Hat der Wolf im Nürnberger Land erstes Opfer gefunden?
30.4.2016, 06:00 Uhr"Bisher konnten wir auf unserer Wiese die Schafe frei laufen lassen", schrieb Margit Röhricht aus Güntherstal Anfang der Woche dem Landratsamt. "Dies ist jetzt nicht mehr möglich." Grund für ihre Besorgnis war die Sichtung eines Wolfes Anfang April in der Nähe von Neuhaus an der Pegnitz. Gemeinsam mit ihrem Mann hält Röhricht 30 ziegenähnliche Kamerunschafe auf einer etwa einen Hektar großen Weide. Freitagfrüh schien es, als wären ihre Befürchtungen bestätigt: Eines ihrer Tiere ist tot, ein weiteres schwer verletzt. Ein Raubtier war in das Gehege neben einem Spielplatz am Ortseingang von Güntherstal, das zur Gemeinde Hartenstein (Kreis Nürnberger Land) gehört, eingedrungen und hatte zwei der Vierbeiner gerissen.
Doch war es wirklich ein Wolf? Laut dem Landesamt für Umwelt gibt es zwar Hinweise darauf, doch erst eine genauere Untersuchung verspricht Sicherheit. Auch Wildtierexperte Heinz Bannagott, der den Vorfall dokumentiert und die Verletzungen gesichtet hat, will sich nicht festlegen. Er gehört zu einem Verbund aus Jägern, Naturschützern und Förstern, die die Bewegungen der Wölfe in Bayern beobachten und ans Landesamt für Umwelt weiterleiten. So stimmt etwa das Rissbild nicht zweifelsfrei mit dem eines Wolfes überein. Hundertprozentige Klarheit gibt es erst, nachdem das Landesamt die Spuren untersucht und einen DNA-Test gemacht hat.
Bis endgültige Klarheit besteht, rät Bannagott dazu, die Schafe nachts im Stall zu lassen. Eine weitere kurzfristige Sicherheitsmaßnahme ist ein elektrifizierter Zaun.
Für Margit Röhricht steht dennoch zweifelsfrei fest, dass ein Wolf ihre Tiere gerissen hat. Für sie sind die Raubtiere eine Gefahr, die es radikal zu bekämpfen gilt. "Für Hunde gibt es Leinenpflicht, aber jetzt auf einmal brauchen wir die Wölfe wieder", sagt sie. "150 Jahre ging es ohne." Doch nicht nur die Wölfe sind für sie eine Gefahr, auch Bären und Luchse. "Wer denkt denn an den Tierschutz?", fragt sie. "Ein Schaf leidet auch, wenn es gerissen wird. Das interessiert aber keinen." Sie fordert, dass ein Jäger den Wolf zur Strecke bringt. Das Landesamt für Umwelt zeigt dafür wenig Verständnis: Wölfe sind streng geschützt, man könne sie nicht einfach so abschießen.
Sollte tatsächlich ein Wolf die Schafe gerissen haben – besteht dann Gefahr für den Menschen? "Wir wissen nicht einmal, ob es sich um ein durchziehendes Tier handelt, das ein Revier sucht", sagt eine Sprecherin des Landesamtes. Zudem gebe es keinen Hinweis darauf, dass das Tier die Nähe zu Siedlungen sucht. Denn Wölfe sind von Natur aus vorsichtig und Begegnungen mit Menschen eher selten.
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