Praxisgebühr für AOK-Versicherte wieder fällig

20.01.2011, 20:03 Uhr
Praxisgebühr für AOK-Versicherte wieder fällig

© hz

„Alles, was vertraglich mit dem Bayerischen Hausärzteverband geregelt war, wird jetzt wieder auf das gesetzlich vorgeschriebene Maß zurückgeführt“, erklärt Gerhard Ruder, Geschäftsstellenleiter der AOK in Hersbruck. Neben der Praxisgebühr fällt auch der einjährige Gesundheitscheck für Versicherte über 35 Jahre weg. Dieser war bis Ende Dezember im Vertrag festgeschrieben.

AOK-Versicherte können ihn nun, wie die anderen Versicherten auch, nur noch alle zwei Jahre wahrnehmen. Sonst werden die Patienten keine merklichen Unterschiede spüren, so Ruder. Mit Blick auf die Zukunft sieht er die Möglichkeit, dass wieder Verträge mit den Hausärzten geschlossen werden. In welcher Form, das sei jedoch noch völlig offen. Für Versicherte der Ersatzkasse Barmer GEK ändert sich nach der Kündigung der Verträge nichts. „Von Beginn an haben wir kritisiert, dass die Ärzte zwar nach dem Abschluss der Verträge mehr Geld bekommen, die Patienten jedoch keine wesentlichen Leistungsverbesserungen“, sagt die bayerische Pressesprecherin der Barmer GEK, Stefani Meyer-Maricevic. Der Wegfall der Verträge habe folglich keine Auswirkung für die Versicherten.

Merkliche Konsequenzen

Das sei auch für Mitglieder der DAK (Deutsche Angestellten Krankenkasse) der Fall, so der stellvertretende Servicezentrumsleiter, Gerhard Vogel. Wie alle Krankenkassen schloss auch die DAK die vom Gesetz vorgeschriebenen Hausärzteverträge ab. Eine Befreiung von der Praxisgebühr war nicht darin enthalten. Der Austritt aus dem Hausarztmodell habe daher keine Folgen für DAK Kunden, so Vogel.

Das bezweifelt Norbert Schutt, Vorsitzender der Hersbrucker Ärztegenossenschaft. Der Wegfall der besseren Honorierung der Hausärzte durch den Vertrag werde merkliche Konsequenzen für die Patienten haben. Mit weniger Budget pro Patient müsse der Arzt in Zukunft mehr sparen, beispielsweise beim Personal. Bürokratische Aufgaben blieben daher vermehrt am Arzt hängen. „Viel Zeit für Hausbesuche wird da nicht bleiben“, so Schutt. Die Kündigung der Verträge verursache noch ein weiteres Problem: Denn immer weniger Ärzte entscheiden sich, eine Praxis zu eröffnen, da ihnen durch fehlende Verträge Planungssicherheit fehlt. Schon jetzt seien drei Viertel der rund 20 Hausärzte im Altlandkreis über 50 Jahre alt. Junge Nachfolger seien kaum in Sicht. Hinzu kommt, dass viele gut ausgebildete Mediziner bei den unklaren Zukunftsperspektiven hier in Deutschland lieber ins Ausland abwandern, so Schutt. Falls die Krankenkassen auch in Zukunft Interesse an einer guten hausärztlichen Versorgung ihrer Mitglieder hätten, sei es jetzt an der Zeit, längerfristige attraktive Verträge mit den Hausärzten abzuschließen.

Hausarztverträge gekündigt

Ende Dezember kündigten die AOK und die Ersatzkassen ihre Verträge mit den Hausärzten. Diese waren Ende 2008 geschlossen worden, um die Rolle der Hausärzte als Lotsen durch das Gesundheitssystem zu festigen. Nachdem Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) die Verträge, vor allem die bessere Honorierung, aufweichte, lief der bayerische Hausärzteverband Sturm und drohte damit, aus dem Kassensystem auszusteigen. Daraufhin kündigte die AOK als erste Kasse ihren Sondervertrag. Sie spielte in dem Hausarztmodell eine Vorreiterrolle und bot in ihren Verträgen zusätzliche Leistungen an. Vergangene Woche haben sich Krankenkassen und Ärzte unter Vermittlung des bayerischen Gesundheitsministers Markus Söder auf neue Verhandlungen Ende Januar verständigt.