Weichenstellung in Pfofeld
Kommentar zu Center Parcs: Welcher Tourismus darf es sein?
28.5.2021, 12:28 UhrMit dem Seenland liegt eine touristische Perle direkt vor unserer Haustüre. Denn aus dem Großraum Nürnberg sind die künstlichen Gewässer rasch erreichbar, entsprechend gut besucht sind Brombach-, Altmühl- und Rothsee. Dazu kommen Gäste vor allem aus Schwaben, die das Seenland auch wegen der vergleichsweise günstigen Preise zu schätzen wissen. Ferienwohnungen und Campingplätze sind während der Sommersaison voll.
Zu mehr, das muss nüchtern konstatiert werden, hat es bislang nicht gereicht. Obwohl den Seen, deren eigentlicher Zweck als Wasserspeicher die touristische Nutzung kaum beeinträchtigt, großes Potential attestiert wird, sind die Besuchermassen, die für wirtschaftlichen Aufschwung im immer noch strukturschwachen südlichen Mittelfranken sorgen sollen, weitgehend ausgeblieben.
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Dafür gibt es viele Gründe: Kaum gehobene Hotelinfrastruktur, etliche Ferienwohnungen, denen ein Sanierungsstau anzusehen ist, und vor allem fehlt ein echtes Zugpferd. Genau darüber stimmen die Pfofelder am Sonntag ab. Auf einem ehemaligen Militärgelände im Ortsteil Langlau, direkt am Kleinen Brombachsee gelegen, will ein französischer Konzern eine Ferienanlage im großen Stil errichten. Naturschützer sind empört, fürchten sie doch um ein Stück Wald, das momentan weitgehend unberührt ist. Befürworter halten dagegen, indem sie auf den durch jahrzehntelange Munitionsablagerungen kontaminierten Boden verweisen. Tatsächlich würde die Entgiftung des Areals dem Bau von Hunderten kleiner Ferienhäuschen vorausgehen müssen.
Die Natur markiert somit die eine Konfliktlinie. Die Frage Welcher Tourismus soll es künftig denn sein? bildet die zweite Front: Soll es beschaulich wie bisher bleiben oder eben über einen Center Parcs-Ferienpark der Einstieg in einen anderen Tourismus, mit deutlich mehr Gästen aus anderen Teilen Deutschlands und einer prognostizierten Verdoppelung des bisherigen Übernachtungszahlen ermöglicht werden?
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ZWI: Große Verantwortung
Auf den Schultern der Bürgerinnen und Bürger von Pfofeld lastet also eine große Verantwortung. Mit ihrem Votum stimmen sie maßgeblich über die Zukunft des Seenlands ab - weil in Bayern auf kommunaler Ebene direkte Bürgerbeteiligung vorgesehen ist. Es gibt aber noch aus einem anderen Grund Sinn, auf das Votum vor Ort zu setzen: Vor allem Pfofeld würde sein Gesicht verändern, wenn Tag für Tag Hunderte von Fahrzeugen durch den Ort rollen würden, Berge von Abfall entsorgt werden müssten und das ganze Jahr über Tourismus angesagt wäre.
Die Hauptbetroffenen stimmen also ab. Umso irritierender waren Stimmen aus CSU-Kreisen, die indirekt implizieren, dass aus übergeordneten Gründen nur ein Ja, also eine Befürwortung der Ansiedlungspläne, akzeptabel sei. Derlei Aussagen zeugen von einem seltsamen Demokratieverständnis. Die Menschen vor Ort wissen am besten, was für sie und ihr Dorf richtig ist. Und in der Tat gibt es gute Argumente für und ebensolche gegen einen riesigen Ferienpark vor der eigenen Haustüre.
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