Muhr am See: Endlich wieder freie Fahrt
17.5.2019, 06:21 UhrZugegeben, der Ort ist etwas schmucklos, hat aber dennoch den gewissen Pfiff. Die Rede ist vom Baucontainer des Staatlichen Bauamts Ansbach. Pläne der Ortsdurchfahrt hängen noch an der Wand, ein großer Besprechungstisch dominiert und in den Regalen stapelten sich Papier und Aktenordner. Hier trafen sich die Ingenieure zu ihren Lagebesprechungen, hier wurden die Schichten eingeteilt und hier wärmten sich die Leute während der kalten Wintermonate auf.
Jetzt sind die Regale leer geräumt, Sekt und Selters, Kaffee und Krokant-Eier stehen auf dem Tisch. Die Mienen der Männer sind entspannt. Bürgermeister Dieter Rampe ist mehr als zufrieden, seine Gemeinde muss lediglich rund eine knappe halbe Million Euro beisteuern. Den Löwenanteil von insgesamt rund 2,7 Millionen Euro trägt der Bund, schließlich handelt es sich um eine Bundesstraße, die sich durch die Gemeinde schlängelt.
Die Fäden liefen bei Diplom-Ingenieur Wolfgang Kuhnert zusammen. Er ist am Bauamt zuständig für Straßen- und Verkehrswegebau. "Wir haben geplant und alles finanziell ausgestattet", betonte er in der kurzen Feierstunde. Eng wurde mit der Gemeinde zusammengearbeitet, schließlich bekam sie ein völlig neues Kanalsystem, das unter der Straße verbaut wurde. Aber nicht nur das. Eine Wasserleitung musste repariert werden, Internet und Telefonleitung wurden neu verlegt. Der Bauplan war eng getaktet, schließlich sollte während der Wintermonate der Verkehr zwischenzeitlich wieder einigermaßen fließen können. "Eine sportliche Aufgabe für uns Bauleute", sagte Kuhnert.
Dass die zwischenzeitlich bis zu 35 Mann starke Bautruppe der Straßenbaufirma Hähnlein aus Feuchtwangen keinen Tag beschäftigungslos blieb, war auch ein "Verdienst" der Witterung. Kuhnert dankte auch den Verantwortlichen des Ingenieurbüros Klos aus Spalt. Marco Satzinger und sein Team waren für die gesamte Planung zuständig. Schließlich wurden neben den viereinhalb Kilometern Straße vom Mönchswald bis Schlungenhof in Muhr die Gehwege entlang der B13 behindertengerecht erweitert und mit abgesenkten Bordsteinkanten bei den Einfahrten neu gestaltet, die Bushaltestelle erneuert sowie neue Straßenlampen mit modernster LED-Technik ausgestattet.
Polier Joachim Zeidler nannte als größte Herausforderung den Kreuzungsausbau. Zeitlich sehr anspruchsvoll, dazu der Anliegerverkehr und viele neugierige Passanten, sagt er.
Ohne eine komplette Sperrung würde die Maßnahme doppelt so lange dauern, betonte der leitende Planer Kuhnert. Dennoch ärgerten sich nicht wenige Pendler und Berufskraftfahrer. Sie mussten sich viele Monate ihren Weg Richtung Ansbach oder zur A 6 über Wald, Streudorf und Triesdorf suchen. Skurrile Beobachtungen wurden von so manchem Anrainer dabei gemacht. Da gab’s Lkw-Fahrer, die seine inständige Bitte, nicht weiterzufahren, einfach ignorierten, sagte der Besitzer des ehemaligen Forsthauses am Rande des Mönchswalds. Stattdessen zuckten sie nur mit den Achseln und sagten "Navi zeigt anders." "Ich grinste ihn nur an, als er wenige Minuten später mühsam rückwärts angekrochen kam."
Andere erzählten von umgeworfenen Sperrschildern, aber auch von massiven Umsatzrückgängen wurde gesprochen. Alexander Herzog, Vorsitzender der Wirtschaftsjunioren, und Besitzer des gleichnamigen Bäckerei-Konditorei-Cafés am Ortsrand von Muhr, kritisierte die "sehr unzureichende Information" des Bauamtes. Die bft-Tankstelle in Schlungenhof, der Netto-Markt in Muhr und eben das Café Herzog waren besonders von der achtmonatigen Sperre betroffen. "Etwas früher, etwas umfangreicher, würde schon genügen, damit wir uns darauf einstellen", machte sich Herzog zum Sprecher der wirtschaftstreibenden Unternehmen.
Jetzt herrschte überall eitel Sonnenschein. Kein Unfall, alles verlief planungsgerecht und das Straßenbild von Muhr wurde aufgehübscht. Der Sommer, und damit die Urlauber können kommen.
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