Wo bleibt die Bedienung?
Personalmangel in der Gastronomie: "Ich musste monatelang suchen"
28.8.2021, 07:10 UhrViele, die als Neben- oder Studentenjob kellnerten, mussten sich in den vielen Monaten des Lockdowns neue Wege suchen, sich etwas dazuzuverdienen. Vollzeitkräfte mussten sich teilweise komplett umorientieren. Manche sind auch nach den Wiedereröffnungen nicht zurück in die Cafés und Restaurants gekehrt – sondern haben ihre neuen Anstellungen, außerhalb von Restaurants, Cafés und Bars, zu schätzen gelernt.
Die Vorzüge liegen auf der Hand: Supermärkte und Geschäfte des täglichen Bedarfs sind etwa nicht vom Lockdown betroffen. Es gibt geregelte Arbeitszeiten, weniger Wochenendschichten, zuweilen weniger Hektik im Berufsalltag.
Nun aber hat die Gastronomie in den Sommermonaten wieder einiges zu tun bekommen, zahlreiche Menschen sehnen sich nach gutem Essen und kühlem Bier in den Biergärten – so auch in Treuchtlingen. In dieser Zwickmühle steckt auch Ioannis Avgoustis vom Restaurant "Zum Janni" an der Stadthalle. Gerade weilt Avgoustis im Urlaub auf dem griechischen Festland, aber er nimmt sich trotzdem die Zeit für den Treuchtlinger Kurier und gibt Auskunft über die aktuelle Situation.
Massiver Personalmangel: "Long Covid" in der Gastronomie
Anfang des Jahres verlor der Betrieb eine Vollzeitkraft. "Ich musste monatelang nach Ersatz suchen", so der Gastronom. Mittlerweile hätte er die Vollzeitstelle besetzten können. Er entschied sich in Zeiten der Kurzarbeit, das Kurzarbeitergeld selbst so aufzustocken, dass die Kräfte wieder auf 100 Prozent Lohn kommen, erzählt er. "Damit wir die Leute nicht verlieren."
Einbruch um 16 Prozent
Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit waren im Hotel- und Gaststättengewerbe zum Jahreswechsel 1,39 Millionen Menschen beschäftigt. Im Jahr 2020 waren es noch 1,66 Millionen. Damit haben innerhalb von zwölf Monaten über 16 Prozent der Beschäftigten die Branche verlassen.
Auch in England: Personalmangel in den Pubs
Doch: Es muss nicht immer so ablaufen. Bei der "Gaststätte zum Karlsgraben" in Graben spürt man momentan von der Personalnot nichts. Als Familienbetrieb könne man auf genügend Servicekräfte zurückgreifen. Auch beim "Grüner Baum" in Treuchtlingen sieht die Situation derzeit eher entspannt aus. Inhaberin Hannelore Reichert-Fritsch erzählt, dass man lediglich in der Urlaubszeit etwas schauen musste, um auf genug Personal zu kommen, jetzt seien aber wieder alle Servicekräfte eingetroffen und voll einsatzbereit. "Gott sei Dank", fügte Reichert-Fritsch an.
Das neu eröffnete "Anja‘s Museumscafé" musste die Startphase mit mehreren Einschränkungen und Lockdowns überstehen. In dem urigen Café, wo es unter anderem selbstgebackene Torten gibt, habe sich aber jetzt alles eingespielt. "Es hat gedauert, bis alles angelaufen ist", so Anja Christoph. Momentan seien sie in Personalangelegenheiten gut ausgestattet. "Wir haben einen großen Bekanntenkreis, wo zur Not Leute eingreifen könnten".
Problem besteht länger
Momentan sehe es aber sehr gut aus. Auch die Nachfrage bei der "Brotzeitstub‘n" in Schambach ergab, dass man dort mit Servicepersonal gut aufgestellt sei. Johannes Hollberg, vom Restaurant "Hollberg", kann sich derzeit ebenfalls nicht über Personalmangel beklagen und kann auf genügend Servicekräfte zurückgreifen. Ist das Problem also vielleicht gar kein so großes? Leider doch. In ganz Mittelfranken gibt es Restaurants, die auf Grund von Personalmangel nicht – oder nur begrenzt – aufmachen können.
Personalnot im Wirtshaus: Lieber testen als kellnern?
Manche Gastronomen müssen sich ständig selbst in die Küche stellen, weil ein weiterer Koch fehlt. Letztendlich wirkt sich das alles auf die Gäste aus. Gibt es zu wenig Fachkräfte, kann es im Lieblingslokal schon mal länger dauern. Dazu kommt: Ab 11. Oktober müssen Ungeimpfte ihre Tests für Restaurantbesuche bei Inkrafttreten der 3G-Regel selbst zahlen. Ob dann noch genügend Gäste kommen, bleibt abzuwarten.
4 Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen