Gutachten klärt: Behinderter Kater Fellini darf weiterleben

Johannes Handl

Lokalredaktion

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10.12.2020, 15:08 Uhr
Fellini ist querschnittsgelähmt und muss eine Windel tragen. Trotz seiner Behinderung nimmt der Kater laut seiner Besitzerin aktiv am Leben teil und hat keine Schmerzen.

© privat Fellini ist querschnittsgelähmt und muss eine Windel tragen. Trotz seiner Behinderung nimmt der Kater laut seiner Besitzerin aktiv am Leben teil und hat keine Schmerzen.

Für Christiane Köhler waren es quälende Wochen der Ungewissheit. Jeden Morgen ging sie als Erstes zum Briefkasten, um zu sehen, ob Post vom Veterinäramt gekommen ist. Schließlich ging es für sie um die Frage, ob ihr Kater Fellini weiterleben darf oder nicht. Nun hat ihr Anwalt ein Schreiben erhalten, laut dem das Verfahren eingestellt worden ist.

"Ich bin total erleichtert", sagt Christiane Köhler. Auf der Facebook-Seite ihres Katers schreibt sie: "Wir alle freuen uns riesig und können es kaum glauben, dass der Albtraum nun endlich ein Ende hat." Monatelang hatten dort zahlreiche Unterstützer verfolgt, wie es mit dem querschnittsgelähmten Kater, den Köhler dreimal am Tag wickelt, weitergehen würde. Doch was war überhaupt passiert?

Im Sommer wollte Christiane Köhler eine Verletzung an Fellinis Auge untersuchen lassen. Während sich das Auge bald erholte, forderte die behandelnde Vertretungstierärztin Köhler dazu auf, das Tier einschläfern zu lassen, weil es keine Lebensqualität habe - andernfalls würde sie Anzeige beim Veterinäramt erstatten.

Eingeschränkte Verhaltensweisen

In der Folge besuchten Amtstierärzte Christiane Köhler, um sich ein Bild von Fellinis Verhalten in vertrauter Umgebung zu machen. Laut Daniela Rickert, Leiterin des Veterinäramts Nürnberg, ist Fellini bei der Begegnung mit fremden Personen deutlich in seinem Verhaltensrepertoire eingeschränkt. Anders als andere ängstliche Katzen in vergleichbaren Situationen, könne er in bedrohlichen Situationen nicht schnell fliehen.

Zu den gewöhnlichen Reaktionsmustern einer Katze zählen laut Rickert kämpfen, fliehen, herumkaspern und einfrieren. Fellini habe lediglich das Verhalten des Einfrierens gezeigt, was für die meisten Besitzer nicht als Reaktion erkennbar sei, weil die Katze ja nichts tut. Wenn Besitzer solche Reaktionsmuster nicht erkennen, könnten erhebliche Leiden entstehen, betont Rickert.

Aufregung umsonst?

Nach dem Besuch der Amtstierärzte forderte das Veterinäramt Köhler in einer Anhörung zu mehreren Maßnahmen auf. So sollte sie unter anderem ein Gutachten eines Fachtierarztes bezüglich des körperlichen Wohlbefindens des Katers einholen, was Köhler daraufhin auch tat.

Insofern kann Daniela Rickert die ganze Aufregung auch nicht nachvollziehen. "Wir haben nie das Wort Euthanasie in den Mund genommen. Das haben wir Frau Köhlers Anwalt auch gesagt", erklärt die Leiterin des Veterinäramts Nürnberg. Da Christiane Köhler die in einer Anhörung genannten Aufforderungen erbracht habe, "war der Fall für uns erledigt".

Wie Rickert erklärt, werde das Veterinäramt generell nur dann erneut tätig, wenn jemand den Aufforderungen nicht nachkommt, oder ein Gutachten ergibt, dass weitere Schritte angeordnet werden müssten. Dies sei bei Fellini jedoch nicht der Fall gewesen. Da der Wirbel um den Kater auch medial hohe Wellen geschlagen hat, habe sich das Veterinäramt entschieden, Köhler die Einstellung des Verfahrens noch einmal schriftlich mitzuteilen.

Spendengelder weitergeleitet

In den vergangenen Monaten sind bei Christiane Köhler zahlreiche Spendengelder eingegangen, um sie und Fellini zu unterstützen. Da die übrig gebliebenen knapp 1250 Euro nun nicht mehr benötigt werden, hat Köhler sie bereits an drei Vereinen in Ungarn, der Schweiz und der Ukraine gespendet, die sich für das Wohl von Tieren mit Handicaps einsetzen.

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