NN/NZ-Klinikcheck
Herzschrittmacher-OPs: Bestnoten für ein Nürnberger Krankenhaus
9.10.2021, 06:05 UhrHerzrhythmusstörungen sind mit steigendem Lebensalter eine Volkskrankheit. Manchen Betroffenen ist mit einem Rhythmus-Implantat geholfen: einem Herzschrittmacher oder auch, seltener, mit einem implantierbaren Defibrillator. Bei stationär durchgeführten Herzschrittmacher-OPs erzielen viele Kardiologie-Abteilungen der nordbayerischen Krankenhäuser sehr gute Ergebnisse. Das Nürnberger Krankenhaus Martha-Maria führt in unserem Datenprojekt NN/NZ-Klinikcheck die Liste von 19 Häusern an, gefolgt vom Universitätsklinikum Erlangen und dem Klinikum Neumarkt.
Wer benötigt einen Herzschrittmacher?"
Unter Rhythmusstörungen leiden sehr viele Menschen, aber nur bei einem geringen Teil wird ein Herzschrittmacher notwendig", sagt Dr. Karsten Pohle. Er leitet die Kardiologie am Krankenhaus Martha-Maria Nürnberg, das im Klinikcheck bei diesem Eingriff in den vergangenen Jahren mehrfach Spitzenergebnisse erreichte. "Er ist dann notwendig, wenn der Herzschlag zu langsam wird, und vor allem dann, wenn das Beschwerden macht." Wenn also die Aussetzer zu Leistungsminderung, Schwindel oder sogar Bewusstlosigkeit führen.
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Ein weiterer Anlass ist eine Rhythmusstörung ohne spürbare Symptome, der sogenannte AV-Block 3, bei dem die Reizleitung zwischen Herzvor- und Hauptkammer unterbrochen wird. "Für schnelle Rhythmusstörungen kommt ein Schrittmacher dagegen nur in Ausnahmefällen infrage", erläutert Pohle.
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Die Ursachen für den zu langsamen Puls liegen meist im natürlichen Verschleiß der Leitungssysteme des Herzens. Aber auch vorangegangene Entzündungen, Infarkte, Herzfehler oder Medikamente können schuld sein.
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Eine Botschaft ist dem Chefarzt wichtig: Die Behandlung von Rhythmusstörungen ist eine "komplexe Gesamtfrage", für die sich Herzmediziner an den Wünschen und Sorgen des Patienten orientieren müssen. "Oft ist das ein jahrelanger Weg, auf dem wir gemeinsam versuchen, Lösungen zu finden. Man muss über die Sinnhaftigkeit sprechen, und für viele Patienten ist es ein Schritt, so ein Gerät anzunehmen. Wir schaffen Lebensqualität – und für manche Rhythmusstörungen Lebenserwartung. Ein Schrittmacher ist da eine Maßnahme von mehreren." Bei manchen Erscheinungsformen sind Medikamente sinnvoller, bei anderen die Verödung (Katheterablation).
Wie funktioniert der Herzschrittmacher?
Das Gerät, etwa so groß und schwer wie zwei aufeinanderliegende Zwei-Euro-Münzen, wird über einen Hautschnitt unterhalb des Schlüsselbeins eingesetzt. Von diesem Aggregat führen Elektroden (Sonden) durch eine Vene in die Herzkammer oder Vorkammer. Diese Sonden – je nach Bedarf und Zusatzfunktionen eine, zwei oder auch drei – regen das Herz elektrisch zum Schlagen an, wenn es Störungen gibt.
Die Operation dauert im einfachsten Fall eine halbe Stunde, schildert Karsten Pohle – aber auch bis zu drei Stunden, wenn bei einem vorgeschädigten Herzen die Verankerung der Sonden Probleme bereitet. Bei den meisten Patienten genügen örtliche Betäubung und Dämmerschlaf; in der Regel bleiben sie für eine Nacht im Krankenhaus.
Die meisten Betroffenen behalten ihren Schrittmacher lebenslang, weil sich das ursächliche Problem nicht anderweitig behandeln lässt. Der Batterieteil hält im Durchschnitt zehn Jahre und muss dann erneuert werden. "Das hängt sehr von der Beanspruchung ab – ein Herzschrittmacher kann auch mal nur fünf oder auch 20 Jahre halten", erklärt Pohle. "Wer regelmäßig zu seinen halbjährlichen Kontrollen erscheint, muss sich keine Sorgen machen, dass das Gerät über Nacht leer ist – es zeigt das lange im Voraus an."
Jeder zehnte Eingriff mit Rhythmusgeräten findet laut Deutschem Herzbericht ambulant in Praxen statt; darüber liegen aber keine Zahlen und Qualitätsdaten vor.