Hier in Franken gibt es ab heute nächtliche Ausgangssperren

Tobi Lang

Online-Redakteur

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9.12.2020, 06:17 Uhr

Es geht darum, besonders nächtliche Privatpartys zu stoppen - das erklärte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder bereits am Sonntag. Die nächtliche Ausgangssperre, die ab Mittwoch in Corona-Hotspots gilt, verhindert genau das. In Städten und Landkreisen mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von über 200 darf nur noch wer einen triftigen Grund hat vor die Haustüre. Als solche gelten etwa der Weg zur Arbeit oder zum Arzt - nicht aber der Besuch bei Freunden. Auch Spaziergänger müssen von 21 bis 5 Uhr zuhause bleiben, wenn sie in einem Hotspot leben.

In Bayern gibt es derzeit 25 solcher Hotspots - darunter auch Nürnberg, die größte Stadt in Franken. Dort liegt die Sieben-Tage-Inzidenz weiter bei 344. Auch die Städte Fürth (294) und Schwabach (256) weisen Inzidenzen von über 200 auf. Zudem wären, Stand Montagabend, auch die Landkreise Neumarkt, (258), Nürnberger Land (240), Coburg (202), Hof (209) und Main-Spessart (255) betroffen.


Bayerns neue Corona-Regeln: Was Sie dürfen - und was nicht


Die Stadt Hof verhängte wegen der hohen Infektionszahlen bereits im Alleingang eine nächtliche Ausgangssperre - sie gilt seit Dienstag.

Die Landkreise Fürth (184), Neustadt/Aisch-Bad Windsheim (127), Forchheim (163), Roth (190), Erlangen-Höchstadt (162), Weißenburg-Gunzenhausen (166) sowie die Stadt Erlangen (148) liegen noch knapp unter der kritischen Grenze. Hier dürfte es ab Mittwoch vorerst keine nächtliche Ausgangssperre geben - zumindest dann, wenn die Inzidenz stabil bleibt oder sinkt.

Die Maßnahmen werden ab Mittwoch in Bayern verschärft. Aber auch die Polizei will die Zügel anziehen. "Wir zeigen schon jetzt eine hohe Polizeipräsenz im öffentlichen Raum und führen Kontrollen durch", sagte Elke Schönwald gegenüber den Nürnberger Nachrichten. Die Leiterin der Pressestelle der mittelfränkischen Polizei kündigt eine konsequente Verfolgung von Verstößen an. "Die Menschen müssen sich an neue Regeln erst gewöhnen", weiß Schönwald. "Wir suchen deshalb zunächst das Gespräch."

SPD-Abgeordneter: "Das ist nicht verhältnismäßig"

Während manche Bundesländer - darunter Hessen - Bayerns neuen Corona-Kurs übernehmen wollen, äußert die Opposition im Landtag Kritik an der nächtlichen Ausgangssperre. "Ich habe Verständnis für die meisten Corona-Maßnahmen, aber nicht für eine Ausgangssperre von 21 bis 5 Uhr und ein Alkoholverbot unter freiem Himmel", schrieb etwa der SPD-Abgeordnete Florian von Brunn auf Twitter. "Das ist nicht verhältnismäßig, weil der Nutzen zweifelhaft ist. Es führt dazu, sich drinnen zu treffen - bei viel größerer Gefahr!"

Auch Dominik Spitzer, gesundheitspolitischer Sprecher Landtags-FDP in Bayern, hält wenig von den Ausgangssperren. Sie seien "weder effektiv noch verhältnismäßig", so der Liberale. Markus Söder verteidigte die Beschlüsse am Montag. Es gehe nicht darum, "das letzte Haar in der Suppe" oder das "kleinste Schlupfloch" zu suchen - es brauche stattdessen einen "Mentalitätswandel", sagte der CSU-Chef vor einer Videokonferenz des CSU-Vorstands. "Es ist an einigen Stellen ein Schlendrian eingekehrt."

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