Vermieter insolvent
Heizhaus Nürnberg: Vom Kulturzentrum zum Spekulationsobjekt für Luxuswohnungen?
15.2.2024, 09:42 UhrDass die Gerchgroup, die unter anderem Vermieter des Heizhauses ist, pleite ist, ist schon seit August 2023 bekannt. Dass es aber gefährlich für das Heizhaus werden könnte, erfuhr Michael Grebner, Teil der Projektleitung des Heizhauses, erst in einem Telefonat mit einem Immobilien-Entwickler der Gerchgroup. Diese sei pleite, so dermImmobilien-Entwickler, er könne sich vorstellen, dass das Heizhaus als Spekulationsobjekt für Luxuswohnungen verkauft wird.
Nach dieser schockierenden Nachricht sei das Quellkollektiv sofort an die Stadt Nürnberg herangetreten, erzählt uns Grebner. Die Reaktion der Stadtspitze sei jedoch ernüchternd gewesen: Sie sollten sich erstmal nicht so viele Sorgen machen, sie hätten ja einen Mietvertrag. Aktuell hat das Heizhaus einen Mietvertrag bis mindestens 2031, wegen einer Klausel im Mietvertrag könnte dieser sogar bis 2036 verlängert werden.
Das Problem: Aktuell ist noch unklar, ob das Heizhaus vom Insolvenzverfahren der Gerchgroup betroffen ist und ob es zu einer Zwangsversteigerung kommt. Dann wäre möglicherweise auch der Mietvertrag nicht unumgänglich. "Wir haben Angst, dass unsere Zeit beginnt zu ticken", erzählt Grebner. Die Option einer Zwangsversteigerung hält er aber für eher unwahrscheinlich.
Dennoch führe man aktuell konstruktive Gespräche mit der Stadt Nürnberg. Einen ersten Aufschlag habe man am 27. Januar im Künstlerhaus gemacht. Unter dem Motto "10 Jahre Quellkollektiv - und wie weiter?" lud das Quellkollektiv "unzählige Personen" ein, wie Grebner erzählt. Von den Geladenen sei nur "eine kleine handvoll" gekommen, dennoch sei die Solidarität groß gewesen. Zwar seien nicht alle Vertreterinnen und Vertreter der Stadt der Einladung gefolgt, dennoch seien über 100 Personen gekommen: darunter Politikerinnen und Politiker der SPD, der Grünen, der Politbande, der Linken Liste, aber beispielsweise auch die Studierendenvertretung der Akademie der Bildenden Künste und Journalistinnen und Journalisten.
Dennoch sei das Treffen sehr wichtig gewesen: Unser Hauptanliegen war, dass wir klarmachen, dass das Heizhaus nicht einfach nur ein Atelierort ist, der sich nicht mal eben durch eine Aktion wie 'wir bauen 30 Ateliers oder sowas in die Kongresshalle' ersetzen lässt."
Der Austausch mit den Vertreterinnen und Vertretern der Stadtverwaltung und des Quartiersmanagements sei wichtig und konstruktiv. Grebner betont: Das solle kein Vorwurf an die Stadtspitze sein - schließlich habe das Thema aufgrund des Mietvertrages aktuell keine Brisanz. Dennoch sei die Angst groß: "Der Wunsch ist erstmal, dass es ernst genommen wird. Es ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht abschätzbar, wie es ablaufen wird." Die Ehrenamtlichen im Quellkollektiv wollten vor allem eines: Sicherheit.
Das Subkulturrathaus
Bei der Veranstaltung am 27. Januar habe eine Sprecherin gesagt: "Ihr seid das Kunst- und Subkulturrathaus. Wenn ich irgendwas suche, im Heizhaus finde ich es", erzählt uns Grebner. Das Heizhaus müsse unbedingt bleiben, "weil sonst so viel wegbricht. Ich sehe das Heizhaus nicht nur als Netzwerkknoten, den man mal eben herausreißen kann und dann findet es woanders statt - es gibt ja noch mehr Räume, wo sich Künstlerinnen und Künstler, Kulturschaffende, die gesamte Szene entfalten kann - ich sehe das Heizhaus als Ankerpunkt in diesem Netzwerk. Reißt man diesen Ankerpunkt raus, dann fallen ganz ganz viele Dinge weg!"
Das Heizhaus sei ein Stadtteilzentrum mit wöchentlichem Markt, Workshop-Angeboten, einem Repair-Café, einer Bühne für junge Künstlerinnen und Künstler, zudem gebe es auch Proberäume und ein Tonstudio.
Grebner erzählt: Wir haben ein sehr niederschwelliges Angebot: Wenn du eine Idee hast, wenn du einen Raum brauchst, dann kommst du ins Heizhaus und wir schauen in den Terminkalender und finden einen Weg. Das kannst du nirgendwo sonst in der Stadt machen." Viele kleine Projekte der Subkultur gebe es ohne dieses niederschwellige Angebot nicht. Aktuell hat das Heizhaus mit seinen Proberäumen und Werkstätten, beispielsweise die Holzwerkstatt oder die Textildruckerei, rund 60 Mieterinnen und Mieter, die meisten davon seien auch ehrenamtlich engagiert und leisteten "ganz viel unbezahlte Arbeit".
Gerade deswegen seien die Mitglieder des Quellkollektivs aktuell so besorgt: Sie wollten, "dass die Politik versteht, dass da was auf dem Spiel steht." Die Politik solle versichern: "Das Ding ist uns wichtig genug."