Handball trotz Corona? Zweifel vor Saisonstart

21.10.2020, 06:01 Uhr
Handball trotz Corona? Zweifel vor Saisonstart

Handball findet drinnen statt. Und zu einem guten Handballspiel gehört auch jede Menge Körperkontakt. Vermeintlich triviale Tatsachen, die in Zeiten einer Pandemie aber durchaus zum Risiko für die Sportart und ihre Protagonisten werden. Das weiß man auch beim TV Gunzenhausen.

Auf der Abteilungssitzung vergangene Woche hat man deswegen lebhaft diskutiert, ob es unter den besonderen Bedingungen, die im Herbst 2020 herrschen, überhaupt sinnvoll ist, am Spielbetrieb teilzunehmen. "Es gab unterschiedliche Meinungen dazu", berichtet Spartenleiter Alexander Franz. "Letztlich haben wir uns aber dazu entschlossen, es zu versuchen und mit allen Teams an den Start zu gehen."


Saisonstart: Handballer hinterfragen das Hygienekonzept


Schon jetzt deutet sich allerdings an, dass an einen normalen Saisonverlauf kaum zu denken ist. Einige der Teams, gegen die der TV am Wochenende eigentlich hätte antreten sollen, haben ihre Spiele abgesagt. Partien in Corona-Hotspots dürfen ohne negative sportliche Konsequenzen verschoben werden, das sieht eine Regelung des Bayerischen Handball-Verbandes (BHV) vor. Und so war lediglich ein Team des TV am Wochenende im Einsatz: die Bezirksliga-Damen am Sonntag beim ESV Flügelrad II. Dabei fertigten die Gunzenhäuserinnen den Gegner humorlos mit 25:10 ab.

Hygieneauflagen sind streng

Das eigentlich geplante Spiel der männlichen B-Jugend beim HBC Nürnberg mussten die Gunzenhäuser dagegen kurzfristig absagen. Ein Spieler hatte einen Corona-Test machen müssen, dessen Ergebnis wenige Stunden vor Spielbeginn aber noch nicht vorlag. Wie viele Spiele in dieser Saison überhaupt noch ausgetragen werden können, ist angesichts der stark steigenden Corona-Fallzahlen kaum absehbar. "Die Entwicklung der letzten Tage lässt den Schluss zu, dass es behördenseitig wieder mehr Einschränkungen gibt", weiß auch Abteilungsleiter Franz.

Dabei sind Auflagen von Stadt und Landkreis jetzt schon streng. "In der Dreifach-Turnhalle sind die Duschen gesperrt. In der Stephani-Halle sind nur zwei Umkleiden offen, in denen sich auch jeweils nur zwei Personen gleichzeitig aufhalten dürfen", gibt er Einblicke in das Hygienekonzept. Zwischen den Spielen muss die Halle für eine zehnminütige Lüftungspause komplett geräumt werden. Erst dann dürfen die nächsten Teams die Sportstätte betreten.

Zuschauer werden bei den Heimspielen der Gunzenhäuser Teams in dieser Spielzeit ohnehin nicht zugelassen, darauf hat man sich abteilungsintern verständigt. Sitzplatznummerierung, personalisierte Tickets, Maskenpflicht – der Aufwand erschien den Verantwortlichen zu hoch. Eine Ausnahme gibt es allerdings für die Jugendteams, die zum Auswärtsspiel nach Gunzenhausen reisen. Die Fahrer der Nachwuchssportler, in den meisten Fällen also die Eltern, dürfen zuschauen. So viel Normalität wie möglich für die Kinder und Jugendlichen, das wollen sie beim TV ermöglichen.

Es droht ein "gerade-so-Kader"

Bei den Männern in der Bezirksoberliga verzögert sich der Saisonstart dagegen weiter. Das Team von Trainer Benni Franz hat sich mit Gegner TSV Altenberg auf eine Verlegung des für den gestrigen Sonntag geplanten Spiels geeinigt. Auch weil Franz einige Spieler hat, die aus persönlichen Gründen nicht oder noch nicht zur Verfügung stehen.


Gunzenhäuser Handball: Meister - aber noch nicht satt


Ein Nachholtermin für die Begegnung in Altenberg ist noch nicht festgelegt. Offenbar besteht man seitens des Handball-Bezirks Mittelfranken darauf, dass der Termin noch in der Vorrunde liegen muss. Dass die Verantwortlichen angesichts der außergewöhnlichen Umstände nicht kulanter sind, ärgert Coach Franz.

Am kommenden Samstag um 20 Uhr will er mit seinem Team trotzdem in die neue Spielzeit starten. Auch wenn es innerhalb der Mannschaft durchaus unterschiedliche Meinungen über Sinn und Unsinn einer Corona-Saison gab. Jetzt soll es losgehen. Vielleicht mit einem "gerade-so-Kader", wie es Franz ausdrückt. Zu Gast in der Halle des Simon-Marius-Gymnasiums wird die HG Ansbach sein.


Corona bringt Ehrenamtliche im Amateursport an ihre Grenzen


Keine Kommentare