"Mit Geschicklichkeit begabt": Carl Friedrich Zocha

5.1.2013, 14:53 Uhr

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Ihr Großvater Ludwig von Zocha indes hat diese Berühmtheit nicht erlangt, obgleich er zum engeren Kreis der Ansbacher Fürsten gehörte. Als Joachim Ernst 1625 starb, da führt drei Adelige die Prozession an, gleich dahinter Ludwig von Zocha und drei weitere Marschälle.

Sigrid Buchner, Historikerin aus Weißenburg, hat sich im Kreis der Wissenschaftler Respekt verschafft. Und zwar mit durchaus kritischen Betrachtungen der Markgrafengeschichte, aber auch durch die Hebung so mancher historischen Schätze. Davon künden etliche Heimatbücher in der Region. Die Genealogie der damals Herrschenden hat es ihr angetan.

So ist im 67. Jahrbuch „Alt-Gunzenhausen“ des Vereins für Heimatkunde eine Abhandlung enthalten, die den einstigen Gunzenhäuser Oberamtmann Ludwig von Zocha (1578 bis 1653) gewidmet ist.

Der ist als zweites von zehn Kindern des Oettinger Amtmanns Balthasar von Zocha (damals noch Schreibweise: Zoch) geboren worden. Ludwig trat nicht in oettingische Dienste, wie sein Bruder, sondern in die ansbachische Verwaltung ein. 1610 war er Stallmeister des Markgrafen Joachim Ernst und begleitete diesen auf seinen Reisen. Er galt als Kenner der Pferde, hatte sogar ein Buch („Auserlesenes Ross-Arzney-Buch“) verfasst, das allerdings erst viel später in der Bücherei seines Enkels gefunden wurde.

Der zum „Kriegsrat und Rittmeister“ geförderte Ludwig kaufte 1613 das Gut Falbenthal. Er ließ es renovieren, die Brücke pflastern und an die 400 Rosen- und Johannisbeersträuche pflanzen. Auch einen laufenden Brunnen installierte er. Im Zuge der Säkularisation war das Schloss 1540 vom Kloster Wülzburg dem Markgrafentum zugefallen. Das sorgte noch für viel Ärger. 1624 war Zocha gewungen, das Anwesen von Bernhard von Creutz zu verkaufen. Seine Zeit in Gunzenhausen begann 1616, als der Oberamtmann Jobst von Buttlar gestorben war und er zu seinem Nachfolger bestimmt wurde.

Seine Amtszeit war geprägt von der Not im Lande, denn auch in der Region hinterließ der „Dreißigjährige Krieg“ seine Spuren. Er ließ u.a. den Stadtgraben auf 37 Meter Breite und drei Meter Tiefe ausbauen, um die Feine abzuhalten. Die katholischen Truppen von graf von Tilly plünderten im November 1631 fünf Tage lang die Stadt. Zocha hatte um Schonung gebeten, aber nichts erreicht. Im Gegenteil: die Meute wurde in den folgenden vier Jahren zwölf Mal von plündernden Soldaten überfallen, die ihr Lagerfeuer mit Urkunden der Stadt anzündeten. Kurzzeitig flüchtete Ludwig deshalb ins nahe Wassertrüdingen. Wie der Amtskastner Strebel 1633 notierte, waren zwei Drittel der Bürger ebenfalls geflohen, 111 Stadthäuser blieben verödet zurück, nur noch 40 waren intakt. 45 Jahre alt war der markgräfliche Stallmeister, als er das Adelsprädikat „von“ verliehen bekam.

Kaiser Ferdinand II. befand, dass Zocha „mit guten adelichen Sitten, Tugenden, Verstand, Geschicklichkeit und Erfahrenheit begabt“ sei. Vom Sohn seines Vorgängers (in dieser Funktion war er der Statthalter des Markgrafen im Oberamt Gunzenhausen) kaufte Ludwig von Zocha 1622 das Freihaus in der Rathausssttraße 12 (heute Stadtmuseum) und zwei Gärten vor dem Nürnberger Tor. Zudem bekam er den Zehnt zu Aue (bei Haundorf) und als Lehen elf Anwesen in Aha (damalige Schreibweise: Aw). Als Leibgeding übergab ihm der Markgraf 1624 das Rittergut Wald mit seinen 18 Anwesen, sieben Güter in Wald und weitere in der direkten Umgebung.

Das Rittergut in Laufenbürg erwarb er drei Jahre später. Am Ende des Kriegs war Ludwig von Zocha 70 Jahre alt, fünf Jahre später starb er, weitere fünf Jahre später seine Frau Amalia. In der Stadtkirche Gunzenhausen sind beide begraben. Die Epitaphien sind in der Nähe des Altars zu sehen. Beide hatten acht Kinder gezeugt. Einer seiner fünf Söhne trat zum katholischen Glauben über und wurde 1651 Deutschordensritter und brachte es sogar bis zum Landkomtur der Ballei Franken. Über die Herkunft der Familie Zocha ist viel veröffentlicht worden, nicht alles stimmt. Aber für Sigrid Buchner steht fest: die Zochas stammten aus Halle in Sachsen.

Das Jahrbuch „Alt-Gunzenhausen“ des Vereins für Heimatkunde ist für 15 Euro im örtlichen Buchhandel erhältlich.

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