Neue Attraktion für den Altmühlsee
4.7.2020, 12:18 Uhr"Ich bin richtig froh", sagte ein sichtbar stolzer Burmann bei der Vorstellung des im Herbst 2019 in Angriff genommenen Schmuckstücks, "diese neue Terrasse kann sich wirklich sehen lassen." Und Fitz befand, die Plattform mit dem unvergleichlichen Panoramablick auf Gunzenhausen sei "hervorragend geworden" – auch wenn die Maßnahme wegen der chronisch klammen ZVA-Kassen "einige Zeit gedauert" habe.
Ihm seien "wertige Angebote wichtig", betonte der Gunzenhäuser Rathauschef, und deshalb könne eben nur ein Wunsch nach dem anderen umgesetzt werden. In diesem Fall auch dank einer kräftigen Finanzspritze des Bezirks, der das ursprünglich auf 120 000 Euro kalkulierte, barrierefreie Projekt mit der Hälfte dieser Summe gefördert hat.
Im Vergleich zu jenen in Schlungenhof und Muhr am See liegt das Seezentrum Wald ein klein wenig versteckt am südwestlichen Ende des Altmühlsees. Der Publikumsmagnet Elebnisspielplatz küsste die Idylle nahe der Hirteninsel schon 2013 aus dem Dornröschenschlaf wach – nun soll die Seeterrasse mit ihren 50 Sitzplätzen, von denen Pächter Horst Trinkl derzeit Corona-bedingt freilich nur etwa 35 nutzen kann, für noch mehr Zulauf sorgen. Zudem gibt es Pläne, gleich unterhalb des Strandcafès mehrere Stelzenhäuser als Ferienunterkünfte zu errichten (wir berichteten).
Und das ist noch lange nicht alles, was das "Dornröschen" in Wald seinen Besuchern zu bieten hat. So bietet Erkan Altinok, der seit 21 Jahren das "Segelcenter Altmühlsee" betreibt, nicht nur Segel-Unterricht für Anfänger und Fortgeschrittene an. Als Einziger am See vermietet er seine fünf Boote auch an Segelsportler, die dafür freilich einen entsprechenden "Führerschein" vorweisen müssen. Corona hat ihn stark gebeutelt, räumt er ein, aber zuletzt konnte er doch einige kurzfristige Buchungen verzeichnen: "Es läuft endlich wieder an", sagt er erleichtert, "Gott sei Dank!"
"Sicherheit hat Priorität"
Ebenfalls aufs Wasser zieht es die Kunden von Michael Stemp, der gleich neben dem Strandcafé einen Stützpunkt seiner Agentur "Belebnisse am Altmühlsee" betreibt. Hier vermietet er hochwertige Boards fürs Stand Up Paddling (SUP) aus spanischer Produktion und Kajaks der bekannten Rosenheimer Traditionsfirma Prijjon. "Die Besten", sagt Stemp, der selbst seit 30 Jahren im Wildwasserkajak unterwegs ist, "denn die Sicherheit unserer Kunden hat für uns oberste Priorität." SUP-Boards vom Discounter hält der Profi schlichtweg für "rausgeschmissenes Geld", außerdem seien sie nur schwer fahrbar und verdürben den Spaß am Sport.
Eine besonders exklusive Art, sich auf dem Wasser fortzubewegen, fällt derzeit leider dem Virus zum Opfer: Die "Zorbs" genannten, begehbaren Plastikkugeln sind einfach zu schwer zu desinfizieren: "Auch da hat die Sicherheit Priorität", nimmt es Stemp professionell gelassen.
Wer in Wald zu Stefan Lechner geht, der möchte zwar auch vorankommen, aber vorzugsweise trockenen Fußes. Denn Lechner vermietet seit knapp zehn Jahren Fahrräder, Pedelecs, Segways und Longcos. Während die einachsigen, nur durch Gewichtsverlagerung gesteuerten Segways mittlerweile weithin bekannt sein dürften, erzeugt der Begriff "Longco" bei den meisten Menschen wohl noch ein fragendes Stirnrunzeln. Als "E-Rikschas" bezeichnet Stefan Lechner seine ungewöhnlichen Gefährte, als "Schweizer Taschenmesser unter den Elektromobilen" preist der eidgenössische Hersteller seine bis zu 10 000 Euro teuren Fahrzeuge an, die "speziell für Senioren und Personen mit körperlichen Einschränkungen entwickelt" worden seien.
Als einziger Fahrzeug-Vermieter in Bayern bietet Lechner die praktischen, etwas bullig wirkenden Dreiräder an vier Testcentern an. Einen fünften Standort würde er gerne am Brombachsee eröffnen, doch vom dortigen Zweckverband bekommt er dafür kein grünes Licht, wie er sagt.
"Unfallrisiko senken"
Auf Nachfrage des Altmühl-Boten bestätigt ZVB-Geschäftsführer Dieter Hofer diesen Bann für die Longcos. Man habe im vergangenen Jahr beschlossen, dass am Brombachsee außer E-Bikes keine weiteren E-Fahrzeuge zum Verleih angeboten werden dürfen. Der Grund: Bei starkem Besucherandrang werde es auf den Uferwegen schlichtweg zu eng – und damit zu gefährlich. "Wir wollen so das Unfallrisiko senken", sagt Hofer. Was ZVA-Chef Fitz wiederum pragmatisch-positiv sieht: "Ist doch gut, dass es dieses Angebot nur bei uns gibt."
Lechner glänzt freilich nicht nur mit seinen behindertengerechten Fahrzeugen, sondern auch als "größter Segway-Vermieter in ganz Bayern", wie er sagt. Insgesamt 40 dieser unkonventionellen Fortbewegungsmittel stehen bei ihm für geführte Touren in der Garage – und er damit sogar im Guinnes-Buch der Rekorde: 2016 brachte der umtriebige Urlaubs-Unternehmer sage und schreibe 157 Segway-Fahrer auf die Räder – und übertraf damit bislang alle anderen Rekordversuche mit dem E-Zweirad.
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