Mais steht in der Kritik

10.08.2012, 15:55 Uhr
Mais steht in der Kritik

© Wolfgang Dressler

Doch auch sie bestätigen mit Zahlen eine deutliche Entwicklung. Seit der Jahrtausendwende klettert die Zahl der Hektar mit Mais bebauter Ackerfläche stark nach oben. Waren es damals noch gut 6000, sind es derzeit schon knappe 9900. Der Sprung in den fünfstelligen Bereich ist in Sichtweite. Immer noch aber muss sich die Pflanze im direkten Vergleich mit der Bronzemedaille begnügen. „Der Mais stellt nach dem Getreide und dem Grünland die dritthäufigste Kultur auf unseren landwirtschaftlichen Nutzflächen dar“, erklärt Günther Schühlein im Pressegespräch. Doch der Maisanteil an der Fläche stieg in den letzten zwölf Jahren von 12 auf 19 Prozent. Auf die Ackerfläche im Landkreis bezogen ist es schon knapp ein Drittel, das jährlich mit Mais bepflanzt ist – „Tendenz steigend!“, so der Leiter des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Weißenburg (AELF).
Das dürfte andererseits auch nicht verwundern, denn für die politisch gewollte Energiewende ist der Mais ein echter Motor. „Die optimale Pflanze für die Biogasanlage! Sie hat einfach die meiste Energie“ “, wie Kreisbäuerin Helga Horrer betont. Man müsse sich schon entscheiden, was man wolle, lässt sie durchblicken. Die besagte Wende lasse sich auch nur mit Energieerzeugung in der Natur bewerkstelligen. Die Grundsatz- und Standortdiskussion wird derzeit auch bezüglich der Windkraft geführt. Dabei hat Biogas im Wettstreit der erneuerbaren Energien in einem Punkt die Nase noch weit vorn, ist sie doch die einzig grundlastfähige unter ihnen, wie der amtierende Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands (BBV) Artur Auernhammer unterstreicht. Um ein „Ja“ zu mehr Mais trotz Bedenken wegen des Landschaftsbildes  komme man also eigentlich nicht umhin, wenn man es ernst mit der Energiewende meine, so der Tenor bei dem Pressegespräch.


Allerdings gibt es natürlich wie überall auch in Sachen Maisanbau „schwarze Schafe“, räumt Horrer ein. Gerade die Qualität der Pflanze führt den Landwirt in die Versuchung, von der guten alten Praxis der Fruchtfolge abzuweichen und auf einem Boden nur noch Mais anzubauen. Zumindest mittelfristig lässt sich der daraus folgende Nährstoffverlust ja mit entsprechend starker Düngung ausgleichen. Aber ein solches Verhalten „kann und darf auch auf Dauer nicht gutgehen!“, stellt AELF-Pflanzenberater Ernst Hilmer fest. Der Boden werde seinem Bewirtschafter die dauerhaft einseitige Nutzung nicht verzeihen. Doch die Verarmung der Äcker durch mangelnde Humusbildung sei eben ein schleichender Prozess, sodass ein solcher Bauer die schlechten Früchte seines schlechten Verhaltens erst spät ernte. Ein solches sei im Landkreis aber nach wie vor die Ausnahme, betont man in der Runde der Agrarexperten einmütig. In der Regel „arbeiten die Bauern mit und nicht gegen den Boden“, bringt es die Kreisbäuerin auf den Punkt. „Als guter Landwirt hat man nicht nur den Ertrag im Hinterkopf, sondern auch den Standort im Blick!“
Um die Landwirte erst gar nicht mehr in Versuchung geraten zu lassen, nur noch auf Mais zu setzen, bietet das AELF seit vergangenem Jahr eine besondere Lösungsmöglichkeit an: Wildpflanzenmischungen, die im Wechsel mit Mais angebaut werden können. Sie eignen sich ebenso zur Verwertung in Biogasanlagen und sind für die Böden eine wahre Freude. Das ungarische Szarvasi-Energiegras, die Silphie oder der Igniscum-Knöterich lauten weitere Alternativen. Was die Resonanz auf die entsprechenden Angebote anbelangt, befinde man sich aber „flächenmäßig noch im Anfangsstadium“, so Hilmer. Gerade einmal auf zehn Hektar im Landkreis stehen diese Wildpflanzenmischungen. Doch die Umstellung auf die Erfordernisse der Energiewende könne eben auch nicht über Nacht geschehen, ist man sich einig. „Schön wäre ein Forschungsschwerpunkt Energiepflanzenfruchtfolge“, meint dazu Günther Schühlein. Der Behördenleiter hat dabei das Bildungszentrum Triesdorf im Blick, wo bereits der Weg in diese Richtung beschritten wird.

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