In Obererlbach wachsen Bio-Bäume
17.12.2018, 06:03 UhrJürgen Meßthaler muss lachen. Nein, Weihnachten nervt ihn natürlich noch nicht, sagt er. Auch wenn er tagtäglich von Tannenbäumen beziehungsweise potenziellen Christbäumen umgeben ist. "Das ist doch etwas Schönes. Wir machen das gern", sagt er.
Meßthaler und seine Frau Stefanie haben einen Weihnachtsbaumhof in Obererlbach, den sie gemeinsam mit ihrem 16-jährigen Sohn Johannes betreiben. Neben einer Obstbrennerei oder einem Winterdienst bieten sie dort auch Weihnachtsbäume zum Kauf an. Allerdings keine gewöhnlichen, sondern natürliche ökologische Weihnachtsbäume ohne chemische Unkrautbekämpfung und Pflanzenschutz. Auf den Flächen wird keine Bodenbearbeitung, wie beispielsweise pflügen, durchgeführt und die Pflanzungen werden nicht mit Maschinen, sondern per Handpflanzung ausgeführt.
Zudem wird bei der "Ernte" der Weihnachtsbäume nicht gerodet, es findet also keine komplette Entnahme der Weihnachtsbäume, sondern eine Einzelentnahme statt, so dass immer eine natürliche stufige Kultur mit einer artenreichen Flora und Fauna bestehen bleibt.
Fünf Prozent Bio-Christbäume
"Das ist natürlich sehr viel Arbeit. Wir müssen drei- oder viermal pro Jahr ausmähen", sagt der 46-Jährige und ergänzt: "Der Baum steht ja 14 Tage im Wohnzimmer. Und wenn er, wie bei anderen Bäumen, intensiv gespritzt wurde, ist das Gift auch dort", sagt Meßthaler. Etwa jeder zehnte Christbaum, der in Deutschland verkauft wird, kommt aus dem Ausland, vor allem aus Dänemark und anderen Nachbarländern.
In den letzten Jahren hat sich insbesondere die Nordmann-Tanne in den deutschen Wohnzimmern breit gemacht. Diese Baumart wird oft importiert. Gezogen in einer Monokultur und unter Einsatz von viel Chemie. Nur magere fünf Prozent der Christbäume, die jedes Jahr verkauft werden, tragen ein Bio-Siegel. Solche Bäume sind strengen Richtlinien unterworfen und stammen nicht aus Plantagen, sondern aus Wäldern, die nach Regeln der Bio-Verbände bewirtschaftet werden. Kunstdünger und Pestizide sind dabei tabu.
Auch die Kulturen von Jürgen Meßthaler sind keine plantagenartigen Flächen, sondern die Tannenbäume sind von Hecken, Sträuchern, Laub- und Obstbäumen umgeben. Vor 24 Jahren hat Meßthaler die ersten Tannenbäume gepflanzt, anfangs waren es etwa 300, mittlerweile ist der Bestand auf 12000 angestiegen. "Bio ist mehr und mehr im Kommen. Viele Unternehmen steigen um. Die Leute fragen auch viel öfter nach als früher", sagt Meßthaler. Gerade auch seit der Glyphosat-Affäre.
Dass es bei Jürgen und Stefanie Meßthaler natürliche Weihnachtsbäume gibt, hat aber einen ganz anderen Grund. Die Fläche, auf der die Tannen gepflanzt sind, liegt am Hang. "Wenn wir da gespritzt hätten, dann hätten die angefangen zu rutschen", sagt Meßthaler.
Blick nach Dänemark
Trotzdem blickt der 46-Jährige auch über den Tellerrand hinaus und schaut sich an, wie die anderen ihre Tannenbäume anpflanzen. Vor ein paar Jahren war er beispielsweise in Dänemark auf der sogenannten Weihnachtsbaum-Messe. "Das ist ja unser Fachgebiet, deshalb fand ich das mal ganz interessant zu sehen", sagt er.
Auf seine Kultur übertragen ließen sich viele Dinge aber nicht. Er habe viel kleinere Flächen als die Dänen, außerdem werde dort natürlich viel rationeller gearbeitet. "Da geht es nur um Baum, Baum, Baum. Also um Stückzahlen", sagt Stefanie Meßthaler. Auf dem idyllischen Weihnachtsbaumhof in Obererlbach geht es stattdessen auch um ein bisschen Atmosphäre. "Wir machen auch immer Weihnachtsmusik an", sagt Stefanie Meßthaler.
Christbäume und Weihnachten haben die beiden also tatsächlich immer noch nicht satt.
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