auf", so die Zweifel von Vanessa Schwarzer, der letztlich nichts anderes übrigblieb, als den rund 30 Fieranten für heuer abzusagen. "Sie wollten alle kommen, von sich aus hat niemand abgesagt", erzählt sie und ist froh, dass sie bei den Standbetreibern durchweg auf Verständnis gestoßen ist. "Die meisten haben schon damit gerechnet, dass auch dieser Markt ausfällt."
Auf einmal freie Wochenenden
Nichts Neues also für die Händler in diesem Corona-Jahr, in dem auf einmal alles anders ist als gewohnt. Anstatt von Markt zu Markt zu ziehen, hatte Heidi Schmidtkonz aus Bergen auf einmal freie Wochenenden. Seit rund 20 Jahren ist die gelernte Floristin unterwegs und bietet zu sämtlichen Gelegenheiten selbstgemachte Kränze, Gestecke und allerhand Dekoartikel an. Auch auf dem Weihnachtsmarkt in Gunzenhausen hat sie seit Jahren einen festen Platz, der heuer allerdings, wie alle anderen auch, leer bleiben wird.
"So etwas hätte ich mir nie vorstellen können", sagt die umtriebige 54-Jährige, die das Markttreiben schon sehr vermisst. "Als es zum Beispiel Zeit für den Erntedankmarkt in Wald war, musste ich dauernd daran denken, dass ich eigentlich jetzt dort wäre. Das ist so abgespeichert." Langweilig ist ihr aber trotzdem nicht geworden, fügt sie lachend hinzu. Gebastelt und gewerkelt hat sie weiterhin, kommen viele ihrer Kunden doch direkt zu ihr nach Hause.
Im Mai hat sie sich zudem erfolgreich um einen Platz am Weißenburger Wochenmarkt beworben und ist nun jeden Samstag mit ihren Produkten dort zu finden. "Das wird sehr gut angenommen", freut sie sich und ist auch begeistert von der Möglichkeit, ihre Ware in den Geschäften von Beilngries präsentieren zu können. Dort war sie im letzten Jahr erstmals auf dem Weihnachtsmarkt vertreten, der jedoch heuer ebenfalls ausfällt.
Die Geschäftsleute durften sich daraufhin Händler aussuchen, deren Produkte sie in ihrem Laden ausstellen. Für Heidi Schmidtkonz eine gute Möglichkeit, auch ohne Markt etwas an den Mann oder die Frau zu bringen: "Weihnachtsgeschenke werden ja trotz allem gekauft." Auch wenn sie die ruhigeren Wochenenden durchaus genießen konnte, will sie im nächsten Jahr auf jeden Fall wieder mit dabei sein, wenn in Gunzenhausen die Stadt aus Holz und Tuch eröffnet wird.
"Mir hat es noch jedes Jahr gefallen"
Dann begegnet sie sicher Frieda Schweinesbein, die den Weihnachtsmarkt im Falkengarten bereits 16 mal mit ihren Honigspezialitäten bereichert hat. "Mir hat es noch jedes Jahr gefallen", betont die 71-Jährige und hofft, dass sie 2021 wieder vor Ort ist – "wenn ich noch kann, ich bin ja die Älteste im Häuschen", gibt sie schmunzelnd zu bedenken.
Bei allem Stress im Vorfeld – allein für ihren heiß begehrten Honig-Eierlikör verarbeitet die Emetzheimerin sonst 400 Eier – "mache ich die Märkte von Herzen gern". Besonders der Kontakt zu den anderen Händlern und ihren Kunden fehlt ihr: "Das ist immer schön, wenn man sich trifft. Das vermisse ich sehr." Ihre Kunden, das sind meistens "Wiederholungstäter und fast schon Freunde".
Ebenfalls vom Weihnachtsmarkt nicht wegzudenken ist das Christkind, das immer donnerstags um 16 Uhr die Budenstadt mit dem Prolog eröffnet hätte. Doch daraus wird in der zweiten Amtszeit von Josefine Ellinger nichts werden. "Das ist sehr schade, vor allem für die Kinder", meint die 17-Jährige, die aber durchaus Verständnis dafür hat, dass derzeit weder ein Besuch im Altenheim noch ein Bummel über einen gut besuchten Markt möglich sind. "Man will ja auch niemanden gefährden."
Aktuell wären ihr sowieso die Hände gebunden, befindet sich die Schülerin wie die gesamte Q 11 des Simon-Marius-Gymnasiums momentan in Quarantäne. So muss sie sogar auf die sehr spärlichen Termine als himmlische Botin, die überhaupt stattfinden, verzichten.
Alles anders also in diesem Dezember. Das kann Vanessa Schwarzer nur bestätigen: Ihr fehlt der gewohnte Ablauf, das Dekorieren und Organisieren, die Absprache mit den Händlern. Aber, wie sie im letzten Jahr erklärt hat, es gilt "Nach dem Weihnachtsmarkt ist vor dem Weihnachtsmarkt!" Und das gilt auch 2020 – trotz Corona.
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