Nostalgiereise mit maximal 30 Kilometern pro Stunde
07.05.2007, 00:00 Uhr
Vielleicht lag es daran, dass die beiden Triebwagen der Baureihe 772 von der Deutschen Reichsbahn eine Höchstgeschwindigkeit von 30 Stundenkilometern erreichten. "Aber wirklich nur ganz selten", sagte Wolfgang Schürmann. Der Mühlhausener Ingenieur sorgte dafür, dass der alte Zug auf seiner langen Fahrt vom Heimatbahnhof Plauen über Hof und Bamberg in Schlüsselfeld einlaufen konnte. Schürmann ist Liebhaber dieser alten Zeitzeugen und Mitglied im Förderverein Steigerwaldbahn.
Der Verein hat sich zum Ziel gesetzt, den Tourismusverkehr auf den Schienen wieder zu beleben - auch wenn man weiß, dass die Schienen von Bamberg nach Schlüsselfeld ab und zu auch noch wirklich genutzt werden, nämlich dann, wenn schwere Lasten zu den Schlüsselfelder Betrieben transportiert werden. Ein Personentransporter aus dem Jahre 1960, dessen Betrieb allerdings erst 1999 eingestellt wurde, berichtete Schürmann, "verirrt" sich aber weniger oft auf den Schienen entlang der Steigerwaldausläufer. "Die meiste Strecke ist Langsamfahrt angesagt weil viele Hindernisse zu beachten sind." Bahnübergänge, teils unbeschrankt, Fahrten vorbei an bewohnten Häusern.
Und bei Sambach versperrte dem Nostalgiezug sogar ein abgebrochener Ast den Weg. Trotzdem kam der 772 nicht wie geplant um 13.42 Uhr am Endbahnhof in Schlüsselfeld an, nämlich drei Minuten früher. Für die 125 Gäste an Bord standen 80 Sitzplätze zur Verfügung - 45 Personen mussten stehen. Für jeden gefahrenen Kilometer zahlten sie einen Euro. Der Eigentümer der "Wiesentalbahn", Maik Pester aus Plauen, müsse ja auch auf seine Kosten kommen, hieß es. Die ganze Fahrt von Plauen über Hof, mit einem Zwischenstopp in Bamberg, bis Schlüsselfeld und zurück dauerte übrigens von 7.29 Uhr bis 20.43 Uhr. Schürmann hoffte, dass eine solche "Zeitreise" beim Winkelmarkt im Jahr 2011 wieder angeboten werden kann.