Hier wird der Physik ein Licht aufgehen
27.11.2014, 19:43 UhrEs ist das erste Max-Planck-Institut in Bayern, das nicht in München steht. „Und das teuerste, dass jemals in Deutschland gebaut wurde“, sagte Universitätspräsident Karl-Dieter Grüske beim Richtfest. 60 Millionen Euro kostet der fünfstöckige Neubau mit lichtdurchflutetem Atrium vom Keller bis zum Dach, 50 Millionen davon kommen aus einer Sonderfinanzierung des Freistaats, die der damalige Ministerpräsident Günther Beckstein aus Mittelfranken zugesichert hat. „Es ist ein Bau der seinem Inhalt angepasst ist“, sagte Grüske.
Die Wissenschaftler erforschen die Physik des Lichts, von optischen Fasern und Sensoren bis hin zu Verschlüsselungstechniken mit Hilfe der Quantenmechanik. Seit 2009 gibt es das Institut in Erlangen, bislang ist es zur Miete im drei Kilometer entfernten Gewerbegebiet an der Paul-Gossen-Straße untergebracht. Im Frühjahr 2016 sollen die Mitarbeiter in den Neubau umziehen, neben das Gelände des Departments für Physik der Uni Erlangen-Nürnberg.
Um den Standort gab es im Vorfeld viel Streit. Noch immer klagt der Bund Naturschutz gegen die Bebauung des Naturschutzgebietes Exerzierplatz. Zwei Drittel der Fläche zwischen Röthelheimpark und Südgelände der Universität sind noch übrig. Auch auf der Baustelle gab und gibt es noch Konflikte. Eine besondere Herausforderung ist die Bodenplatte des Neubaus. „Unsere Experimente reagieren empfindlich auf kleinste Schwankungen von nur einem Millionstel-Millimeter“, erklärt Physiker Vahid Sandoghdar. Im alten Gebäude spüren die Wissenschaftler jedes Auto, das vorbeifährt. Doch der Beton der neuen, ein Meter dicken Bodenplatte wurde nicht fest genug, um die hohen Anforderungen der Forscher zu erfüllen. Nun ist schon im Rohbau eine Sanierung fällig, um nachzubessern. Auch an der obersten Balustrade im Atrium ist ein Stück Beton herausgebrochen.
Es gab viel Ärger auf der Baustelle
„Wir könnten vor Gericht stehen, stattdessen stehen wir heute hier und feiern zusammen“, sagte Dieter Grömling, Leiter der Bauabteilung der Max-Planck-Gesellschaft. „Alle haben sich zusammengerauft, damit der Bau nicht zum Erliegen kommt.“ Unklar ist trotzdem noch, wer die Mehrkosten tragen muss. Ein Unglück überschattete das Richtfest: Grömling bat zu Beginn um eine Schweigeminute für den Monteur, der am 8. Oktober auf der Baustelle ums Leben kam. Vermutlich ist er gestürzt, doch niemand hat den Vorfall beobachtet, die Ermittlungen laufen noch.
Knapp 20 Firmen wirken am Neubau mit. „Da treffen Hightech und Sandschaufeln aufeinander“, sagte Grömling. Das Richtfest sei deshalb das einzige Fest für die Arbeiter statt für Krawattenträger. Das meiste Geld wurde im Keller verbaut, im Laserlaboratorium, und dem Reinraumgebäude, in das nach dem Bau kein Staubkorn gelangen darf.
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